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Ferrari erweitert Werk in Maranello
Hier baut Ferrari sein erstes E-Auto

Ferrari erweitert sein Werk deutlich – für die Produktion von Elektroautos. Für den Sportwagenhersteller ist das eine besonders große Herausforderung.

Gerüchte und erste Bilder hatte es bereits gegeben; zwei Jahre dauerte der Bau des neuen Ferrari-Werks in Maranello. Am 21. Juni hat der Sportwagenhersteller sein "E-Building" eröffnet. Das neue Werk soll Verbrenner und elektrifizierte Antriebe parallel fertigen und sehr sparsam arbeiten. Auf dem Dach erzeugen 3.000 Solarpaneele bis zu 1,3 Megawatt Strom. Regenwasser wird aufgefangen, aufbereitet und verwendet, Energie aus der Produktion und von Prüfständen soll zu 60 Prozent wiederverwendet werden. Für die neue Fabrik wurden alte Industriestrukturen genutzt, sodass keine Fläche verbraucht wurde.

Neue Mobilität im Alltag

Erstes Ferrari-Elektroauto

Im neuen Werk baut Ferrari künftig sein erstes Elektroauto. Hochvoltbatterien, elektrische Achsen und Elektromotoren sollen aus dem neuen Werk kommen. Das Werk folge dem "Prinzip der technologischen Neutralität", erklärt Ferrari in einer Mitteilung. Der Hersteller meint damit, dass Produktion und Entwicklung von Verbrennungsmotoren, Hybridantrieben und Elektromotoren gleichberechtigt sind. Wichtig für die Kunden: Alle Antriebsarten sollen markentypische Emotionen liefern.

Die Produktion aller Antriebe in einem Gebäude soll den Vorteil bieten, flexibel auf Änderungen in der Nachfrage reagieren zu können. In der Produktion setzt der Sportwagenhersteller sogenannte kollaborative Roboter ein, die sich an die Bedürfnisse ihrer Nutzer anpassen. Automated Guided Vehicles (AGV) transportieren Fahrzeuge und Bauteile. Eine Vernetzung per Ultrabreitband verhindert, dass die AGV zusammenstoßen und zeigt, wo sich welche Teile in der Montage befinden.

Auf den 42.500 Quadratmetern Gesamtfläche befinden sich Produktion, Montage und Systemtechnik. Das 25 Meter hohe Gebäude mit der teils transparenten Fassade hat das Büro Mario Cucinella Architects entworfen. An der Fassade wechseln sich klares und halbtransparentes Glas ab, was dem Gebäude die optische Wucht nimmt, natürliches Licht im Innern verteilen hilft und Einblicke in die Produktion erlaubt. Laut Ferrari wurde für die Arbeitsplätze der mehr als 300 Mitarbeiter Wert auf besonders ergonomische und komfortable Arbeitsplätze gelegt.

Chip-Experte als Ferrari-Chef

Bezeichnend für den Wandel bei Ferrari ist, dass seit dem 1. September 2021 Benedetto Vigna Chef des Autobauers ist. Der studierte Physiker Vigna war vorher Chef der Analogchip- und Sensorsparte des schweizerischen Halbleiter-Herstellers ST-Microelectronics. Vigna kommt also eher aus der Welt der Signalverarbeitung als aus der Welt der Verbrennungsmotoren.

Seit dem 21. Oktober 2015 ist Ferrari an der Börse – wichtigster Eigentümer ist die italienische Industriellen-Familie Agnelli, die in Form der Giovanni Agnelli B.V. über die Investmentgesellschaft Exor 22,9 Prozent der Kapitalanteile an Ferrari hält, was 35,9 Prozent der Stimmenrechte entspricht. Chef von Exor ist der italienische Manager John Elkann, der als Sohn von Margherita Agnelli zur Agnelli-Familie gehört. Der Unternehmer und Modedesigner Lapo Elkann ist sein Bruder. Nach dem Rücktritt von Louis Camilleri als Ferrari-Vorstands-Chef Mitte Dezember 2020 übernahm John Elkann übergangsweise die Geschäfte, dann wählte er Benedetto Vigna für diesen Posten aus.

Ferrari im massiven Umbruch

Ferrari gehört zu den klang- und wertvollsten Namen der Autoindustrie. Das Unternehmen gehört zu den profitabelsten Autoherstellern weltweit. Allerdings stehen insbesondere die Hersteller von Sportwagen bei der Umstellung auf Elektromobilität vor großen Herausforderungen.

Ferrari Patent Elektro-Sportwagen
Ferrari
In Patentzeichnungen ist ein rein elektrisch angetriebener Ferrari bereits aufgetaucht - dank einer hinter den Sitzen positionierten Batterie bleibt die tiefe Sitzposition erhalten.

Analysten gehen davon aus, dass der Schwerpunkt von Ferraris Anstrengungen auf der Elektrifizierung der Antriebsstränge liegt – ein derart auf die Zukunft ausgerichtetes Unternehmen könnte an der Börse wieder mit steigenden Aktienkursen punkten. Benedetto Vigna hat einige seiner ehemaligen ST-Micro-Mitarbeiter zu Ferrari geholt und ist eine Kooperation mit dem US-Halbleiterhersteller Qualcomm eingegangen. Die Umstrukturierung von Ferrari zu einem auf Digitalisierung ausgerichteten Elektro-Sportwagenhersteller könnte für die Anleger allerdings mit Kosten in ungeahnter Höhe verbunden sein – befürchten Analysten. Benedetto Vignas Aufgabe ist dabei eine große: Er soll Ferrari neu erfinden. Das erste Elektroauto von Ferrari wird für das Jahr 2025 erwartet.

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Fazit

Auch Ferrari kommt um eine Umstellung auf rein elektrische Antriebe nicht herum – nicht umsonst erweitern die Italiener ihr Werk in Maranello um eine Elektroauto-Produktionsstätte und um eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Antriebs-Batterien. Die Zeichen der Zeit erkennend, hat John Elkann als Chef des größten Ferrari-Eigentümers Exor den studierten Physiker Benedetto Vigna zum Unternehmens-Chef gemacht.

Vigna kam vom Chiphersteller ST-Microelectronics – er soll Ferrari ins Zeitalter der Elektromobilität führen. Wegen des im Vergleich zu flüssigen Kraftstoffen hohen Gewichts und der geringeren volumetrischen Energiedichte von Antriebsbatterien sind Elektroautos für Sportwagenhersteller eine besonders große Herausforderung. Diese Herausforderung muss Vigna nun stemmen. Dafür hat er einige seiner ehemaligen Mitarbeiter von ST-Micro abgeworben und ist zudem eine Kooperation mit dem US-Chiphersteller Qualcomm eingegangen.

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