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Kinder im heißen Auto
Autohersteller müssen handeln

Tödliches Vergessen: Im Schnitt sterben in den USA pro Jahr 37 Kinder, zurückgelassen im Auto. Seit 1998 waren es bis heute 983 – in vergangenen Jahr 29. Bis 2025 müssen US-Autohersteller ihre Fahrzeuge mit einem Rücksitzerinnerungssystem ausstatten.

Hitze im Auto Sommerzeit Klimaanlage
Foto: tiagozr/AdobeStock

In den USA sind Warnhinweise an nahezu jeder Ecke zu lesen. Auf Kinderwagen steht "Vor dem Zusammenklappen Kind herausnehmen", auf dem Kaffeebecher "Inhalt könnte heiß sein" und auf der Mikrowelle "Keine Tiere oder Kinder hineinpacken". Was aber anscheinend viel wichtiger wäre, sind Warnhinweise auf, in und um Autos herum mit der Aufschrift: "Bei heißen Außentemperaturen Kind nicht im Auto zurücklassen." Denn in den vergangenen 26 Jahren starben durch diese Art von Nachlässigkeit, Schusseligkeit oder einfach auch Dummheit 983 Kinder in den USA – in diesem Jahr sind es bereits 14 (Stand 23. Juli 2024). Zuletzt verstarb ein sechs Monate altes Mädchen in East Hanover, NJ. Die Außentemperatur betrug vor Ort 33,9 Grad.

Unsere Highlights

Die Kinder, die in den USA (1998-2023) an einem Hitzschlag im Auto starben, waren zwischen 5 Tagen und 14 Jahren alt. Mehr als die Hälfte der Todesfälle (55 %) waren Kinder unter 2 Jahren.

Internetseite des Grauens

Wie oft der Notarzt in den USA in den vergangenen Jahren auch nichts mehr retten konnte, ist äußerst eindrucksvoll auf der Internetseite NoHeatStroke.org dargestellt. Einer Internetseite, die sowohl grafisch als auch tabellarisch Auskunft darüber erteilt, wo welches wie alte Kind gerade oder seit 1998 im Auto an Überhitzung verstorben ist. Jedes Jahr kommen rund 38 Namen hinzu. Die traurige Nummer 800 war ein vierjähriger Junge in St. Paul, Minnesota, der an einem Samstag tot aufgefunden wurde, nachdem er stundenlang im heißen SUV seines Vaters zurückgelassen wurde, während dieser bei der Arbeit war.

Im Jahr 2023 starben 29, 33 im Jahr 2022 und im Jahr 2021 23 Kinder den Hitzetod im Auto. Im Jahr 2020 waren es 25, davor 53 (trauriger Rekord). Der Rekordmonat ist der Juli. Seit 1998 bis heute starben im Monat Juli 221 Kinder (Durchschnitt 9 Kinder pro Juli). Allein im Jahr 1999 sind genau in diesem Todesmonat 16 Kinder den Hitzetod gestorben. Es geht sogar so weit, dass nach Unfällen der Hitzetod die häufigste Todesursache für Kinder unter 14 Jahren ist. Der 19. März eines jeden Jahres ist rein rechnerisch als Start in die Hitzetod-Saison errechnet worden.

Die meisten Kinder starben an einem Donnerstag (164) und Freitag (159). Das Durchschnittsalter der Opfer liegt bei 27,2 Monaten. 31 Prozent der toten Kinder haben nicht einmal ihren ersten Geburtstag erlebt. Zu 38 Prozent war die Mutter, zu 25 Prozent der Vater für den Tod verantwortlich. In über der Hälfte der Fälle (52,17 Prozent) wurden die Kinder schlicht vergessen. 20,66 Prozent wurden absichtliche im Fahrzeug zurückgelassen (kurz mal Einkaufen oder ähnliches). Interessanterweise fanden 58 Prozent der Unfälle vor dem eigenen Haus und nur 23 Prozent bei der Arbeit statt. 13 Kinder starben im Auto, während die Eltern in der Kirche waren. Der US-Bundesstaat mit den meisten Todesfällen ist Texas (142).

20 teilnehmende Autohersteller (darunter General Motors Co., Ford Motor Co., Volkswagen AG, Toyota Motor Corp., Hyundai Motor Co. und Honda Motor Co.) gaben bekannt, bis zum Modelljahr 2025 alle US-Fahrzeuge mit einem Rücksitzerinnerungssystem auszustatten. Fiat Chrysler Automobiles NV ließ sogar verlauten, dass die Erinnerungstechnologie später weltweit Anwendung finden soll. Eine Technologie, die aus dem Auto aussteigende Erwachsene sowohl durch akustische als auch visuelle Weise darauf aufmerksam machen soll, dass im Fond noch ein oder mehrere Kinder sitzen. GM verfügt bereits seit 2016 bei einigen US-Fahrzeugen über solch ein System.

Das passiert im Auto bei Hitze

Kurz zur Erklärung, was sich bei einem qualvollen Hitzetod abspielt: Zunächst verliert der kleine Körper Wasser und Mineralien, das Blut verdickt. Schwindel, Übelkeit und ein unregelmäßiger, erhöhter Puls sind die Folgen. Hinzu kommen Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle, in ganz schlimmen Fällen kann es zur Schwellung des Gehirns kommen. Tritt keine Besserung ein, verlieren sie das Bewusstsein. Und wenn das niemand bemerkt, wachen sie vielleicht nie wieder auf. Solch ein Todeskampf im Kindersitz kann 30 Minuten andauern.

Hitze Temperaturen im Auto
ADAC
Schon nach wenigen Minuten können tödliche Temperaturen in einem Auto herrschen.

Das Fatale: Selbst bei frühlingshaften 20 Grad beträgt die Temperatur im Auto nach 30 Minuten hochsommerliche 36 Grad. Viel schlimmer sieht es bei 30 Grad und mehr aus: Bei 34 Grad Außentemperatur erhitzt sich das Fahrzeuginnere nach 30 Minuten auf 50 Grad! Erste Hilfe reicht dann schon nicht mehr aus. Der Notarzt muss her.

Vergessen ist menschlich – aber leider auch tödlich

Scheibe eingeschlagen Hitze im Auto Sommerzeit
tinadefortunata /AdobeStock
Im Notfall muss sofort gehandelt werden.

Mit der Einführung des Airbags auch auf der Beifahrerseite mussten die meisten Kinder in ihren Kindersitzen in der zweiten Sitzreihe Platz nehmen – ein tödlicher Tausch. Denn "das Vergessen eines Kindes im Auto kann jedem passieren", sagt Gene Brewer, Psychologe der Arizona State University. "Oft sind die Eltern einfach abgelenkt. Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen Alter, Klasse oder Persönlichkeit. Funktional macht unser Gehirn keinen großen Unterschied zwischen dem Vergessen des Schlüssels und dem Vergessen des eigenen Kindes im Auto", so Brewer.

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Fazit

Fast 1.000 Kinder starben in den USA bislang durch Überhitzung in Autos. Rücksitzerinnerungssysteme von Autoherstellern sollen ab 2025 helfen, solche Tragödien zu verhindern.

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AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

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