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Mate Rimac im Interview
„Sehe Rimac als kleinen Bruder von Porsche“

Rimac steht derzeit groß im Fokus: Der C-Two mit 1.915 PS ist kurz vor der Fertigstellung, Bugatti soll an die kroatische Firma verkauft werden und zahlreiche Hersteller klopfen an die Türe des Elektro-Pioniers

Mate Rimac
Foto: Rimac

2009 hatte Mate Rimac die Rimac Automobili in Sveta Nedelj bei Zagreb in Kroatien gegründet und erlangte mit dem Concept One als weltweit schnellstes Serien-E-Auto Berühmtheit. Hier die wichtigsten Aussagen aus einem Interview mit der "Automobilwoche".

… den C-Two

Der Supersportwagen C-Two (siehe Fotoshow) sollte ursprünglich 2020 zu den Kunden rollen, nun hofft Rimac, 2021 die ersten Fahrzeuge ausliefern zu können. Dabei möchte der Firmengründer aber nicht nur der Corona-Pandemie die Schuld zuschieben. Es liege auch an der Komplexität des Modells. "Wir haben alles selbst gemacht, vom Antrieb über die Batterie bis zum Infotainment.

Unsere Highlights

Das ist sehr selten in der Autoindustrie." Alleine 6.000 Teile werden verbaut, darunter auch die Batterie, die wiederum aus 10.000 Teilen besteht. Beim Umrichter und vielen anderen Komponenten sei das ähnlich. Die habe man auch selbst entwickelt. Lediglich Reifen und Bremsen wurden zugekauft. "Es ist ja kein Zufall, dass es in den vergangenen 70 Jahren außer Tesla bisher kaum ein Autohersteller außerhalb Chinas geschafft hat, sich zu etablieren."

… Elon Musk

Wenngleich Mate Rimac oft als Elon Musk des Balkan bezeichnet wird, sieht sich der Kroate nicht in einem direkten Vergleich, zumal er ihn noch nie persönlich getroffen habe. "Ich habe riesigen Respekt vor Elon", sagte er der Automobilwoche. "Er hat ja deutlich mehr Erfahrung und viel mehr erreicht." Mit seinen Projekten in der Raumfahrt sei er eine große Inspiration.

"Wenn vor zehn Jahren ein deutscher Entwickler zu seinem Vorstand gesagt hätte, wir bauen ein siebensitziges Auto mit 17-Zoll-Touchscreen und einer Beschleunigung von unter drei Sekunden, dann wäre er vermutlich ausgelacht worden."

… Porsche

Seit 2019 ist Porsche an Rimac mit 15,5 Prozent beteiligt, der kroatische Elektropionier liefert für den Porsche Taycan das Schnellladesystem sowie weitere Komponenten. Trotzdem sieht sich der 33-Jährige mit seiner Firma eher als "kleiner Bruder von Porsche".

Man lerne extrem viel, über die Beratungstochter Porsche Consulting würden Prozesse optimiert. Und umgekehrt, "sind wir das Schnellboot, das vielleicht agiler ist und sich manchmal technologisch mehr zutraut."

… Bugatti

Die Luxusmarke Bugatti soll nach übereinstimmenden Berichten an Rimac gehen. Stattdessen soll Porsche seinen Anteil an Rimac auf 49 Prozent erhöhen und damit noch mehr Know-How erhalten. Gleichzeitig könnte Bugatti unter der Führung von Rimac einen rein elektrischen Supersportwagen mit dem für die Marke wichtigen Luxus-Ambiente auf die Straße bringen. Natürlich hat die Automobilwoche Mate Rimac auch dazu befragt. Die Antwort: "Dazu kann ich im Moment leider nichts sagen."

… Investoren

2009 als Rimac gegründet wurde und zwei Jahre später die ersten Mitarbeiter eingestellt wurden, da kämpfte Tesla ums Überleben und Fisker ging in die Insolvenz. "Da war die Bereitschaft zu investieren sehr gering, vor allem hier in Kroatien", so Rimac. "Wir mussten von Anfang an von unserem Umsatz leben, was in der Autoindustrie sehr schwierig ist. Deshalb haben wir angefangen, für andere Hersteller Entwicklungsdienstleistungen und Komponenten anzubieten. Das hat uns am Leben gehalten."

