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Hohe Sprit-Preise trotz sinkendem Öl-Preis
Raffinerien machen den Reibach

Der Öl-Preis ist nach einem zwischenzeitlichen Hoch zum Beginn des Ukraine-Kriegs wieder deutlich gefallen – nur die Kraftstoffpreise an den Tankstellen bleiben auf einem hohen Niveau. Da liegt der Verdacht nahe, dass sich die Mineralölkonzerne die Taschen im Angesicht der Russland/Ukraine-Krise vollmachen.

Rohöl Preis
Foto: Getty Images

Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Die Grünen) brachte es in einem Twitter-Beitrag auf den Punkt: "Mein Eindruck ist, dass ein paar Ölmultis gerade den großen Reibach machen". Mit Blick auf den angekündigten Tank-Rabatt von Bundesfinanzminister Christan Lindner (FDP) schreibt er weiter. "Und einige denken laut darüber nach, dieses Verhalten auch noch zu belohnen. Hier läuft etwas gehörig schief #Tankrabatt".

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Bundeswirtschaftsminister will gegen "Kriegsgewinne" vorgehen

Und das hier etwas schief läuft zeigen auch die Reaktionen aus der Politik und von Verbänden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, sagte in der vergangenen Woche schon man prüfe, "ob Übergewinne, als Kriegsgewinne – man muss das ja so sagen – von Unternehmen, die sehr günstig Energie eingekauft haben, sie jetzt aber zu exorbitanten und ja nur durch den Krieg getriebenen Preisen verkaufen, noch mal besteuert werden können". Am Mittwoch (16.3.) bat Habeck das Bundeskartellamt um die Prüfung der hohen Kraftstoffpreise. "Mein Haus hat das Bundeskartellamt gebeten, die Benzin- und Dieselpreise sehr genau zu beobachten und bei jeglichem Hinweis auf missbräuchliches Verhalten tätig zu werden", sagte der Vize-Kanzler. Die Machtposition der großen Tankstellenketten am deutschen Kraftstoffmarkt sei seit Langem ein strukturelles Problem.

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"Es darf nicht sein, dass Unternehmen aus der jetzigen Situation unangemessene Gewinne schlagen", so Habeck. Und weiter: "Wenn es dafür Hinweise geben sollte, etwa auch beim Vergleich mit den Preisbewegungen in anderen EU-Ländern, werden wir gesetzgeberische Maßnahmen vorbereiten, um dem Bundeskartellamt eine bessere Marktüberwachung bei den Kraftstoffen zu ermöglichen."

Bundeskartellamt prüft und will Gesetz zur Mengenabgaben

Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamtes sagte: "Wir beobachten die Preisentwicklung an den Tankstellen fortlaufend und sehr aufmerksam. Aufgrund der geopolitischen Lage sind die Preise flächendeckend schockartig gestiegen. Wenn die Rohölpreise jetzt wieder sinken und die Tankstellenpreise dem nicht folgen oder sogar weiter steigen sollten, muss man sich das genau ansehen. Dazu gehören mehrere Marktstufen: vom Rohölmarkt über die Raffinerien und den Großhandel bis zu den Tankstellenbetreibern." Das Bundeskartellamt beobachtet mit Hilfe der Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe kontinuierlich die Preisentwicklung an den Tankstellen in Deutschland. Neben Veränderungen des Rohölpreises können insbesondere auch andere durch die Ukraine-Krise hervorgerufene Marktentwicklungen und Verwerfungen auf der Raffinerie- und Großhandelsebene die Höhe der Preise an den Zapfsäulen beeinflussen.

Für einzelne Produkte spielen auch Importe aus Russland eine nicht unbedeutende Rolle. Diese alle Wertschöpfungsstufen umfassende Betrachtung ist für eine Beurteilung der Situation unerlässlich. Das Bundeskartellamt beobachtet daher derzeit auch die möglichen Gründe für die Preisentwicklung auf der Raffinerie- und Großhandelsebene und ihren möglichen Einfluss auf die Höhe der Preise an den Zapfsäulen besonders aufmerksam. Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe erhält derzeit alle Preisdaten der Mineralölgesellschaften, nicht jedoch Daten über die jeweils abgegebenen Mengen. "Ein gesetzliche Verpflichtung der Marktteilnehmer, auch Mengendaten an die Markttransparenzstelle zu liefern, würde die Aussagekraft unserer Daten deutlich verbessern."

Raffinerien verdienen gutes Geld in der Krise

Aktuell liegt der Ölpreis (Stand: 17.3.2022) für ein Barrel Rohöl der Marke Brent bei rund 101 US-Dollar. Damit liegt der Preis auf dem Niveau der Vor-Kriegsnotierung, nachdem er nach dem russischen Angriff auf die Ukraine auf mehr als 139 US-Dollar gestiegen war. Hintergrund des neuesten Preisrückgangs sind unter anderem die neuen Gespräche zwischen den beiden Kriegsparteien. Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank sprach gegenüber T-Online von Hoffnungen auf einen Waffenstillstand in der Ukraine. Aber, eine Entlastung im gleichen Maße an den Tankstellen ist nicht in Sicht, wenn überhaupt stagnieren die Kraftstoffpreise auf weiterhin hohem Level.

