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Kommentar zum neuen Porsche Taycan Turbo S
Cool bleiben und Geld verdienen

Pünktlich zur Weltpremiere des neuen Porsche Taycan ist nicht nur in meiner Social-Media-Filterbubble die Hölle los. Junge Desillusionierte, alte Verbitterte, zeitlose Aluhüte. Viel Geschrei, viel Emotionen, wenig Substanz. Und alle wissen natürlich ganz genau, was Porsche mit dem Taycan falsch gemacht hat. Finde ich mutig.

Jochen Knecht Porsche Taycan
Foto: Porsche / Knecht

Ganz ehrlich: Als ich gelesen habe, dass das Taycan -Topmodell tatsächlich „Turbo S“ heißen soll, fand ich das auch ein kleines bisschen albern. In dem Auto steckt ganz sicher sehr viel, nur eben kein Turbo. Es sei denn, man denkt sich irgendein Gebläse aus, das die Akkus besonders effektiv … aber lassen wir das. Der Name passt zum restlichen Porsche-Modellprogramm. Das war die Idee. Darüber kann man sich jetzt künstlich aufregen. Dann muss man das bitte aber auch bei Mercedes oder Audi machen, die seit Jahren Modell- und Motorenkürzel auf Autos kleben, die überhaupt nichts mehr mit den Hubräumen zu tun haben, von denen sie mal abgeleitet wurden.

Unsere Highlights

Wird das dem Erfolg des Taycan schaden? Nachweislich nicht. Als sie in Zuffenhausen angefangen haben, die Serienfertigung aus dem Boden zu stampfen, ging es um 20.000 Taycan pro Jahr. Inzwischen werden es wohl 40.000 pro Jahr werden und ich bin mir sehr sicher, dass auch das nicht reichen wird. Weil sie bei Porsche einen Porsche gebaut haben. Kein Auto, das die Welt retten wird. Und auch keinen Tesla-Killer. Beides kann man persönlich schade finden, es ist aber genau richtig so.

Ich will mir die Häme und das Wehklagen in der automobilen Filterblase nicht vorstellen, wenn sich die Porsche-Entwickler darauf fokussiert hätten, eine Art sportlichen Tesla-Model-S-Klon zu entwickeln. Haben sie aber eben nicht. Sondern sie haben sich den Taycan ausgedacht. Einen Elektro-Porsche, voll mit verspielt-ambitionierten Technik-Eigenheiten (800 Volt-Technik) und einer Wettkampf-Härte, die so aktuell wohl nur ein Porsche kann.

Klar, so ein Tesla Model S 100D kommt (mit etwas größerem Akku) wahrscheinlich 100 Kilometer weiter. Und vielleicht gewinnt der Amerikaner sogar den 0 auf 100 km/h-Sprint. Und jetzt? Sagt ja auch keiner, dass der Tesla ein schlechtes Auto ist. Mein Kollege Alexander Bloch hat vor ein paar Wochen relativ eindrucksvoll herausgefahren, wie gut ein Tesla Model 3 im Vergleich mit einem BMW 3er abschneidet. Aber nochmal: Das hat mit dem Porsche Taycan herzlich wenig zu tun.

Der wird, nach allem was wir wissen, alle aktuellen Serien-Elektroautos auf der Rennstrecke und beim Thema Fahrdynamik in Grund und Boden fahren. Das ist und bleibt die Porsche-DNA, egal ob mit Verbrenner oder Akku. Im Zusammenspiel mit einer außergewöhnlich hochwertigen Verarbeitung sind die Fans und Kunden der Marke weltweit bereit, dafür auch deutlich mehr zu bezahlen, als man es bei der Konkurrenz tun müsste. Dennoch sich 60.000 Euro Mehrpreis zu einem Tesla Model S natürlich ein Wort. Dazu aber nur so viel: Elon Musk muss, will oder kann mit seiner Firma bis jetzt noch kein Geld verdienen. Diesen Luxus haben sie bei Porsche nicht. Sie haben jetzt den Taycan. Und der macht, zumindest aus meiner Sicht, ziemlich viel ziemlich richtig.

Fazit

Ohne Emotionen geht es beim Thema Auto nicht. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die Wellen rund um den Porsche Taycan hoch schlagen. Trotzdem müssen wir raus aus den ganzen überhitzten Diskussionen. Porsche hat abgeliefert und muss jetzt zeigen, dass sie auch liefern können. Wird dieses Auto die Welt retten? Natürlich nicht. Dieser Anspruch wäre auch nicht fair, einer Sportwagen-Firma gegenüber. Zeigt der Taycan einen Weg in die Zukunft? Ganz sicher. Weil er vielleicht dem ganzen Volkswagen-Konzern den nötigen Schwung in Sachen Elektromobilität gibt, der eine ganze Industrie aus der Krise ziehen könnte.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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