Fiat-CEO Olivier François: Kunden wollen ikonische Designs

Fiat-CEO Olivier François im Interview
Kunden wollen ikonische Designs

Veröffentlicht am 10.02.2025
Was ist derzeit die größte Herausforderung für Fiat?

Neue Wettbewerber aus Fernost nehmen wir sehr ernst. Unser Ziel ist es aber, die Elektrifizierung erschwinglich für jeden zu machen. Das gelingt jedoch nur mit Autos, die die Kunden auch kaufen wollen. Gutes Design und Marketing sind also mitentscheidend.

Die hohen Produktionskosten verhindern es leider, einen Kleinwagen wie den Grande Panda (siehe Fotoshow) profitabel in Italien herzustellen. Dafür entsteht er im Nachbarland Serbien recht günstig. Auch Amerika und Afrika sind als Produktionsstandort attraktiv. Auf der anderen Seite senken die Synergien den sogenannten Break-Even-Point, also den Zeitpunkt oder besser die Stückzahl, ab dem ein Auto profitabel produziert werden kann. Wir müssen also nicht wie früher hunderttausende Autos von jedem Modell verkaufen, damit diese auch profitabel sind.

Es wird also weitere, neue Fiat-Modelle geben?

Was Fiat schon immer gut konnte, waren Kleinwagen. Insgesamt haben wir mehr als 23 Millionen Kleinwagen verkauft. Doch die Erfolge von Uno und Punto sind lange her. 2011 war ich als CEO dafür verantwortlich, dass der entwickelte Fiat nicht in Produktion ging. Es war kein echter Fiat. Es hat lange gedauert, bis es nun zu dem echten Fiat Grande Panda kommen konnte. Seitdem begleitet mich der Panda, der im italienischen Volksmund übrigens Pandina heißt. Und unter diesem (Bei-)Namen, wird dieser noch bis 2030 weiterlaufen.

Die Panda-Familie wird nun weiterwachsen: Schließlich ist der Panda nicht ohne 4x4-Modell denkbar. Der könnte als eigenständiges, elektrisches Modell auftreten. Hinzu kommen noch unterschiedliche Batteriegrößen für den Grande Panda. Nur eine Abarth-Version wird es nicht geben. Sie merken schon: der Grande Panda ist wichtig für Fiat: der Panda muss ein Blockbuster werden.

Zusätzlich bringt Fiat jedes Jahr ein neues Modell. Noch im November kommt der 500 mit dem Hybridantrieb, der in Italien produziert wird. Nach der Verabschiedung des alten 500-Modells haben wir dafür extra die Elektroplattform des 500e angepasst.

Wie wird sich Fiat weiterentwickeln im Stellantis-Konzern?

Zunächst einmal bin ich überzeugt davon, dass Stellantis Fiat gerettet hat. Die Marke bekam so eine maßgeschneiderte Plattform für ihre Kernkompetenz geliefert. Diese Chance wird Fiat nutzen, um wieder zu wachsen. Nicht nur elektrisch, sondern auch mit Hybridantrieb. Jedes Modell wird als Hybrid und Elektro angeboten. Die Plattform ist so flexibel, dass Autos auch als Schalter mit reinem Verbrenner denkbar sind.

Fiat ist in Italien traditionell besonders stark, welche Märkte sind für Sie noch wichtig?

Was viele nicht wissen: Fiat ist nicht nur eine globale Marke, sondern auch die größte Volumenmarke im Stellantis-Konzern mit 1,26 Millionen verkauften Fahrzeugen weltweit. Bisher waren einzelne Weltautos von Fiat für alle internationalen Märkte eher mäßig erfolgreich. Das wollen wir mit dem Grande Panda ändern. Traditionell sind wir in der Türkei sehr stark. Dort betreiben wir auch wichtige Werke. Deutschland ist ebenfalls bedeutend für uns, auch wenn unser Händlernetz hier nicht mehr so stark ist. Aber auch in Übersee sind wir stark: Der derzeit meistverkaufte Fiat ist ein Pick-up – Der Fiat Strada – Made in Brasilien, wo Fiat seit Jahren Marktführer ist. Brasilien ist ebenso der größte Markt für Fiat.

Was ist ihr Erfolgsrezept?

Mit wenig Geld, kreative Lösungen für die Anforderungen der Kunden zu finden und natürlich Synergien im Stellantis-Konzern nutzen. Ich persönlich habe kein Problem mit ähnlichen plattformbasierten Modellen wie C3, Frontera und Grande Panda, solange sie sich nicht kannibalisieren. Die Autos müssen sich also stark differenzieren und sich an andere Zielgruppen wenden. Am Ende entscheidet aber der Kunde, ob Citroën, Fiat, Opel oder eine andere Stellantis-Marke draufsteht.

Was wollen die Kunden?

SUVs, Ikonen und gutes Design. Was ikonisch aussieht, will jeder haben. Zudem muss der Kaufprozess so einfach sein, wie Pizza bestellen. Deshalb gibt's vom Grande Panda Elektro auch nur zwei; vom Hybrid drei Ausstattungsvarianten mit zwei Ausstattungspaketen.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Ich würde sagen, mein Stil unterscheidet sich von Marchionne und Tavares von denen ich sicher viel gelernt habe. Ich bin ein Marken-Mensch, kein Ingenieur. Ich mag es, wenn Autos Geschichten erzählen. Gutes Marketing ist kein Ausgabenposten, den man einfach streichen kann, sondern ein Investment. Und ich bin überzeugt davon: Eine Automarke mit ehrlichem und gutem Storytelling wird die chinesische Invasion überleben.