Die Transformation von Ford in Europa bedeutet den Wechsel von einem Massenanbieter, der Autos in jedem Segment anbietet, hin zu einer Marke, die sich in Zukunft viel stärker über das leichte Nutzfahrzeuggeschäft definieren wird. Wir sind seit vielen Jahren führend bei den leichten Nutzfahrzeugen und darauf werden wir aufbauen. Im Pkw-Bereich konzentrieren wir uns auf Fahrzeuge, die auf Ford-Ikonen basieren; emotional und einzigartig und vor allem anders als andere Anbieter. Bestes Beispiel dafür ist der elektrische Explorer, abgeleitet von einem unserer erfolgreichsten Modelle. In Zukunft werden wir mehr solcher Autos sehen, die sich klar auf die Stärken der Marke als amerikanischer Automobilhersteller konzentrieren. Das ist eine riesige Aufgabe, aber wir kommen sehr gut voran.
Ja, aber ich möchte es weiter ausdehnen. Neben den leichten Nutzfahrzeugen und den Adventure-Modellen sind auch die Performance-Modelle wichtig. Wir haben da eine großartige Historie mit Modellen wie dem GT und dem Mustang. Auch das wollen wir weiter ausbauen.
Ich will das nicht ausschließen.
Nur eines kann ich Ihnen dazu sagen: noch lange, die siebte Generation des Mustang mit V8 ist ja gerade erst am Start.
Dazu gibt es keinen konkreten Plan, aber natürlich denken wir über so etwas nach.
Diese Plattform war für uns eine Möglichkeit, früh in einem eher kleinen Markt für Elektrofahrzeuge von Skaleneffekten zu profitieren und mit dem Explorer und einem weiteren Derivat begehrenswerte Modelle auf den Markt zu bringen . Wir sind sehr glücklich mit dieser Kooperation, sowohl bei den elektrischen Modellen als auch den leichten Nutzfahrzeugen. Deshalb kann ich auch nicht ausschließen, dass wir die Kooperation fortführen. Wir sehen uns jedoch auch andere Möglichkeiten mit traditionellen oder neuen Herstellern an, aber dazu gibt es momentan keine Entscheidung. Der nächste Puma zum Beispiel steht auf einer Ford-eigenen multimodalen Plattform.
Bei elektrischen Autos sind die chinesischen Hersteller superstarke Player, die man beobachten und verstehen muss.
Wir haben vertragliche Vereinbarungen mit praktisch allen großen Batterieherstellern, die uns beliefern. Eine eigene Herstellung in Europa ist momentan kein Thema.
Wir bewegen uns in diese Richtung. Mit dem Explorer sind wir näher an der Basis, der Puma kommt dem noch näher. Ich will für die Zukunft nicht ausschließen, dass wir Fahrzeuge unter 25.000 Euro in unserem Portfolio haben werden, aber momentan gibt es dazu keine Planung. Es geht künftig für Ford im Pkw-Geschäft in Europa nicht mehr darum, alle Segmente zu besetzen, um jeden Preis Werke auszulasten oder Marktanteil zu erobern. Wir machen Fahrzeuge, wenn wir überzeugt sind, dass wir ein einzigartiges Konzept, das zur Ford-DNA passt, industrialisieren und damit ein profitables Geschäft aufbauen können. So wie wir das mit dem Explorer und dem Puma machen. Volumen- oder Marktanteilsteigerung hat für uns keine Priorität.
Natürlich sehen wir uns unsere Wettbewerber an, und beim Thema Effizienz ist Tesla Benchmark. Und natürlich entwickeln wir unsere Produkte und Prozesse dahingehend, wettbewerbsfähig zu sein; mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt. Wir machen mit dem Explorer einen großen Schritt, haben zwei Milliarden Dollar in die Kölner Fertigung investiert, die hochmodern und hocheffizient ist.
Ja, das Werk ist komplett auf Elektrofahrzuge ausgelegt. Die Fertigung des Puma in Craiova hingegen ist auf die parallele Fertigung verschiedener Antriebe ausgelegt.
Wenn ich mir einige unserer Programme in den USA ansehe, dann haben wir da interessante Produkte in der Pipeline, wie wir auch gerade mit dem Explorer zeigen.
Wir werden Ende dieses Jahres unsere gesamte Range, also Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, sowohl mit Verbrennungs- als auch mit Elektroantrieben anbieten. Die Kunden entscheiden. Solange es nennenswerte Nachfrage nach Verbrennungsmotoren gibt, werden wir diese auch befriedigen. Wir gehen weiter davon aus, Anfang der nächsten Dekade nur noch Elektrofahrzeuge zu bauen, es gibt aber kein hartes Datum für einen Auslauf der Verbrenner. Nachfrage und CO₂-Ziele treiben das Geschäft, und wenn wir sehen, dass wir unsere CO₂-Ziele auch in einem Antriebs-Mix abbilden können und Nachfrage sehen, werden wir diese befriedigen.
Hier haben wir den Zweitonnen-Transit seit über einem Jahr im Markt und sind mit weitem Abstand Marktführer. In diesem Jahr launchen wir den Transit Custom und danach den kleineren Courier jeweils elektrisch. Hier besteht eine große Nachfrage.
Im Segment des Zweitonners sehen wir stürmische Nachfrage, verkaufen mehr als alle Wettbewerber zusammen. Wenn E-Mobilität dem Unternehmer zu angemessenen Preisen niedrige Betriebskosten liefert, ist sie ein attraktives Konzept und wirtschaftlich darstellbar.
Ein klares Nord-Süd-Gefälle, etwa zwischen Norwegen und Südeuropa, aber auch einigen osteuropäischen Ländern. Die E-Mobilität setzt sich von Norden nach Süden durch. Insgesamt sehen wir in Europa ein starkes Wachstum, im letzten Jahr 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Aussage "Elektromobilität wird langsamer" stimmt so nicht. Vielleicht relativ langsamer gegenüber den sehr ambitionierten Zielen, aber nicht absolut langsamer. Sie ist immer noch ein starker Wachstumsmarkt, selbst wenn wir unsere Ambitionen zeitlich etwas anpassen müssen. Das ist eine normale Marktdynamik. Deutschland ist ein großer Markt in Europa, aber Deutschland ist nicht Europa. In Summe ist der Wachstumstrend bei Elektrofahrzeugen intakt. Und wir dürfen die E-Mobilität in Deutschland auch nicht kaputt reden.
Eine funktionierende Ladeinfrastruktur ist für uns ein Riesenthema, sowohl die grundsätzliche Struktur als auch die rechtlichen Voraussetzungen. Hier muss der Staat weiter aktiv werden, dies ist wichtiger als die direkte Förderung von Fahrzeugen. Wir selbst sind beteiligt an Ionity und haben gerade eine Kooperation mit Allego verkündet, bei der unsere Händler europaweit mit offen zugänglichen Schnellladern ausgestattet werden. Damit verbessern wir aktiv die Ladeinfrastruktur.
Vita Martin Sander
Der in Hildesheim geborene Martin Sander hat Maschinenbau studiert und sein Studium an der TU Braunschweig als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er hatte danach verschiedene Führungspositionen in der Automobilindustrie in Nordamerika und Europa inne. Zuletzt als Senior Vice President of Sales für Europa bei der Audi AG. Seit 2022 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH sowie General Manager Ford Model e für Ford of Europe.
In unserer Bildergalerie zeigen wir den Erlkönig des Ford Puma Gen-E.