Mercedes CEO Ola Källenius: "Größte Produktoffensive aller Zeiten“

Interview mit Mercedes CEO Ola Källenius
„Wir starten die größte Produktoffensive aller Zeiten“

Veröffentlicht am 28.04.2025
Der neue CLA und die Studie Mercedes Vision V gehen stilistisch in sehr unterschiedliche Richtungen. Welches Modell gibt die aktuelle Designsprache vor?

Jedes Modell zeigt sein eigenes Gesicht. Das sieht man schon, wenn man durch das Mercedes-Benz Museum geht und sich mit unserer Historie beschäftigt. Auf der IAA in München zeigen wir mit dem neuen elektrischen GLC den nächsten Schritt unserer Designsprache.

Welcher Markt ist für Sie aktuell schwieriger: USA oder China?

Die geo- und handelspolitische Lage ist komplex und in Bewegung. Ich bin froh, dass wir schon vor über 30 Jahren angefangen haben, Mercedes global aufzustellen. Ich war ja selbst dabei, als unser Werk in Tuscaloosa/Alabama entstand. In China feiern wir 20-jähriges Jubiläum und haben über fünf Millionen Autos gebaut. Unsere Philosophie: Stelle sicher, dass du nahe am Kunden bist. Jede Form von Protektionismus macht die Autowelt komplexer.

Wie sieht die betriebswirtschaftliche Rechnung aus angesichts der Tatsache, dass Sie Sparpläne angekündigt haben?

Wir investieren in Innovationen, Märkte und Produkte. Beginnend mit dem neuen CLA sowie den drei anderen Derivaten in seinem Segment starten wir die größte Produktoffensive aller Zeiten und machen dafür viel Geld frei. Dann muss man auf der anderen Seite auch an der Effizienzseite arbeiten und an jeder Stellschraube drehen, um Geld auch einsparen zu können.

Welche Herausforderungen sehen Sie noch in China?

Das ist ein unglaublich wettbewerbsintensiver Markt. Aber seit der Corona-Pandemie hat sich auch eine gewisse Kaufzurückhaltung breit gemacht. Auf dem Automarkt gibt es hier aktuell über 100 Player – wir erwarten eine Konsolidierung in den nächsten fünf bis zehn Jahren. In diesem Kontext sind wir in unserem Segment robust unterwegs. Der Elektroanteil wird deutlich steigen, aber auch die Hybride, speziell unsere Plug-in-Hybride, werden wachsen. Bei unseren Kunden sind außerdem die hightech-elektrifizierten Verbrenner sehr beliebt

Glauben Sie, dass Sie mit der Luxusstrategie noch richtig aufgestellt sind?

Unsere Strategie sieht drei Segmente vor: Zunächst einmal das Toplevel, wo wir auch herkommen, weltweit der größte Anbieter sind und auch wachsen wollen. Der größte Teil von Mercedes entfällt auf das Core-Level mit C- und E-Klasse sowie deren SUV-Derivate. Hier wollen wir mit dem Markt organisch wachsen und hier kommt eine starke Produktoffensive, vor allem im Bereich der Elektromobilität. Mit dem neuen CLA konzentrieren wir uns auf den Entry-Bereich, wo wir weltweit das höchste Absatzvolumen erwarten. Preislich verlassen wir das Segment trotz aller Innovationen dieses Modells aber nicht. Der CLA wird nicht zur neuen C-Klasse.

Sie haben angekündigt, aus dem Small-Van-Segment auszusteigen und unterhalb des CLA wäre sicher auch noch Luft. Haben Sie da Pläne?

Bei den Vans, wo wir eine gute Kooperation mit Renault hatten, haben wir festgestellt, dass Mercedes-Kunden eher zu den großen Vans greifen, deshalb haben wir diese Entscheidung getroffen. Wir sehen aber eine Chance im Pkw-Segment der Vans zu wachsen, weil viele, die eine Familie haben, sich mehr Sitzplätze wünschen, um dann später wieder beispielsweise auf ein CLE Coupé umzuschwenken. Für ein Modell unterhalb unserer aktuell geplanten Fahrzeuge im Entry Segment gibt es keine konkreten Pläne. Was uns grundsätzlich leitet: Gibt es eine entsprechende Nachfrage, passt es zu Mercedes und können wir einen Business-Case daraus machen?