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Herbert Diess geht, VW-Aufsichtsrat baut um
Blume tritt an, Vorstand schrumpft massiv

Der Wechsel ist vollzogen: Herbert Diess hat seinen Posten als VW-Vorstandschef geräumt und Oliver Blume übernimmt. Derweil werden vom Aufsichtsrat Vorstände degradiert.

Herbert Diess verlässt VW Vorstand. Ex-Porsche-Chef Oliver Blume übernimmt als CEO des VW-Konzerns.
Foto: JOSE JORDAN/AFP via Getty Images) / Volkswagen

Was Volkswagen am 22. Juli bekanntgegeben hat, ist nun auch offiziell vollzogen: Herbert Diess ist seit heute (1. September 2022) nicht mehr Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG mit zusätzlicher Gesamtverantwortung für die Markengruppe Volumen und die Software-Schmiede Cariad. Auf den Posten als Vorstandschef des Konzerns rückt Porsche-Boss Oliver Blume, der von seinem Vorgänger zudem die Führung von Cariad übernimmt. Außerdem verantwortet er die Bereiche Strategie, Qualität und Design und bleibt in Personalunion Vorstandsvorsitzender der Porsche AG. Konzern-Finanzvorstand Arno Antlitz übernimmt zusätzlich die Funktion des Chief Operating Officers und unterstützt Blume im operativen Tagesgeschäft.

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Der VW-Aufsichtsrat nimmt den Chefwechsel zum Anlass, den Konzernvorstand von zwölf auf neun Mitglieder zu verkleinern. Mit Diess fällt der erste VW-Vorstand automatisch weg. Der Umstrukturierung fallen ferner Murat Aksel, der ehemalige Vorstand für den Bereich Einkauf, und Vertriebs-Vorständin Hildegard Wortmann zum Opfer. Mit Wortmanns Degradierung verbleibt Hauke Stars, die den IT-Bereich verantwortet, als einzige Frau im Volkswagens Führungsgremium.

Doch Aksel und Wortmann fallen vergleichsweise weich. Der Aufsichtsrat zieht unterhalb des Vorstandes eine weitere Hierarchiestufe ein und nennt diese Ebene "Erweiterte Konzernleitung". Auf dieser Stufe wird Murat Aksel als Chief Purchasing Officer weiterhin die Beschaffung auf Konzernebene verantworten, zusätzlich zu seiner Rolle als Vorstand Einkauf der Marke Volkswagen. Gleiches gilt für Hildegard Wortmann in Bezug auf den Vertrieb; auch ihre Funktion als Vorständin Vertrieb und Marketing der Audi AG behält sie. Porsches Entwicklungsvorstand Michael Steiner und Christian Vollmer, Vorstand Produktion bei der Marke Volkswagen, füllen das neue Gremium auf und erfüllen somit nun auf Konzernebene jene Aufgaben, die sie von ihren jeweiligen Marken kennen.

Die Hintergründe des Diess-Abschieds

Herbert Diess scheidet im gegenseitigen Einvernehmen aus. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch dankte Diess im Namen des gesamten Gremiums: "Herbert Diess hat sowohl in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der Marke Volkswagen als auch des Konzerns die Transformation des Unternehmens maßgeblich vorangetrieben. Der Konzern und seine Marken sind zukunftsfähig aufgestellt, die Innovations- und Ertragskraft ist gestärkt. Herr Diess hat eindrucksvoll bewiesen, mit welchem Tempo und mit welcher Konsequenz er tiefgreifende Transformationsprozesse umsetzen kann. Dabei hat er das Unternehmen nicht nur durch extrem schwieriges Fahrwasser gesteuert, sondern auch strategisch grundlegend neu ausgerichtet."

Diess hat aus Sicht des Aufsichtsrates vor allem zahlreiche Produktimpulse gesetzt, Produktportfolios neu ausgerichtet und die klare Ausrichtung auf Elektromobilität auf den Weg gebracht. Hier wurden wegweisende Technologie-Plattform-Konzepte wie beispielsweise zuletzt bei der Batteriezelle ebenso initiiert wie für Mobilitäts-Dienstleistungen.

Massive Kritik an Herbert Diess

Die organisatorische Neuausrichtung des Konzerns mit selbstständigeren Regionen, die Einführung von Markengruppen und Baureihen ist ihm ebenso zuzuschreiben wie die personelle Neuausrichtung des Top-Managements und der Markenvorstände. Zudem wurde die Kapitalmarktausrichtung des Konzerns vorangetrieben und die Zukunftsfähigkeit zentraler Standorte des Konzerns gesichert.

Blume galt hinter vorgehaltener Hand schon seit längerem als Nachfolger von Herbert Diess, der im Konzern – sowohl beim mächtigen Betriebsrat als auch im Aufsichtsrat – nicht ganz unumstritten war. Chipmangel, Absatzeinbußen, schlechte Auslastung der Werke, Qualitätsprobleme bis hin zum hohen Tempo des Konzernumbaus und ein schlechter Kommunikationsstil wurden Diess angelastet. Dazu gesellt sich noch die von vielen als anbiedernd empfundene Nähe zu Tesla-Boss Elon Musk.

Gegen Ende 2021 wurde der Konzernvorstand dann noch mal umgebaut, Diess' Macht indes nicht so stark beschnitten, wie von Insidern angenommen wurde. Er erhielt sogar die Oberaufsicht über die Software-Schmiede Cariad, die weit hinter den Entwicklungs-Erwartungen zurückblieb und unter anderem für die Verschiebung wichtiger Fahrzeugmodelle verantwortlich ist.

Fazit

Jetzt ging es doch ganz schnell: Herbert Diess verlässt Volkswagen und tritt den geordneten Rückzug an. Sein Nachfolger wird Porsche-Chef Oliver Blume, der bereits hinter vorgehaltener Hand als Nachfolger von Diess gehandelt wurde. Der Aufsichtsrat hat offensichtlich die Reißleine gezogen, nachdem Diess die Probleme mit der Software-Tochter Cariad nicht in den Griff bekommen hat und Prestige-Projekte wie Artemis oder auch der rein elektrische Porsche Macan spürbar und schmerzlich verschoben werden mussten. Schon lange schwelte darüber hinaus die Kritik an Herbert Diess, dessen Führungsstil und Kommunikation, aber auch das schwierige Verhältnis zum Betriebsrat zunehmend zum Problem wurden.

Der Aufsichtsrat nimmt den Chefwechsel zum Anlass, den Konzernvorstand von zwölf auf neun Mitglieder zu verkleinern. Opfer dieser Umstrukturierung werden neben Diess die bisherigen Vorstandsmitglieder Murat Aksel und Hildegard Wortmann, die nun eine Hierarchiestufe niedriger die Verantwortung für ihre Ressorts Einkauf und Vertrieb tragen. Sie werden im neuen Führungsgremium "Erweiterte Konzernleitung" aufgefangen, dem zudem Michael Steiner (Entwicklung) und Christian Vollmer (Produktion) angehören.

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