MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"20802112","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"20802112","configName":"ads.vgWort"}

Interview: Mitsubishi-Deutschland-CEO Werner Frey
„Wir haben zwei herausfordernde Jahre vor uns“

Werner Frey, der neue alte Geschäftsführer der MMD Automobile GmbH, berichtet vom harten Ringen um neue Modelle für Europa, Mitsubishis mittel- und langfristige Zukunft und sagt, welche Autos auf Renault-Basis da 2023 tatsächlich kommen werden.

03/2021, Werner Frey Geschäftsführer Mitsubishi MMD Automobile GmbH
Foto: MMD Automobile GmbH

Es waren turbulente letzte Monate für den deutschen Mitsubishi-Importeur MMD Automobile GmbH. Sie begannen mit der Ankündigung aus Japan, die Modellpalette für Europa einfrieren und hier auf Neuentwicklungen verzichten zu wollen. Dann konnten die Europäer – angeführt vom General-Importeur, der Emil Frey Gruppe – das Hauptquartier zumindest davon überzeugen, den neuen Eclipse Cross Plug-in-Hybrid auch hier auf den Markt zu bringen. Schließlich verabschiedete sich MMD-Geschäftsführer Kolja Rebstock zu Harley-Davidson.

Unsere Highlights
03/2021, Werner Frey Geschäftsführer Mitsubishi MMD Automobile GmbH
MMD Automobile GmbH
Werner Frey im Interview (Symbolbild; das Gespräch fand telefonisch statt).

Wohl auch, um wieder Kontinuität hineinzubringen, holte Mitsubishi Motors Deutschland einen alten Bekannten als Geschäftsführer zurück. Werner Frey bekleidete diese Position bereits von 2014 bis 2017. Wie er zum Amtsantritt zum Jahresbeginn selbst sagte, will Frey "den Glanz der Marke mit den drei Diamanten weiter strahlen lassen". Warum das ein schwieriges Unterfangen wird und welche Modelle den Erfolg zurückbringen sollen, verrät er im Interview.

auto motor und sport: Die jüngste Mitsubishi-Mitteilung liest sich so, als würde die Marke ab 2023 nur noch drei Baureihen auf dem deutschen Markt verkaufen. Stimmt diese Interpretation?

Werner Frey: Nein. Es gibt dann zwei neue Autos, die auf einer gemeinsamen Plattform basieren werden. Nachdem man die Entscheidung getroffen hat, den neuen Eclipse Cross Plug-in-Hybrid nach Deutschland zu bringen, hat man sich innerhalb der Allianz geeinigt, zwei weitere neue Modelle zu entwickeln, die auf Plattformen von Renault basieren. Das ist toll. Die nächste anstehende Entscheidung ist die, wie wir im D-SUV-Segment weiterverfahren. Ich hoffe, dass da spätestens in einem Monat eine Entscheidung fällt.

Wie wichtig ist der deutsche Markt für Mitsubishi?

Der deutsche Markt ist für Mitsubishi der größte in Europa, und wir sind weltweit die Nummer sieben. Wir haben zudem 400 sehr loyale Händler da draußen, viele Familienbetriebe und Mittelständler, die eine sehr große Nähe zu den Kunden haben und diese sehr gut kennen.

Trotzdem hieß es im Sommer 2020, Mitsubishi ziehe sich vom europäischen Markt zurück.

Tatsächlich hat man sich in Japan damals zu diesem ‚Freeze‘ entschlossen. Mitsubishi ist ja erst seit 2016 Mitglied der Renault-Nissan-Allianz. Man hat sich dann – sehr vereinfacht gesagt – die Welt angeschaut und gefragt: ‚Wo sind die Stärken der einzelnen Marken?‘ Da ist Renault auf dem europäischen Markt unheimlich stark. Nissan ist sehr gut vertreten in den USA, und Mitsubishi in Asien. Daraufhin hat man sich gefragt: ‚Wollen wir tatsächlich die Entwicklung betreiben, die für Europa nötig ist?‘ Das wollte man damals nicht leisten und sich stattdessen auf die genannten Kerngebiete konzentrieren. Deshalb fror man erstmal alles ein.

