Die Rücknahme der CO₂-Regeln durch die Trump-Regierung bedeutet für Ford eine wirtschaftliche Erlösung: Milliardeninvestitionen in Emissionszertifikate entfallen, große Trucks und SUVs gehen ohne Strafkosten in den Verkauf. Detroit News berichtet: Ford-Chef Jim Farley spricht offen von einer "Multimilliarden-Dollar-Chance" in den kommenden Jahren – eben auch dank der weggefallenen Verpflichtung zum CO₂-Ausgleich.
Den Kauf von Emissionszertifikaten hat Ford bereits um 1,5 Milliarden Dollar reduziert, wie Finanzchefin Sherry House bestätigt. Künftig wird mit nur noch rund 200 Millionen Dollar pro Quartal gerechnet (aktuell umgerechnet zirka 175,2 Millionen Euro). Das macht Geld frei – für Marge, aber auch für dringend nötige Investitionen in Fords Elektro-Offensive, deren erste Generation zuletzt 2,2 Milliarden Dollar Verlust einfuhr (1,93 Milliarden Euro).
SUVs, Spritfresser – und keine Strafen mehr
Donald Trumps Aufhebung des sogenannten "Endangerment Finding" der EPA bedeutet einen radikalen Einschnitt: Kalifornien darf keine eigenen Standards mehr setzen, der Druck auf Spritschlucker ist weg, und Hersteller wie Stellantis bringen wieder ihre schon vom Aussterben bedrohten V8-Boliden zurück. Für Ford bedeutet das Freiheit – der Produktmix ändert sich Richtung margenstarke Verbrenner. Farley sieht besonders in Nutzfahrzeugen und Fullsize-SUVs den Schlüssel zu hohen Gewinnen.
Doch diese Freiheit ist zweischneidig: Umweltorganisationen wie das Center for Biological Diversity warnen, dass Hersteller nur durch Regulierungen überhaupt Fahrzeuge bauen, die "die Lungen der Menschen schützen". Deren Kampagnenleiter Dan Becker wirft Farley "Ironie auf Kosten der Gesundheit" vor.
Chinas Elektro-Power: Farleys Angstgegner
So euphorisch Ford über neue Verbrennerpläne spricht, so eindringlich ist Farleys Warnung vor dem eigentlichen Gegner: China. Marken wie BYD und Geely hätten längst bewiesen, dass sie beim Preis, der Technik und der Effizienz der westlichen Konkurrenz überlegen sind. Farley bezeichnet die eigene Elektro-Offensive als "Model T-Moment" – eine radikale Neudefinition von Produktion, Lieferketten und Kostenstruktur sei bei der kommenden E-Auto-Generation nötig, um gegen China zu bestehen.

Mit verbrauchsstarken Verbrennungsmotoren ausgerüstete Modelle sorgen bei den Herstellern aktuell noch für die höchsten Gewinne (im Bild ein Ford F-150 Raptor R, Modelljahr 2022).
Ford baut dazu ein neues Batteriewerk in Michigan – in Lizenz mit dem chinesischen Zellgiganten CATL. Ziel: günstige LFP-Zellen für kommende Elektro-Vans und Trucks. Die ersten Fahrzeuge sollen ab 2027 erscheinen. Analysten wie David Whiston sehen darin einen mutigen, aber nötigen Schritt: "Die Gewinne aus den Verbrennern sollen die Lücke zur neuen EV-Generation überbrücken."
Der gefährliche Spagat: Milliarden mit Benzin, Hoffnung auf Strom
Ford sitzt zwischen zwei Stühlen. Einerseits feiern Investoren das Ende der CO₂-Kosten, die Rückkehr der Spritschlucker und neue Gewinnoptionen. Andererseits besteht die reale Gefahr, dass chinesische Hersteller den Weltmarkt mit günstigen E-Autos dominieren – und Ford trotz aller Freiheiten den Anschluss verliert. Hinzu kommt, dass technischer Fortschritt Elektroautos billiger und reichweitenstärker machen könnte als Verbrenner – spätestens dann dürfte sich das Verbrenner-Zeitalter seinem natürlichen Ende nähern.
Fakt ist: Die USA haben ihre industriepolitische Spielwiese zurück – und Ford möchte sich darauf maximal austoben.