Unsere Automobilindustrie hat aktuell vor allem Probleme auf dem chinesischen Markt. Das hat konjunkturelle Gründe in China. Die können wir in Deutschland nicht lösen. Wofür wir uns einsetzen können, sind vernünftige Rahmenbedingungen in Deutschland und faire Regeln für den Welthandel. Mit Blick auf die Zukunft bin ich optimistisch. Denn wir haben großartige Ingenieure und innovative Unternehmen, die für Made in Germany stehen.
In unserer Industrie steckt weiter ein sehr großes Potenzial. Unsere hochqualifizierten Beschäftigten gehören weltweit zu den besten. Auch hier können wir die Rahmenbedingungen verbessern. Marktzugangshürden erschweren natürlich den Export. Das kann nicht in unserem Interesse sein. Ein Subventionswettlauf kann aber auch nicht erfolgreich sein. Klar ist auch: Energiepreise und Unternehmenssteuern müssen runter, damit unsere Industrie wettbewerbsfähiger wird. Dann können wir auch weiter vorne mitspielen.
Die Herausforderungen liegen nicht bei der Technik. Elektroautos sind marktfähig und verkaufen sich gut. Der Preisunterschied zum Verbrenner nimmt weiter ab. Es gibt eine umfassende Modellpalette. Woran es fehlt, ist immer noch Ladeinfrastruktur. Auch auf jedem Supermarktparkplatz sollte man sein Auto schnell aufladen können. Da muss Deutschland dringend besser werden. Bevor über Kaufanreize diskutiert wird, sollten die Rahmenbedingungen stimmen. Deshalb geben wir in unserem Wahlprogramm auch das Versprechen, die Infrastruktur der Ladesäulen schneller zu verbessern.
Die Union setzt sich für Technologieoffenheit ein. Wir maßen uns nicht an, bestimmte Technologien vorzuschreiben. Jeder Automobilhersteller soll betriebswirtschaftlich sein eigenes Geschäftsmodell entwickeln. Wenn das nicht die Verbrennertechnologie ist, ist das völlig in Ordnung. Ein Verbot führt aber dazu, dass in diese Technik nicht mehr investiert wird. Das betrifft dann vor allem den Fahrzeugbestand. Wir werden auch nach 2035 Millionen Verbrennerfahrzeuge auf den Straßen haben, die weiter zugelassen sind. Mit synthetischen Kraftstoffen könnten wir im Bestand viel für die Umwelt tun. Damit sie weiter entwickelt werden, darf die Technik aber nicht verboten werden.
Wir dürfen nicht denselben Fehler machen, wie bei der Elektromobilität. Auch dort haben wir am Anfang gesagt, es sei zu teuer, die Rohstoffe seien nicht verfügbar, es fehle an Infrastruktur usw. Gott sei Dank sind wir diesen Argumenten nicht gefolgt, sonst hätten wir heute ein Problem. Warum sollen wir diese Diskussion von damals heute bei Biokraftstoffen und Wasserstoff wiederholen? Ich sehe dafür keinen Grund.
Vita
Friedrich Merz wurde 1955 in Brillon im Hochsauerlandkreis geboren. Der Jurist ist bereits zu Schulzeiten in die CDU eingetreten und hat in der Partei verschiedenen Ämter bekleidet. Seit Februar 2022 ist Merz Vorsitzender der CDU-Deutschlands und seit dem 15. Februar 2022 Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Im September 2024 wurde er zum Kanzlerkandidaten der Partei gewählt.