Renault Captur R.S. Line 2021
Renault
Der neue B-Segment-SUV von Mitsubishi wird auf der Plattform des Renault Captur basieren.

Wann hat sich die Renault-Perspektive ergeben?

Kürzlich hat sich die Allianz neu formiert. Sowohl bei Renault als auch bei Nissan gab es personelle Veränderungen. Auch wir haben einen neuen CEO. Seitdem gab es einige Strategie-Entscheidungen bezüglich Renault und Nissan. Wir haben uns dafür stark gemacht, dass man unser Geschäft nicht aufgeben soll hier in Europa. Denn ich denke, es ist viel zu einfach gedacht, wenn Mitsubishi hier aufhört, dass die Kunden zu Renault und Nissan marschieren. Ich glaube, es hat sich dann die Erkenntnis durchgesetzt, dass unser Riesen-Kundenstamm eine Chance bietet. Dann haben wir uns im Konzern überlegt, wie wir kostengünstiger arbeiten können. Wie können wir gewisse Einsparungen vornehmen, indem wir gemeinsam einkaufen? Dabei ist dann die Plattform-Idee entstanden.

Wie schwer war es, trotz des Einfrierens den Eclipse Cross Plug-in-Hybrid nach Europa zu holen?

Wir in Deutschland und die Emil Frey Gruppe als Europa-Importeur haben sehr stark für den Eclipse Cross Plug-in-Hybrid gefochten und gesagt: ‚Wir sind mit der Entwicklung fast durch. Es sind nur noch ein paar Dinge zu erledigen, und es bieten sich große Chancen mit diesem Auto!‘ Das hat man dann auch verstanden. Jedoch erstmal ohne die Entscheidung vom letzten Jahr zu revidieren.

03/2021, Werner Frey Geschäftsführer Mitsubishi MMD Automobile GmbH
MMD Automobile GmbH
Der MMD-Geschäftsführer setzt große Hoffnungen in den neuen Mitsubishi Eclipse Cross PHEV.

Kommen die neuen Modelle 2023 nicht ein bisschen spät, wenn man sich die jetzige Situation von Mitsubishi in Deutschland anschaut?

Wir könnten einerseits zurückschauen und sagen: ‚Da ist Zeit verlorengegangen.‘ Das ist aber nicht unsere Denkweise. Wir sind sehr happy, dass diese Entscheidung jetzt getroffen wurde. Da spreche ich für unsere Mitarbeiter in Friedberg, aber auch für unsere Händler und Kunden. Alle sind jetzt einfach happy, dass wir hier in Europa unser Geschäft weiterbetreiben können. Aber es wird eine schwierige Aufgabe, zusammen mit der Händlerschaft die nächsten zwei Jahre zu überbrücken und diesen Brückenschlag zu schaffen ins Jahr 2023. Aber ich bin zuversichtlich, auch weil wir jetzt ein Auto einführen, das genau in die Zeit passt und für viele Menschen bezahl- und erreichbar ist. Das ist ein Segment, das durch die Förderung der Bundesregierung stark nach oben getrieben wird. Wir wollen mit dem neuen Modell und auch mit dem Outlander Plug-in-Hybrid in diesem Segment stark vertreten sein.

Was können Sie zu den beiden Modellen sagen, die künftig bei Renault gebaut werden?

Die zwei Modelle werden ein Pkw und ein SUV im B-Segment sein. Das ist die Anordnung am unteren Ende. Wir beziehen uns da auf die Clio- und Captur-Plattform, und das würde im Fall des SUVs größenmäßig zum ASX passen.

Wie wollen Sie die ‚Mitsubishi-DNA‘ sicherstellen, wenn diese Modelle auf Renault-Plattformen basieren?

Bei anderen Konzernen gibt es bei Schwestermodellen die gleichen Antriebsstränge, die gleichen Motoren, sogar die gleichen Einlassdüsen. Bei uns haben die CEOs fest zugesagt, dass eine sehr klare Design-Sprache und eine sehr klare Differenzierung da sein wird und die Mitsubishis, die dann auf der Plattform kommen, entsprechend erkennbar sind.

