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Ford-Aufspaltung in Blue, Model E und Pro
Ford trennt Verbrenner- und Elektro-Aktivitäten

Riesiger Strategie-Schwenk bei Ford: Der US-Autokonzern trennt künftig das traditionelle Verbrenner- vom zukunftsträchtigen Elektro-Geschäft. Mit weitreichenden Folgen.

03/2022, Ford trennt Verbrenner- von Elektro-Aktivitäten
Foto: Ford Motor Company

Nun ist endgültig klar, warum Ford dem Konkurrenten Tesla vor acht Jahren verbot, sein neues Elektroauto Model E zu nennen. Obwohl er selbst die Modellbezeichnung nie offiziell verwendete, verlängerte der Autogigant aus der Nähe von Detroit immer wieder seine Markenrechte an dem Namen – und untersagte Elon Musk 2014, sein drittes Modell so zu nennen. Viele gingen seinerzeit davon aus, dass sie in Dearborn einfach etwas sticheln wollten in Richtung des aufstrebenden Konkurrenten, der daraufhin seine "SEXY"-Reihe nicht vervollständigen konnte (Teslas weitere Baureihen heißen Model S, X und Y). Offiziell hieß es natürlich, "Model E" sei dem "Model T" zu ähnlich – jener legendären "Tin Lizzy", die vor gut einem Jahrhundert Fords Aufstieg zum Autogiganten beflügelt hatte. Bei Teslas weiteren Modellbezeichnungen waren die Ford-Manager interessanterweise großzügiger. Auch gegen Teslas alternativen Namen Model 3 hatte Ford nichts einzuwenden.

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Ob Ford damals schon jenen Masterplan vorantrieb, der nun verkündet wurde, ist natürlich höchst fraglich. Dennoch zahlt sich nun aus, dass Ford seinerzeit standhaft blieb und auf seinem Recht am Model E beharrte. Denn nun verwendet der Autoriese die Bezeichnung doch selbst. Und zwar für seine neue Elektroauto-Division, die künftig vom restlichen Konzern, der sich vorwiegend um die Verbrenner-Aktivitäten kümmern wird, abgespaltet wird. Dessen Name lautet übrigens Ford Blue.

"Zentrum für Innovation und Wachstum"

"Model E wird Fords Zentrum für Innovation und Wachstum sein", sagt Konzernchef Jim Farley. Der Geschäftsbereich Ford Model E werde Innovationen und die Entwicklung zukunftsweisender Elektrofahrzeuge in großem Volumen beschleunigen, heißt es in einer offiziellen Mitteilung des Autokonzerns. Er soll EV-Plattformen ebenso entwickeln wie Technologien für Batterien, E-Motoren, Wechselrichter, Ladung und Recycling. Auch das Thema Software und vollständig vernetzte Fahrzeugarchitekturen gehören zum Entwicklungsauftrag der neuen Division. Hinzu kommen E-Commerce-Plattformen, die ein neues Kauf- und Nutzererlebnis für die Kundinnen und Kunden schaffen sollen. Ford Model E soll mit der Geschwindigkeit eines Start-ups agieren, gleichzeitig aber das bisher in den alten Strukturen erworbene Know-how in den Bereichen Produktentwicklung und Volumenproduktion nutzen.

12/2021, Ford F-150 V2L
Ford
Mit den Zugpferden F-150 Lightning (vorne) und Mustang Mach-E will Ford in seine elektrische Zukunft starten.

Der Auftrag von Ford Blue ist ebenfalls klar umrissen: das Portfolio an Verbrenner-Fahrzeugen ausbauen, Wachstum und Rentabilität vorantreiben sowie Abläufe vereinfachen und die Qualität verbessern. Und, ganz wichtig: Kosten reduzieren – beziehungsweise auf Wirtschaft-Neudeutsch: den Cashflow maximieren; die Rede ist von bis zu drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) pro Jahr. Selbstverständlich sollen die nun getrennten Bereiche, zu denen mit Ford Pro als dritte Division bereits heute auch eine Nutzfahrzeug-Division gehört, Synergien und Skaleneffekte nutzen und die innerbetrieblichen Abläufe verbessern. Auf diese Weise soll das "industrielle Know-how" voll ausgeschöpft werden.