"Trotz aller kriegsbedingter Sondereffekte und Erklärungen für die hohen Spritpreise – irgendwo zwischen Ölförderung und Tankstelle bleibt das zusätzliche Autofahrergeld hängen", sagt Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht vom ADAC gegenüber N-TV. "Die Mineralölkonzerne verdienen im Raffineriegeschäft derzeit richtig gutes Geld."

Raffinerien und Pipelines in Deutschland
en2x
Raffinerien in Deutschland und die Pipelines zu uns.

Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x) äußerte sich ähnlich. Ein Sprecher sagte der "Tageszeitung" (taz): "Die Raffinerien verdienen derzeit deutlich mehr Geld als vorher." Am Mittwoch (16.3.) erklärte der der Verband auf Nachfrage von www.auto-motor-und-sport.de: "Die hohen Tankstellenpreise stellen für viele Autofahrer und Betriebe eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Allerdings muss hierbei auf die Ursachen der aktuellen Preissituation gesehen werden: Die Kraftstoffpreise sind infolge des Ukrainekriegs stark gestiegen. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern europa- und weltweit. Das liegt zum einen an einer höheren Produktnachfrage nach Benzin, Diesel und Heizöl. Wir registrieren zurzeit beispielsweise eine deutliche höhere Nachfrage nach Diesel aus osteuropäischen Ländern, die teilweise auch von Deutschland aus bedient wird." Gleichzeitig sei das Produktangebot zurückgegangen, weil die Unternehmen auf eigene Initiative den Import von Diesel und auch Rohöl aus Russland reduzieren, auch wenn keine Sanktionen verhängt sind.

"Darüber hinaus sind die inländischen Heizölorders zuletzt deutlich gestiegen; Heizöl und Diesel sind verwandte Raffinerieprodukte", heißt es weiter. "Beide Faktoren, die höhere Nachfrage und das begrenzte Angebot, haben auf dem Weltmarkt zu den stark gestiegenen Produktpreisen und in der Folge auch zu höheren Tankstellenpreisen geführt. Das gilt für Kraftstoffe aus heimischer Produktion ebenso wie für im Ausland hergestellte und importierte Kraftstoffe." Dadurch haben sich die Produktmärkte für Benzin und Diesel vom Rohölmarkt derzeit weitgehend abgekoppelt, so en2x. Wie in anderen Rohstoff- und Produktmärkten auch, seien die Preise somit ein Indikator für eine Produktknappheit, die in diesem Fall europa- und weltweit gelte. "Die weitere Marktentwicklung hängt vor allem von der Lage in der Ukraine, politischen Entscheidungen und dem Verbraucherverhalten ab."

PCK-Raffinerie gehört fast komplett Rosneft

Zu den aktuell zwölf Raffinerien, die allesamt in den Händen der großen Mineralölfirmen sind, stechen drei besonders hervor. An den Anlagen "Miro" in Karlsruhe sowie der Raffinerie "Bayernoil" bei Neustadt an der Donau und auch der "PCK"-Raffinerie in Schwedt ist der russische Energiekonzern Rosneft beteiligt. Bei PCK wurde erst unlängst die große Mehrheit (91,67 Prozent) der Anteile von den Russen übernommen, die Anteilsübernahme ist derzeit noch in der Prüfung beim Bundeswirtschaftsministerium. Die Anlage liegt direkt an der Erdöl-Pipeline "Druschba" (Freundschaft), die von Russland nach Deutschland führt und rund 25 Prozent der Erdölbedarfs in Deutschland deckt. Die Raffinerie in der Uckermark verarbeitet im Jahr zwölf Millionen Tonnen Rohöl oder 220.000 Barrel pro Tag (Benzin, Diesel, Heizöl) und versorgt Berlin und Brandenburg zu fast 90 Prozent mit Kraftstoff.

Tankstellen können die Preise kaum gestalten

Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Tankstellenverbands ZTG, kann die Produkt-Knappheit bestätigen. Vor allem bei Diesel werde in Deutschland weniger produziert als verbraucht, zitiert ihn das Magazin Business Insider. Ein relevanter Teil des Imports sei bisher aus Russland gekommen, doch viele Händler nähmen bereits ein mögliches Importverbot vorweg. Dadurch werde der Treibstoff knapper und damit teurer. Dazu kämen Angst und Spekulationen. Und es sei auch nicht auszuschließen, dass manche Unternehmen versuchten, etwas Speck anzulegen, um für sinkende Preise gewappnet zu sein. Die Tankstellen selbst hätten dagegen kaum Möglichkeiten, die Preise zu gestalten.

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Fazit

Ganz offensichtlich tanzen Öl-Preis und Spritpreis nicht mehr zusammen. Auf der einen Seite sinkt der Rohölpreis nach einer diffusen Friedensmöglichkeit zwischen Russland und der Ukraine auf das Vorkriegsniveau, auf der anderen Seite bleiben die Spritpreis nach wie vor hoch. Das passt nicht zusammen und der Autofahrer fühlt sich einmal mehr als Melkkuh. Doch der Tankstellenpächter um die Ecke hat bei seinen Preisen kaum eine Gestaltungsmöglichkeit. Bleiben als Preistreiber also nur die Mineralölkonzerne und die Raffinerien.

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