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Faktencheck Mercedes EQC
Ist der Elektro-Daimler ein Flop?

Wollen die Kunden den schwäbischen Elektro-SUV wirklich nicht haben? Wir überprüfen die Fakten hinter den vieldiskutierten Veröffentlichungen

Mercedes EQC, ams 2019_23, Exterieur
Foto: Hans-Dieter Seufert

„Nur 19 Autos im November zugelassen – Mercedes’ elektrischer Hoffnungsträger floppt“ war Anfang Januar auf diversen Nachrichtenportalen zu lesen. Insgesamt seien in den letzten Monaten seit Verkaufsbeginn nur 55 Modelle zugelassen worden. Auch zahlreiche weitere Online-Portale berichten im Anschluss mit gleichlautendem Tenor. Seitdem werden diese Beiträge in der Online-Community vor allem unter E-Auto-Fans kontrovers diskutiert, verunsichern Kunden, die das Fahrzeug bereits bestellt haben. Ein genauer Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse scheint daher angebracht, und das Ergebnis stellt die Behauptungen in Frage.

Unsere Highlights

Eckdaten zu den EQC-Zulassungszahlen

Zunächst die Eckdaten rund um die Markteinführung des Mercedes EQC . Für dieses Modell wurde der Bestellprozess für Endkunden im Mai 2019 eröffnet, doch bereits im Februar 2019 stand fest, dass hohe Auslieferungs-Stückzahlen für 2019 ausgeschlossen sein würden: „Wir sind sicher, dass wir die Nachfrage in 2019 nicht befriedigen können und vermutlich auch 2020 nicht“, so Dieter Zetsche, damaliger Vorstandsvorsitzender der Daimler AG. Auch Kunden, die direkt im Mai 2019 einen Mercedes EQC bestellten, berichten von bereits damals angekündigten Auslieferungsterminen frühestens im ersten Quartal 2020. Die eigentliche Auslieferung der ersten Serienmodelle des Mercedes EQC an Endkunden begann tatsächlich erst im zweiten Halbjahr 2019, in durchaus homöopathischen Dosierungen und in erster Linie bestehend aus der vorkonfigurierten EQC Edition 1886.

Doch wie kommen die vieldiskutierten Zahlen zustande? Angeblich basieren diese auf einer Anfrage beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zu den EQC-Zulassungszahlen im November. Zudem ist davon die Rede, es handele sich um das „Spitzenmodell EQC der AMG-Linie“. Das Problem: Mercedes-AMG, eine Tochtergesellschaft der Daimler AG, führt den EQC überhaupt nicht im Angebot. Weiter wird berichtet: „Für die gesamte elektrische Baureihe stehen 55 Fahrzeuge in der KBA-Datenbank“. Hierzu zeigen die tatsächlichen, monatlich vom KBA veröffentlichten Neuzulassungszahlen ein anderes Bild. Diese Daten sind auch die Grundlage der monatlich bei auto motor und sport veröffentlichten Zulassungsanalysen der verschiedenen Fahrzeugsegmente.

Differenzierte Daten des KBA

Laut der offiziellen Veröffentlichung der Novemberzahlen des KBA gab es im November 2019 insgesamt 57 Neuzulassungen des Mercedes EQC, von Beginn der Auflistung der EQC-Neuzulassungen im April 2019 wurden bis November 2019 laut KBA 502 Mercedes EQC erstmals zugelassen. Hierzu muss auch darauf hingewiesen werden, dass zahlreiche Neuzulassungen vor dem offiziellen Auslieferungsbeginn direkt auf den Hersteller zurückgehen, um beispielsweise die Testwagenflotte möglichst frühzeitig auf die Straße zu bringen. So konnte auto motor und sport bereits im Mai 2019 bei einem ersten Fahrtermin Eindrücke mit dem Mercedes EQC sammeln – mit regulärer deutscher Straßenzulassung.

Fahrbericht Mercedes EQC 400
Daimler AG/Dirk Weyhenmeyer
Weit vor der Auslieferung an erste Endkunden gab es bereits im Mai 2019 für auto motor und sport Gelegenheit zu einer ersten Testfahrt mit einem in Deutschland (auf die Daimler AG) zugelassenen Mercedes EQC. Auf die realen Verkaufszahlen lassen die Neuzulassungszahlen dementsprechend nur bedingte Rückschlüsse zu.

Mit den tatsächlich 57 Neuzulassungen im November 2019 ist der Mercedes EQC zwar weit entfernt von den Gesamtzahlen der GLC-Baureihe, auf der er basiert: 4.541 Mercedes GLC wurden alleine im November 2019 erstmals zugelassen. Allerdings schaffte er es in unserer Auswertung der E-Auto-Neuzulassungen im November immerhin auf Platz 16, vor anderen Elektro-SUV wie dem Kia E-Niro oder dem Tesla Model X. Auch in der Jahreswertung der Elektroauto-Neuzulassungen landet der Mercedes EQC mit einer Gesamtzulassungszahl von 548 Einheiten auf Platz 16 von insgesamt 29 gelisteten E-Auto-Modellen.

Die EQC-Zahlen im Kontext

Stellt man den Mercedes EQC rein nach den Zulassungszahlen in Deutschland in den Marktkontext, so wird deutlich, dass der direkte Wettbewerber Audi E-Tron, dessen Auslieferung bereits im März 2019 begann, tatsächlich die Nase vorn hat. Mit 3.578 Neuzulassungen in 2019 erreicht das elektrische Audi-SUV eine deutlich höhere Zahl. Verglichen mit den Gesamtzulassungen in Deutschland (3.607.258 Pkw wurden im vergangenen Jahr insgesamt neu zugelassen) ist jedoch auch das eine verschwindend geringe Anzahl. Von den insgesamt lediglich 63.281 Elektroauto-Neuzulassungen im Jahr 2019 (Gesamt-Marktanteil 1,8 Prozent) entfällt der Löwenanteil (39.746 Fahrzeuge, mithin rund 63 Prozent der gesamten E-Autos) auf die Top 5: Smart Fortwo, VW E-Golf, Tesla Model 3, BMW i3 und Renault Zoe.

Neben diesen Fakten muss zusätzlich berücksichtigt werden, dass viele Hersteller erst mit dem Inkrafttreten der neuen, strengeren CO2-Richtlinien seit Anfang 2020 die Auslieferung von Elektro-Pkw forcieren werden. Hierzu zählt sicherlich auch der Mercedes EQC. Was dessen Verkaufsperspektive für die Zukunft betrifft, scheint die Daimler AG zumindest optimistisch zu sein: Im Interview mit auto motor und sport gab der neue Daimler-Vorstands-Chef Ola Källenius erst Ende September 2019 bekannt, dass das Modell künftig mit einer zusätzlichen Fertigungslinie in China an gleich zwei Standorten gefertigt wird. Nach einem Flop klingt das zumindest nicht.

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Smart Fortwo
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Tesla Model 3
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VW E-Golf

Fazit

Ob der Mercedes EQC im Hinblick auf die Verkaufszahlen tatsächlich ein Flop ist, lässt sich nicht durch Bezug auf Zulassungszahlen im November 2019 begründen. Bereits im Mai 2019 wurde Erstbestellern eine Auslieferung frühestens im ersten Quartal 2020 angekündigt. Die in mehreren Berichten genannten Zahlen von 19 EQC-Neuzulassungen im November 2019 und 55 EQC-Neuzulassungen im Jahr 2019 sind falsch.

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