Thierry Bolloré ist gerade einmal ein halbes Jahr Chef von Jaguar Land Rover (JLR). Doch die kurze Zeit hat dem Franzosen gereicht, um eine radikal neue Strategie für den britischen Arm des indischen Tata-Konzerns zu entwerfen. Die Eckpunkte: Jaguar wird bis 2025 eine reine Elektromarke sein, der erste elektrische Land Rover kommt 2024 und bis 2030 soll von jeder Land Rover-Baureihe auch eine rein elektrische Variante erhältlich sein.
Geringere Produktions-Kapazität
Bei der Umsetzung dieser Pläne scheint der ehemalige Renault-Chef ebenfalls keine Zeit verlieren zu wollen. So sehen Bollorés Pläne offensichtlich vor, die Produktionskapazität der Marken Jaguar und Land Rover in den kommenden fünf Jahren um 25 Prozent zu reduzieren. Das geht aus einer Investoren-Präsentation hervor, aus der das Fachmedium "Automotive News" zitiert. Die Entscheidung trifft jedoch keine aktuellen Modelle, sondern künftige Projekte, deren Entwicklung nun aber gestoppt wurde. Wie zum Beispiel die des XJ-Nachfolgers, der nach früheren Plänen 2022 als rein elektrisch angetriebene Limousine kommen sollte.
Damit dürfte auch jene "nicht zahlungswirksame Belastung" in Höhe von etwa einer Milliarde Pfund (1,15 Milliarden Euro) in Zusammenhang stehen, die JLR der Investoren-Präsentation zufolge in diesem Quartal noch verbuchen wird. Für den Umbau der Marken will Bolloré dann 2,5 Milliarden Pfund (knapp 2,8 Milliarden Euro) investieren. Seine Gewinnschwelle will JLR künftig mit nur 400.000 statt 600.000 gebauten Autos pro Jahr erreichen. Bedeutet, dass die Rendite pro verkauftem Auto wachsen soll.
Kosteneinsparungen nötig
In dieser Rechnung dürften die eingesparten Kosten, die die verringerten Produktionskapazitäten nach sind ziehen, bereits eingepreist sein. Zwar sollen Bolloré zufolge keine Werke komplett geschlossen werden. Aber Mitteilungen, dass JLR Stellen abbauen wird, hat der Hersteller in den vergangenen Monaten mehrfach veröffentlicht.
Fazit
Jaguar Land Rover befindet sich in einer schwierigen Situation. Einerseits müssen Kosten eingespart werden. Andererseits verlangt der umfassende Umbau zum weitgehend elektrischen Autohersteller massive Investitionen. Thierry Bolloré scheint die einzige Chance darin zu sehen, JLR radikal umzubauen, und das möglichst schnell. Plattform-Kooperationen mit anderen Konzernen zieht er Medienberichten zufolge dabei explizit in Erwägung.