140 Millionen Euro habe der kroatische Unternehmer nach eigenen Angaben von Investoren wie Porsche oder Hyundai "eingesammelt". Das sei nicht viel in der Autoindustrie. "Derzeit befinden wir uns in der nächsten Finanzierungsrunde mit einem großen strategischen Investment, das in zwei bis drei Monaten abgeschlossen sein soll und nochmals 130 bis 150 Millionen Euro bringt." Hier stünde mehr die Strategie im Vordergrund. "Wir sind zwar profitabel, haben aber einen geringen Free Cashflow und hohe Investitionen. Ende des Jahres ist daher eine weitere Runde geplant."

… Kunden

Hier lässt Mate Rimac Diskretion walten und will nur über Projekte sprechen, bei denen die Kunden die Erlaubnis erteilt haben. Entsprechend verrät er, dass er für den Aston Martin Valkyrie Batterie und Infotainment gemacht habe, für Königsegg den Akku und "für den Pininfarina Battista liefern wir den gesamten Antriebsstrang." Für Porsche habe man den Auftrag für die Entwicklung und Produktion von Komponenten erhalten. Und "für Hyundai und Kia machen wir den Antrieb für einen Elektrosportwagen und einen Brennstoffzellen-Hybrid".

Große Volumina sieht Rimac dabei nicht, da haben Zulieferer aus China einen Vorteil. "Wir sehen unser Geschäft hauptsächlich in hoch performanten Autos, wo die deutschen Hersteller stark sind. Wenn es darum geht, die größte Reichweite und Leistung bei geringstem Gewicht zu erreichen, kommen wir ins Spiel. Da reden wir auch über fünfstellige Stückzahlen."

… die deutsche Autoindustrie

Die deutschen Autobauer müssen seit Jahren mit den Vorwürfen leben, sie hätten den Wechsel zur E-Mobilität verschlafen. Rimac sieht das differenzierter: "Bei der Elektromobilität sind sie gut aufgestellt", sagt er. Aber die Muster der Autoindustrie haben sich nicht verändert, schränkt er ein. "Die deutschen Hersteller mit ihrer Geschichte, ihren Gewerkschaften und ihrer Größe haben einfach ein Problem, zehn Jahre vorauszudenken." OEM kaufen immer noch Teile bei Zulieferern, der Endkunde kauft beim Vertrieb. "Alle reden über Transformation, doch die große Revolution kommt erst, wenn es nur noch Mobilität für Nutzer gibt und keine Eigentümer mehr."

Diese Dienste würden dann von Uber und Google betrieben, die Hunderttausende von Fahrzeugen für ihre Flotten bestellen. "Aber denen ist es völlig egal, ob diese von Renault, Audi oder Skoda kommen. Das Geld wird dann mit der App verdient, aber nicht mehr mit dem Auto an sich. Da haben die Tech-Konzerne einen riesigen Vorteil."

... die Zukunft

Auf der einen Seite baut Rimac Supersportwagen, auf der anderen Seite ist das Unternehmen als Zulieferer tätig. In Zukunft denkt Rimac darüber nach, die Firmen auch "formal zu teilen". Mit den Hypercars wolle man zeigen, "was technisch bei einem Elektroantrieb möglich ist. Dies werden immer Kleinserien unter hundert Exemplaren pro Jahr sein. Wir reden hier über 200 Millionen Euro Umsatz pro Jahr und eine gute Rendite."

So ein Auto sei immer auch ein Aushängeschild und schaffe Aufmerksamkeit sowie Aufträge als Zulieferer. "In diesem Fall wollen wir großen Herstellern helfen, mit unseren Komponenten schneller auf Elektromobilität umzusteigen. Da reden wir auch von größeren Stückzahlen." Entsprechend macht Rimac Automobili auch als Zulieferer mehr Umsatz. "Deshalb planen wir den Ausbau unseres Unternehmens", skizziert Mate Rimac seine Zukunft. Man werde einen Campus errichten mit den Bereichen Forschung und Entwicklung, Testgelände, Verwaltung und Produktion. "Das soll sehr offen sein, mit Kantine, Kindergarten, einem Tierarzt und einem Garten für den Anbau von Bio-Gemüse. Für 2023 ist der Einzug geplant, dann soll auch die Mitarbeiterzahl von 1.000 auf 2.500 steigen.

Umfrage
Bugatti soll an Rimac gehen?
15017 Mal abgestimmt
Nein, Bugatti soll Bugatti bleiben!Okay, mit Rimac hat Bugatti Zukunft!

Fazit

Mate Rimac hat nicht nur Visionen, sondern auch einen Plan. Im Interview mit der Automobilwoche, erklärt er ihn und zeigt, wie man zu einem großen aber auch agilen Player in der Autoindustrie aufsteigt. So wie Elon Musk und Tesla, aber eben auch ganz anders.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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