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71 Prozent weniger Taxi-Neuzulassungen
Darum bricht Mercedes das Taxi-Geschäft weg

Mercedes verkauft 2024 viel weniger Taxis als in den Vorjahren. Das hat Gründe – und die sind vom Hersteller durchaus erwünscht.

Taxi-Schild
Foto: EMS-FORSTER-PRODUCTIONS via Getty Images

"Wenn ich Mercedes fahren will, rufe ich mir ein Taxi", lautet der bekannte und etwas despektierliche Spruch, der aber gleichzeitig die bisherige Bedeutung der Marke für das Personenbeförderungs-Gewerbe zeigt. Doch Mercedes-Skeptiker müssen sich nun einen anderen Slogan einfallen lassen, denn die einstige Vormachtstellung der Schwaben auf dem Markt der Taxi-Modelle bröckelt enorm. Wie das "Handelsblatt" berichtet, sind die Taxi-Zulassungen der Marke zwischen Jahresbeginn und Ende August 2024 von 1.730 auf 497 Einheiten geschrumpft – ein Einbruch um 71 Prozent.

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Darunter befanden sich nur 127 Einheiten der einstigen Taxi-Topseller Mercedes E-Klasse und B-Klasse . Das wiederum ist nicht verwunderlich. Bereits im Frühjahr 2022 gab der Hersteller bekannt, das 2023 neu eingeführte E-Klasse-Modell W214 und S214 (also Limousine und Kombi, siehe Video und Fotoshow) nicht mehr als Taxi anbieten zu wollen. In diesem Zuge fiel ebenso die modellgepflegte B-Klasse als Taxi-Ausführung weg. Zuvor hatte Mercedes bereits bei der 2021 neu in den Markt eingeführten C-Klasse (W206 und S206) die Taxi-Edition eingestellt.

Großraum-Vans statt Limousinen

Als Begründung hieß es damals auf Nachfrage: "Wir optimieren gegenwärtig unsere Ausrichtung an den Bedürfnissen des Taxigewerbes, um sicherzustellen, dass wir den Anforderungen dieses wichtigen Marktsegments auch in Zukunft gerecht werden. Dazu gehört auch die regelmäßige Überprüfung unseres Produktportfolios. Während die Nachfrage bei unseren geräumigen Taximodellen stetig gestiegen ist, sind die Absätze der E- und B-Klasse als Taximodell allein in den vergangen vier Jahren um 75 Prozent zurückgegangen." Marktanalysen von Mercedes hätten ergeben, dass in der Personenbeförderung künftig insbesondere die Nachfrage nach geräumigen, multifunktionalen Fahrzeugen mit höherem Einstieg und bis zu sieben Sitzplätzen steigen wird. Entsprechend werde man das "Portfolio im Taxi- und Mietwagen-Bereich konsequent auf Van-Produkte fokussieren".

Hinzu kommt: Inzwischen legte Mercedes einen Strategieschwenk hin. "Taxis passen einfach nicht zu unserem Luxusanspruch", sagte ein Manager dem "Handelsblatt". Eine weitere Ursache sei die schlechte Marge beim Verkauf von Taximodellen. Man habe eine intensive Prüfung durchgeführt und sei zu dem Schluss gekommen, dass die Absatz- und Produktionszahlen im Taxigeschäft nicht nachhaltig genug seien, heißt es in dem Bericht. Tatsächlich hatte Mercedes die E-Klasse 2022 als Sondermodell "Das Taxi" stark rabattiert angeboten. Als 200 d ab 35.535 Euro sowie als 220 d (36.410 Euro) und E 300 de ab 47.235 Euro (jeweils ohne Mehrwertsteuer). Zum Vergleich: Heute liegt der Nettopreis einer E 220 d Limousine in Basisausstattung bei über 60.000 Euro.

Heute gar keine Mercedes-Taxis mehr

Seit Einstellung der Taxiversionen von B-, C- und E-Klasse bot der Autobauer vorübergehend nur noch den Vito Tourer und die V-Klasse als Motordroschke an. Dazu gesellten sich noch die elektrischen Versionen EQV sowie E-Vito Tourer. Doch auch damit war es nach einer gewissen Übergangszeit vorbei: "Aktuell bietet Mercedes-Benz keine Taximodelle mehr ab Werk an", so der Hersteller gegenüber dem "Handelsblatt".

Die Großraumlimousinen konnten quantitativ ohnehin nicht die Lücke füllen, die durch den Wegfall der anderen Taxi-Baureihen aufgerissen wurde. Lag der Marktanteil von Mercedes bei den Taxi-Neuzulassungen 2019 noch bei 52 Prozent, waren es 2023 schon nur noch 38 Prozent. Im August 2024 waren die Schwaben schließlich bei nur noch 13 Prozent angekommen. Marktführer ist inzwischen Volkswagen mit seinen bei Taxifahrerinnen und -fahrern beliebten Modellen Touran und Caddy. Es folgt Toyota; die Japaner schicken immer mehr Corollas und RAV4 in Elfenbeinfarben auf deutsche Straßen.

Künftig nur noch "Taxis light"

Echte Taxis ab Werk will Mercedes auch künftig nicht mehr anbieten. Immerhin soll es ab Jahresende für den Vito, die V-Klasse und deren vollelektrische Varianten technische Lösungen geben, dank derer spezialisierte Firmen die Serienautos per Taxameter und Dachzeichen in Taxis verwandeln können. Doch "diese Lösung ist nicht mit dem bisherigen Taxi-Komplettpaket-Service zu vergleichen", betont Mercedes. Darüber hinaus soll es für die E-Klasse eine Vorrüstung für ein Limousinen-Service-Paket geben, um die Nachfrage nach luxuriöser Personenbeförderung zu bedienen. Das scheint besser zum neuen gewünschten Image zu passen als haufenweise elfenbeinfarbene E-Klassen mit Taxischild im täglichen Straßenbild.

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Fazit

Mercedes verliert seine einstige Dominanz im Taxi-Markt. Die Zulassungen sind drastisch gesunken. Kein Wunder, denn die Marke bietet keine Taximodelle mehr ab Werk an. Volkswagen und Toyota profitieren von dieser Entwicklung und nehmen die freigewordenen Marktanteile gerne selbst an.

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