Für AMG geht es dabei um mehr als nur Fläche: Die Straße wird künftig zum Herzstück eines sensiblen Entwicklungsbereichs.
AMG will Prototypen vor Spionage schützen
Durch den Straßenzukauf wird die bisher öffentlich zugängliche Verbindung nun Teil des firmeneigenen Geländes. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf den Entwicklungsalltag: Testfahrzeuge, sogenannte Erlkönige, können sich innerhalb des geschlossenen Bereichs bewegen, ohne dem Risiko von Fotoaufnahmen durch Außenstehende ausgesetzt zu sein. Unternehmenssprecher Felix Siggemann erklärte gegenüber den Stuttgarter Nachrichten: "AMG muss seine Prototypen besser schützen, besonders beim Produktfeuerwerk, das man von 2026 an abbrennen wolle."
In den vergangenen Jahren waren immer wieder Bilder von getarnten AMG-Fahrzeugen aufgetaucht – aufgenommen auf öffentlichem Grund in der Nähe des Standorts oder auf anderen Teststrecken. Die zunehmende Zahl geplanter Modellneuheiten – 2026 gilt konzernintern als bisher größtes Produktjahr – verschärft den Schutzbedarf zusätzlich.
Praktische Vorteile für Betrieb und Zulassung
Neben dem Spionageschutz bringt der Straßenzukauf auch betriebliche Erleichterungen. Bislang mussten AMG-Mitarbeiter bei Überführungsfahrten zwischen Werkstätten auf öffentlichem Raum stets Kennzeichen montieren. Zudem unterliegen Prototypen auf öffentlichen Straßen strengeren gesetzlichen Anforderungen. Innerhalb des nun zusammenhängenden Geländes gelten zwar ebenfalls technische Vorgaben, diese lassen sich aber flexibler erfüllen.
Die Benzstraße verbindet künftig zentrale Gebäude auf dem erweiterten Werksgelände. Derzeit entstehen dort zwei neue Bauwerke für Fahrdynamiksimulation, Entwicklungswerkstätten und Testlabore. Sie sollen laut Siggemann bereits im Herbst 2025 in Teilbereichen in Betrieb gehen.
Gemeinde sieht Verkauf als Wirtschaftsförderung
Die Zustimmung zum Verkauf erfolgte im Gemeinderat von Affalterbach einstimmig. Bürgermeister Steffen Döttinger sprach von einem wichtigen Schritt: "Für AMG ist das zusammenhängende Werksgelände dringend notwendig – wir betreiben damit Wirtschaftsförderung." Einen Rabatt gab es für den Autokonzern nicht: Der Kaufpreis entsprach dem offiziell festgelegten Verkehrswert. Die genaue Summe bleibt vertraulich.
Affalterbach profitiert seit Jahren stark von der Präsenz des Unternehmens. Die rund 4.400 Einwohner zählende Gemeinde verfügt dank der AMG-Gewerbesteuer über hohe Rücklagen, zuletzt berichtete die Verwaltung von rund 43 Millionen Euro.
Kanal bleibt kommunal – Schnee räumt AMG selbst
Die Kanalisation unter dem verkauften Straßenstück bleibt in kommunaler Verantwortung. Beim Winterdienst ändert sich jedoch die Zuständigkeit: Der kommunale Räumdienst wird den neuen Privatbereich künftig aussparen. Das Unternehmen soll die Schneeräumung selbst übernehmen – eine Aufgabe, die es laut Bürgermeister Döttinger ohnehin auf anderen Flächen bereits erfüllt.
Die langfristige Entwicklung ist für AMG damit nicht abgeschlossen. Im Gespräch ist bereits eine weitere Gewerbefläche in Richtung Winnenden. Die Erschließung befindet sich derzeit im Stadium der Vorplanung durch den Gemeindeverwaltungsverband Marbach. Ob und wann eine Genehmigung erfolgt, ist derzeit noch offen. Bürgermeister Döttinger, im Amt seit 25 Jahren, sieht die Zukunft dennoch optimistisch: "AMG war schon immer ein dynamisch wachsendes Unternehmen."