US-Strafzölle: Trump will Direktinvestitionen erzwingen

Auto-Analyst Wolf-Dieter Hoppe zu US-Strafzöllen
Trump will Direktinvestitionen erzwingen

Zuletzt aktualisiert am 06.02.2025
Donald Trump US-Präsident BMW Mercedes VW Logos
Foto: Chip Somodevilla / Getty Images / Collage: ams
Was bedeuten die Strafzölle der USA gegen Mexiko und Kanada nun für die europäische Autoindustrie?

Die Bedeutung beider Staaten für die automobilen Lieferketten ist immens. Gerade Mexiko hat als Werkbank für Nordamerika eine zentrale Bedeutung, ist für die USA das wichtigste Importland. Gerade Europas Massenhersteller sind in Mexiko stark präsent, die Zölle treffen die Branche in einer ohnehin schwierigen Zeit. Allerdings kommen die Zölle nicht gänzlich unerwartet. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich Trump auf weitere Verhandlungen in den kommenden Wochen einlassen wird. Kaum implementiert wurden die Zollvorschriften gegenüber den Nachbarstaaten auch wieder um einen Monat verschoben. Trump nutzt Zölle aggressiv als Druckmittel, erzwingt so Zugeständnisse, nicht nur im Bereich der Wirtschaftspolitik. Aktuell droht das Szenario aber im März. Dies heißt: Bestehende Lieferketten kommen nun noch einmal verstärkt auf den Prüfstand, gerade geplante Projekte könnten ins Wanken geraten. Trumps Kalkül besteht darin, Direktinvestitionen in die USA zu erzwingen. Wenn hier Bewegung ins Spiel kommen sollte, könnten im Gegenzug die Zollbedingungen auch dauerhaft erleichtert werden.

Müssen Kunden in Europa mit höheren Anschaffungskosten bei den Autos rechnen?

Im ersten Schritt müssen vor allem die Kunden in den USA mit höheren Kaufpreisen rechnen. Nicht nur hiesige Hersteller sind auf Mexiko und Kanada angewiesen – auch die US-Player agieren natürlich grenzübergreifend, nutzen Lieferbeziehungen zu den Nachbarstaaten. Für den US-Markt dürften Preisschübe drohen. Damit droht Gegenwind für ein zentrales Versprechen Trumps, der ja stets die Inflation in den Griff bekommen möchte. Für hiesige Kunden bleibt vor allem bedeutsam, welche Zölle Trump als Nächstes umsetzt und wie schnell sich die Zollspirale drehen wird.

Wenn die Trump-Regierung Mexiko und Kanada mit Strafzöllen belegt hat, muss die EU auch mit Strafzöllen rechnen? Müssen sich die Hersteller bei uns sorgen?

An Drohungen hat es zuletzt nicht gemangelt. Das Risiko eines Handelskrieges wird die Präsidentschaft wohl begleiten. Allerdings muss man klar feststellen, dass schon der aktuelle Schritt für die Hersteller zu echten Verwerfungen führt. Die Schwäche im chinesischen Markt und die zunehmende Bipolarisierung zwischen China und dem Westen legen ja nahe, stärker nach Wachstum in Amerika zu suchen. Wenn nun Mexiko als zentraler Baustein dieser Strategie wankt, ist dies eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.

Welche Möglichkeiten hat die EU und auch Deutschland, sich vor den Strafzöllen der USA zu schützen?

Trump gefällt sich in der Rolle des Deal-Makers. Sein erklärtes Ziel ist es, Europas OEMs zu Direktinvestitionen zu zwingen. Wenn in den kommenden Monaten tatsächlich Investitionen und Großprojekte in den USA angestoßen werden, dürfte sich auch die Verhandlungsbereitschaft bei den Zöllen entsprechend ändern. Ganz generell lautet das Gebot der Stunde: Hersteller, aber auch Zulieferer müssen nun ihre Standorte, Lieferketten und vor allem Zukunftsprojekte auf den Prüfstand stellen. Im Zweifel muss über Verlagerungen nachgedacht werden. Der Faktor Planungsunsicherheit wird dabei von Trump stets einkalkuliert.

Wenn direkt deutsche Produkte mit Strafzöllen der USA bedacht werden, wie wirkt sich das in Deutschland auf die Wirtschaft aus?

Hier droht tatsächlich weiterer Gegenwind für die ohnehin schwächelnde Wirtschaft. Da die US-Administration aktuell aber wirklich fast in alle Richtungen mit der Zollkeule droht, ist es schwierig, kurzfristig Lieferketten umzustellen. Es ist dabei auch der globale Kontext zu berücksichtigen. Die Frage steht im Raum, wie erfolgreich die Politik Trumps sein wird. Bis dato hat er einige Erfolge mit seinen Drohgebärden einfahren können, allerdings sind die vollmundigen Versprechen gegenüber der Bevölkerung natürlich sehr ambitioniert. Mit den Zöllen droht eine Rückkehr des Gespensts der Inflation.

Vita

Wolf-Dieter Hoppe ist Partner bei der Unternehmensberatung Arthur D. Little im Münchner Büro. Er hat für Industrieunternehmen in Europa, Amerika und Asien gearbeitet. Der Analyst ist Experte für komplexe globale Strategiedefinitions- und Transformationsprogramme. Bevor er zu Arthur D. Little kam, arbeitete Hoppe bei PRTM Management Consultants und etablierte die Automotive Innovation Services für ein großes globales Managementberatungsunternehmen.