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Traditionsreicher Zubehör-Spezialist
Kamei ist insolvent

Der Kamei-Schriftzug war in letzter Zeit vor allem auf Dachboxen präsent. Nun ging dem Traditionsunternehmen das Geld aus. Doch der Betrieb soll vorerst weitergehen.

VW Scirocco GTI Kamei X1, Interieur
Foto: Fact

Nach über 70 Jahren Unternehmensgeschichte beginnt für Kamei ein Kampf ums Überleben. Der traditionsreiche Spezialist für Autozubehör hat beim Amtsgericht Wolfsburg einen Insolvenzantrag gestellt. Das berichtete zuerst die "Wirtschaftswoche" mit Berufung auf den vorläufigen Insolvenzverwalter Justus von Buchwaldt. Hauptgrund für die finanzielle Schieflage des Unternehmens seien die infolge des Ukraine-Krieges gestiegenen Materialkosten. Hinzu kommen ferner eine schwache Auftragslage, schleppend verlaufende Preisverhandlungen mit Automobilherstellern und die verzögerte Einführung eines neuen Produkts.

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Doch der Insolvenzverwalter sieht eine Perspektive für die Firma Kamei GmbH & Co. KG, die zuletzt noch 42 Mitarbeiter beschäftigte und einen Umsatz von etwa sechs Millionen Euro erzielte. "Unser Ziel ist ganz klar eine Sanierung", sagte von Buchwaldt dem Wirtschaftsmagazin. Er will Kamei über einen Insolvenzplan oder den Einstieg eines Investors retten. "Der Geschäftsbetrieb geht auch im vorläufigen Insolvenzverfahren vollumfänglich weiter", betonte von Buchwaldt. Alle Aufträge würden wie gewohnt weiterbearbeitet und es werde weiter gefertigt und ausgeliefert.

Start 1952 mit der "Schlummerrolle"

Kamei wurde 1952 von Karl Meier gegründet, der vor dem Zweiten Weltkrieg im Volkswagenwerk als Konstrukteur für Innenausstattungen angestellt war. Erstes Produkt der Wolfsburger war ein im Auto verwendbares Kopfkissen namens "Schlummerrolle", das später zur weltweit ersten Sicherheits-Kopfstütze weiterentwickelt wurde. Es folgte weiteres Interieur-Zubehör wie Schalensitze und Lenkradhüllen – ein Produkt, das im Laufe der Jahre mehr als 100 Millionen mal produziert wurde. Heute gehört neben Antirutschmatten, Mittelarmlehnen zum Nachrüsten, Lenkradkrallen sowie Kleiderbügeln und Krimskrams-Taschen für die Rückseiten der Vordersitze auch ein Golfball-Schaltknauf zum Kamei-Interieur-Portfolio.

Bereits kurz nach der Schlummerrolle konstruierte Karl Meier ein sogenanntes "Tiefensteuer" für den VW Käfer; mit diesem Frontspoiler wollte er dessen hecklastiges Fahrverhalten korrigieren. Mangels Interesse aus der Automobilindustrie entwickelte Meier das Projekt vorerst nicht weiter. Erst 1972 kam der erste Serien-Spoiler für den Käfer auf den Markt. Es folgte ähnliches Zubehör für viele weitere Modelle, bis das Programm in den Achtzigerjahren zu kompletten, im Windkanal optimierten Bodykits ausgebaut wurde. Doch spätestens mit der Jahrtausendwende wurde die Konkurrenz in diesem Geschäftsfeld zu groß und Kamei konzentriert sich auf praktischeres Zubehör.

Konzentration auf Dachboxen

Zentral dabei: Dachboxen. Schon 1955 brachte Kamei eine flatterfreie Schutzhülle mit Gepäckträger für den, na klar, VW Käfer auf den Markt. Doch es dauerte bis 1988, dass die Marke ihre erste aerodynamisch geformte Dachkiste namens "Traveller Box" auf den Markt brachte. Dieses Geschäftsfeld wuchs in der Folge rasant, auch weil Kamei zum Erstausrüster für Automobilhersteller mutierte. Von 2004 an fertigte die Firma jene Dachboxen, die im Original-Zubehörprogramm von Mercedes angeboten wurden. Später kamen mit BMW und Volkswagen weitere Großkunden hinzu.

Heute, da der Familienbetrieb in dritter Generation geführt wird, hat sich die Kamei GmbH fast komplett auf Dachboxen und -trägersysteme konzentriert. Produkte für's In- und Exterieur finden sich kaum noch im Portfolio – zumindest in jenem der Kernfirma. Seit 1989 existiert mit der Kamei Automotive GmbH nämlich ein Schwesterunternehmen, das vor allem als Zulieferer sowie Entwicklungs- und Produktionsdienstleister für die Automobilindustrie agiert. Darüber hinaus bietet Kamei Automotive Stau- und Pritschenboxen für Nutzfahrzeuge und Pick-ups oder Praktisches für Privat- und Sonderfahrzeuge an, zum Beispiel Waffenboxen und Signalkellenhalter.

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Fazit

Mit Kamei musste die nächste deutsche Traditionsfirma Insolvenz anmelden. Die zuletzt auf Dachboxen spezialisierte Firma geriet eigenen Aussagen zufolge im Zuge des Ukraine-Krieges ins Schlingern. Doch der Insolvenzverwalter sieht offenbar eine gute Perspektive für Kamei und ist optimistisch, das Geschäft retten zu können.

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