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Interview mit E.ON Geschäftsführer
„Kein Auto ist auch keine Lösung“

Seit 1. April 2021 ist Filip Thon Vorsitzender der Geschäftsführung von E.ON Energie Deutschland. Im Interview mit MO/OVE spricht er darüber, warum individuelle Mobilität und Klimaschutz keinen Widerspruch darstellen und wie E.ON die E-Mobilität vorantreibt.

Filip Thon, Vorsitzender der Geschäftsführung E.ON Energie Deutschland
Foto: Alex Schelbert
Herr Thon, wo steht die Elektromobilität?

Die E-Mobilität ist raus aus der Experimentierphase. Die Innovationen, die spannenden neuen Fahrzeuge, stehen nicht mehr nur als Studien oder Muster auf den Messen, man kann sie kaufen – und sie werden gekauft. Die Zulassungszahlen steigen stark. Laut unserer Meinungsumfrage hält der Trend auch an: Die Mehrheit der deutschen Autofahrerinnen und Autofahrer kann sich prinzipiell vorstellen, auf ein E-Auto umzusteigen, und gerade Familien sind übrigens besonders dafür offen, ein E-Auto zu fahren.

Unsere Highlights
Welche Rolle wird aus Ihrer Sicht der Individualverkehr einnehmen?

Angesichts der Klimakrise müssen wir Mobilität grundsätzlich neu denken. Die individuelle, automobile Mobilität wird dabei aber nach wie vor eine sehr bedeutende Rolle einnehmen. Kein Auto ist eben auch keine Lösung. Denn Menschen können mit ihrem Auto flexibel von A nach B kommen. Diese Freiheiten kann nur das Auto bieten. Und es gibt immer noch viele ländliche Regionen, die nicht ausreichend an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden sind. Die gute Nachricht ist: Die Elektromobilität macht es möglich, dass das individuelle Unterwegssein mit dem Auto klima- freundlich gelebt werden kann.

Wie spürt man die Veränderungen in Sachen Elektromobilität als Energieversorger?

Die Elektromobilität ist einer der Megatrends unserer Zeit – mit gewaltigem wirtschaftlichem und operativem Disruptionspotenzial. Davon wurde nicht nur die Automobilbranche durchgerüttelt, auch wir als Energieversorger spüren das: Wir sehen uns mit einer zunehmend kleinteiligeren, vernetzteren und komplexeren – zugleich aber auch flexibleren Welt konfrontiert. Wir begreifen diese Entwicklung als Chance. Denn sie verschafft uns die Möglichkeit, ganz neue, spannende Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die – weitergetrieben durch das stetige Streben nach Nachhaltigkeit und Effizienz – uns auch näher an unsere Kunden heranrücken lassen. Es geht auch gar nicht anders: Nur gemeinsam schaffen wir den Weg in eine grüne Zukunft. Im Schulterschluss zwischen den Branchen und vor allem ganz nah am Kunden.

Mit welchen Produkten – abgesehen von Ladesäulen, Wallboxen und PV-Anlagen – unterstützt E.ON seine Kunden in Sachen Elektromobilität?

Seit Ende August bietet E.ON beispielsweise eine umfassende 24/7-Mobilitätsgarantie für Elektroauto-Fahrer an. Die Garantie hilft weiter, falls aufgrund eines unverschuldeten Ereignisses die Akkuladung des E-Autos nicht bis zur nächsten Ladesäule ausreichen sollte. In diesem Fall wird Nutzern unkompliziert weitergeholfen, etwa indem das Fahrzeug bis zur nächsten Ladesäule transportiert wird. Besonders stolz bin ich auch auf den E.ON Drive Booster: eine Schnellladesäule, die ohne Tiefbauarbeiten und ohne Anpassungen des Netzanschlusses aufstellbar ist und die gleichzeitig zwei E-Autos mit bis zu 150 kW Leistung laden kann.

Wenn Sie von Kunden sprechen, sind damit auch Firmen beziehungsweise Dienstwagenfahrer gemeint?

Genau, denn wir haben nicht nur die private Mobilität im Blick, sondern schauen auch auf Unternehmen. Eine E.ON-Umfrage hat gezeigt, dass Arbeitnehmer ein Engagement von Arbeitgebern bei der E-Mobilität honorieren, ja einfordern: 90 Prozent der Befragten wünschen sich, dass Arbeitgeber, die Dienstwagen stellen, den Mitarbeitern auch Elektrofahrzeuge anbieten und entsprechende Lademöglichkeiten zur Verfügung stellen. Aktuell errichten wir beispielsweise mit BMW eines der größten betrieblichen Ladenetzwerke in Deutschland mit 5.000 Ladepunkten.

Welche Innovationen können E-Autofahrer auch im privaten Bereich künftig erwarten?

Als Energieunternehmen bieten wir schon heute innovative Lösungen, etwa intelligente Ökostromtarife, um abends und nachts günstiger zu laden. Mit unserem Know-how können wir perspektivisch auch Services wie zeitvariables Laden – je nach Strompreis – ermöglichen. Sprich: Je nach Verfügbarkeit und Preisentwicklung wird es möglich sein, das Laden und Entladen der Energie von Autos geschickt zu steuern – individuell für jeden Autofahrer, aber natürlich auch als Asset in der Lade-Infrastruktur des Netzes. Perspektivisch können wir uns vorstellen, dass das E-Auto auch im Stehen Geld verdient. Wir nutzen also die Flexibilität der Batterie aus, indem wir Strom einspeichern, wenn er günstig verfügbar ist, und ihn zur Verfügung stellen, wenn die Nachfrage hoch ist. So optimieren wir die Infrastruktur und den Verbrauch gleichermaßen.

Was braucht es, um die E-Mobilität weiter voranzutreiben und gleichzeitig einen nachhaltigen Individualverkehr zu ermöglichen?

Wir brauchen Konzepte, die ineinandergreifen. Wir müssen effizient sein, neue Strukturen aufbauen, aber auch die bestehenden Strukturen smarter nutzen. Eine ganz wichtige Rolle dafür spielen Daten. Um auf Entwicklungen reagieren und proaktiv agieren zu können, müssen wir die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden verstehen. Bedürfnisse sind dynamisch und verändern sich stetig. Innovation muss zudem in allen Unternehmensbereichen stattfinden. Nicht nur in der technischen Abteilung. Es geht nicht nur um Hardware, sondern auch um Software. Ein innovatives Mindset hilft in allen Bereichen. Und gute Ideen müssen vor allem eins: Wirklichkeit werden. Das gelingt uns, wenn wir vernetzt zusammenarbeiten, verschiedene Disziplinen an einen Tisch bringen und neue Ideen diskutieren.

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