Wird sich ein künftiger Mitsubishi auch technisch von einem Renault unterscheiden?

Eine technische Differenzierung gehört für mich auch dazu. Die Mitsubishi- DNA ist uns sehr wichtig. Die Fahrzeuge sollen in unser Gesamtbild passen. Wir sind sehr stark bei SUVs und im Vierradbereich. Es ist aber noch nicht ganz klar, ob es sich dabei um ‚Features‘ handelt oder wir eigene technische Lösungen bekommen. Wenn man jetzt auf diese Plattform einsteigt, betrachtet man selbstverständlich auch deren Lebenszyklus. Wird ein Fahrzeug neu entwickelt, kann man natürlich viel mehr differenzieren und sich stark unterscheiden. Steigt man dagegen später im Lebenszyklus ein, kann man nicht mehr so viele Dinge beeinflussen.

Mitsubishi Outlander MY 2022 Premiere
Mitsubishi
Den in den USA gerade neu vorgestellten Outlander wünscht sich Werner frei auch für den deutschen Markt.

Wie steht es um den neuen Outlander? Bisher ist nicht bekannt, ob er auch nach Europa kommt.

Ein SUV des D-Segments spielt natürlich eine Rolle, das ist für uns nach dem Eclipse Cross Plug-in-Hybrid und den beiden neuen Modellen auf der Renault-Plattform ab 2023 der dritte Schritt. Den neuen Outlander, der in den USA gerade vorgestellt wurde, hätten wir auch gerne hier in Europa. Aber da müssen wir unseren japanischen Kollegen jetzt noch etwas Zeit geben, um das zu bewerten. Mit dem ‚Freeze‘ ist ja auch dieses Modell für uns eingefroren worden. Gerade für mich, der jetzt zwei Monate wieder an Bord ist, muss ich sagen: Wir haben Zeit verloren, an diesem Auto zu arbeiten! Doch ich bin sicher: Der D-SUV wird dazukommen.

Die Zeit bis dahin muss der derzeit erhältliche Outlander überbrücken?

Der aktuelle Outlander Plug-in-Hybrid wird weiter angeboten. Er liefert auch entsprechende Stückzahlen. Wir wollen von diesem Modell in diesem Jahr 7.000 Exemplare verkaufen und vom neuen Eclipse Cross Plug-in-Hybrid 10.000. Das ist ein sehr anspruchsvolles Ziel, aber in Anbetracht des Wachstums in diesem Segment kann man das schaffen.

Und der Space Star? Gerade er sichert Mitsubishi in Deutschland ein relevantes Absatzvolumen, vor allem im wichtigen Privatkundengeschäft.

Wir werden das Auto weiterverkaufen, damit sind wir führend in seinem Segment. Gerade im Privatkunden-Bereich ist der Space Star sehr stark unterwegs. Er ist oft der Zweit- oder Drittwagen in der Familie, er ist oft das Erstauto für Sohn oder Tochter. In diesem und nächstem Jahr wollen wir 20.000 Space Star verkaufen, auch 2023 wird es den Space Star noch geben. Dann folgt die Ablösung von der neuen B-Segment-Limousine. Den genauen Zeitpunkt hat man uns noch nicht mitgeteilt, aber wir werden schon früh im Jahr damit starten können.

Der L200 hat eine treue Fangemeinde. Wie geht es für den Pickup weiter?

Den sehe ich dann in der vierten oder gar fünften Stufe. Viele Kunden fahren den L200 schon in der x-ten Generation, gerade Handwerker. Auch in der Konzern-Allianz hat das Auto große Fans, da gibt es große Unterstützung. Wie es genau weitergeht, kann ich jetzt aber noch nicht sagen. Wir werden die aktuelle Generation aber weiterhin verkaufen und innerhalb seiner Nische große Stückzahlen von etwa 2.000 Autos in diesem und im nächsten Jahr auf den Markt bringen.

Wie wird Mitsubishis künftiger Antriebs-Mix aussehen?

