Die Polizei spricht von einer bekannten Masche, bei der vermeintlich wertvoller Goldschmuck gegen Bargeld angeboten wird – unter dem Vorwand eines akuten Notfalls. Hinter der Geschichte steckt laut hessischem Landeskriminalamt (LKA) in vielen Fällen organisierter bandenmäßiger Betrug, wie der Hessische Rundfunk (HR) mitteilt.
Auffällige Häufung an Autobahnraststätten
Betroffen sind vor allem Rastanlagen und Autobahnanschlüsse im Ballungsraum Frankfurt. Wie das LKA mitteilt, ist das Auftreten sogenannter "Benzinbettler" keine neue Erscheinung – die Fallzahlen in Hessen hätten jedoch zugenommen. Im Jahr 2024 seien "Autobahngold"-Betrugsfälle im niedrigen zweistelligen Bereich registriert worden, der Schwerpunkt liege im Rhein-Main-Gebiet.
Ein aktueller Fall ereignete sich an der A5 bei Heppenheim (Kreis Bergstraße), wo laut Polizei zwei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 26 und 38 Jahren festgenommen wurden. Zuvor hatten mehrere Autofahrer an der Anschlussstelle Seeheim-Jugenheim gemeldet, von Personen zum Anhalten bewegt worden zu sein. Diese hätten eine Notlage vorgetäuscht und versucht, Goldschmuck gegen Bargeld zu tauschen.
Bei der Durchsuchung des Fahrzeugs fanden Einsatzkräfte insgesamt 19 Goldketten, 99 Ringe, ein Armband sowie ein Paar Ohrringe – mutmaßlich Imitate mit falscher Prägung. Der Schmuck wurde beschlagnahmt, die Verdächtigen nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen entlassen. Gegen sie wird nun wegen bandenmäßigen Betrugs und eines möglichen Verstoßes gegen das Feingoldgesetz ermittelt.
Psychologischer Druck auf Opfer
Laut einer Sprecherin des LKA arbeiten die Täter mit gezielten psychologischen Methoden. "Das Vorspielen einer Notlage kommt dabei zur Anwendung. Zusätzlich werden Opfer teils massiv bedrängt oder unter Druck gesetzt", erklärte sie gegenüber der HR-Sendung "hessenschau.de". Ziel sei es, die angesprochenen Autofahrer zu einer schnellen Entscheidung zu bewegen – ohne die Echtheit oder den Wert des Schmucks überprüfen zu können.
In einigen Fällen hätten die Betrüger auch weinende Kinder eingesetzt, um das Mitleid potenzieller Opfer zu wecken. Die Polizei betont, dass es den Tätern letztlich um das Bargeld oder persönliche Wertgegenstände der Getäuschten gehe.
Polizei appelliert: Kein Kauf auf Parkplätzen
Die Polizei Hessen warnt ausdrücklich davor, an der Autobahn oder auf öffentlichen Parkplätzen vermeintlich wertvolle Gegenstände zu kaufen. "Die Autobahn ist kein seriöser Ort für derartige Käufe", so die offizielle Mitteilung. Wer in eine solche Situation gerät oder derart angesprochen wird, sollte unverzüglich die Polizei verständigen.
Auch in Fußgängerzonen oder Innenstädten könne die Masche zum Einsatz kommen. Da Laien den tatsächlichen Materialwert des Schmucks nicht zuverlässig einschätzen könnten, sei besondere Vorsicht geboten. Der Rat der Ermittler lautet: Gold und Silber grundsätzlich nur bei vertrauenswürdigen Händlern erwerben.
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Anm. d. Red: Bei dem Aufmacher-Foto handelt es sich um ein Symbolbild.