2030 ist jeder zweite Ford elektrisch

Die neue Strategie bedeutet natürlich auch, dass der im Mai 2021 vorgestellte Plan "Ford+" angepasst wird. Heißt: Die strategischen Ziele sollen früher erreicht werden als geplant, weshalb bis 2026 auch die geplanten Investitionen in Elektrofahrzeuge von 30 auf 50 Milliarden Dollar (etwa 45 Milliarden Euro) aufgestockt werden sollen. Bis dahin strebt Ford eine bereinigte EBIT-Marge des Gesamtunternehmens von zehn Prozent (heute acht) und eine Jahresproduktion von über zwei Millionen Elektrofahrzeugen an, was einem Anteil von einem Drittel der Gesamtproduktion entsprechen würde. Vier Jahre später sollen E-Mobile bereits die Hälfte des weltweiten Volumens ausmachen. In Europa will Ford zu diesem Zeitpunkt ausschließlich Elektroautos verkaufen, wobei die Kooperation mit VW helfen soll, das seine Elektroauto-Plattform MEB zur Verfügung stellt. Bis 2050 soll der gesamte Konzern CO2-neutral agieren. "Wir gehen ‚all-in‘", ergänzt Farley folgerichtig.

Der Autokonzern strebt an, die Aufspaltung bis 2023 abzuschließen; dann sollen Ford Blue, Model E und Pro unterschiedliche Geschäftsberichte ausweisen. Zusätzlich zu seiner Funktion als Präsident und CEO der Ford Motor Company wird Jim Farley auch Ford Model E leiten. Der bisherige Präsident der Edelmarke Lincoln, Kumar Galhotra, wird Chef von Ford Blue. Ted Cannis bleibt wie bisher Boss der Nutzfahrzeug-Sparte Ford Pro.

Kommt Ford Model E an die Börse?

Unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt noch, ob Ford Model E perspektivisch als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden soll. Es wäre ein naheliegender Schritt: Aktuell sind in der Autoindustrie Abspaltungen kleinerer Teile eines Konzerns, deren Wertpapiere dann an der Börse gehandelt werden, um zusätzliches Kapital zu generieren, sehr angesagt: Beispielsweise Volkswagen und Daimler haben dies mit ihren Nutzfahrzeugsparten getan, der damalige FCA-Konzern hatte die Marke Ferrari abgespalten und an die Börse gebracht. Auch Farley hat Erfahrung mit einem solchen Schritt: Als Mitglied des Aufsichtsrates des Motorradherstellers Harley-Davidson hat er seinen Segen gegeben, dort die Marke LiveWire abzutrennen, von der seit Ende 2021 Aktien gehandelt werden. Schwer vorstellbar, dass Farley bei Ford auf diese Möglichkeit verzichten wird.

In der Fotoshow erfahren Sie alles über die neuen Plattformen, die Ford für künftige Elektroautos plant.

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Fazit

Ford will sowohl bei seinen Verbrenner- als auch bei den Elektro-Aktivitäten flexibler werden und spaltet sich deswegen in drei neue eigenständige Division auf: Ford Model E kümmert sich um alles Elektrische und die Software-Belange, Ford Blue verantwortet die Verbrenner- und Produktions-Aktivitäten und Ford Pro kümmert sich ums Geschäft mit Nutzfahrzeugen und gewerblichen Kunden. Gleichzeitig steigert Ford seine Investitionen auf dem Elektro-Sektor. Perspektivisch dürfte der Strategie-Schwenk Ford Model E an die Börse bringen; bestätigt ist dies allerdings noch nicht.

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