Wir streben an, dass von unserem Gesamtabsatz von 40.000 Autos in Deutschland rund 17.000 Plug-in-Hybride sind. Wir haben dieses Segment in Deutschland einst mitentwickelt und Pionierarbeit geleistet. Wenn jemand erfahren ist und dort das Geschäft kennt, dann sind das wir zusammen mit unseren Händlern.

03/2021, Werner Frey Geschäftsführer Mitsubishi MMD Automobile GmbH
MMD Automobile GmbH
Plug-in-Hybride spielen für Mitsubishi eine große Rolle; sie sollen fast die Hälfte aller abgesetzten Autos stellen.

Und wie steht es um reine Elektro-Antriebe?

Die Zukunft wird zeigen, ob wir von der starken Elektro-Allianz der Gruppe – Renault hat den Zoe, Nissan hat den Leaf – profitieren können. Dazu habe ich aktuell noch keine Informationen, aber für mich hat es Priorität Nummer eins, dass wir aus dem Know-how der Allianz unseren Nutzen ziehen. Da gibt es Plattformen, die für uns passen. Umgekehrt können die Kollegen von unserer Plug-in-Technologie profitieren. Diese Einsparungen durch Synergien zeichnet große Konzerne schließlich aus. Das ist die einzige Möglichkeit, als Automobilunternehmen in der Zukunft zu bestehen.

Wie läuft die Zusammenarbeit innerhalb der "Groupe Renault", seitdem Luca de Meo deren Chef ist?

Auf dieser High-Level-Ebene bin ich zwar nicht direkt involviert. Aber ich habe mitbekommen, dass durch Luca de Meo ein sehr positiver Schwung in die Gespräche kam. Wir haben ja schon bei Fiat zusammengearbeitet – ich als Deutschland-Chef und er als Fiat-Chef. Ich glaube, dass die Allianz seitdem enger zusammengerückt ist und dass man die Vorteile, die so eine Allianz bietet, voll ausschöpfen will.

Wie blicken Sie auf die Situation durch die Corona-Pandemie?

Wir wissen alle nicht, wie die Lockdown-Situation weitergeht. Wir hangeln uns im neuen Jahr durch die ersten Wochen, immer wieder tauchen Hindernisse auf. Wir freuen uns aber, dass immerhin ‚Click & Meet‘ geht, dass wir offiziell wieder Testfahrten durchführen dürfen. Dann können unsere Showrooms hoffentlich im April wieder öffnen und unsere Kunden unser neues Auto probefahren. Wir wissen jedoch nicht, ob die Situation beherrscht wird oder ein dritter Lockdown kommt. Aber grundsätzlich haben wir das Glück, im Gegensatz zur Hotel-Branche oder Gastronomie in einem Geschäft zu agieren, in dem die Verkäufe nur aufgeschoben sind. Wir hoffen natürlich, dass die Menschen nach der Öffnung wieder Freude am Auto kaufen und Auto fahren finden. Und vielleicht wollen sie wegen Corona auch lieber mit dem eigenen Auto unterwegs sein.

Wie sieht die Perspektive aus, wenn wir fünf oder zehn Jahre in die Zukunft blicken?

Wir haben zwei herausfordernde Jahre vor uns. Aber mit der jüngsten Entscheidung und den Zukunfts-Perspektiven, über die ich derzeit noch nicht sprechen kann, sehe ich eine sehr positive Entwicklung. Auch in der gesamten Frey-Gruppe, die Mitsubishis wichtigster Partner in Europa ist, denken wir an eine gute Zukunft und wollen in Absatz-Regionen zurückkommen, in denen wir 2019 waren. Da haben wir in Deutschland über 54.000 Autos verkauft. Wir haben aktuell über 500.000 Kunden in Deutschland und ich hoffe, dass wir mit unseren neuen Fahrzeugen viele neue Kunden hinzugewinnen.

Umfrage
Soll Mitsubishi in Europa weiterhin Autos verkaufen?
34502 Mal abgestimmt
Ja, jede weitere Marke erhöht die Vielfalt und verbessert das Angebot für den Kunden.Nein, wenn sich das Geschäft nicht mehr lohnt, müssen sie weg.
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten