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Fahrsicherheits-Instruktoren im Dialog
Vom Umgang zwischen Auto- und Motorradfahrern

Begegnungen von Zwei- und Vierradfahrern sind vielfach geprägt von Misstrauen, Unverständnis und fehlendem Wissen um die Sicht- weise des anderen. Vorschläge für ein besseres Miteinander.

Fahrsicherheits-Instruktoren im Interview, Sicherheitskampagne
Foto: Arturo Rivas
Bringen wir es gleich einmal auf den Punkt: Auto- oder Motorradfahrer – wer trägt bei Unfällen häufiger die Schuld und warum?

Nicolas Streblow:  Das ist statistisch recht eindeutig, meistens liegt die Schuld auf der Seite des Autofahrers. Bei Zusammenstößen eines Motorrads mit einem weiteren Verkehrsteilnehmer ist in 80 Prozent der Fälle ein Pkw-Fahrer der Hauptschuldige. Betrachtet man die Kollisionen zwischen Pkw- und Motorradfahrer mit Personenschaden, so ist in zwei Dritteln der Fälle der Pkw-Lenker für das Zustandekommen des Unfalls verantwortlich. Die Gründe sind dabei vielschichtig. Motorisierte Zweiräder werden von anderen Verkehrsteilnehmern oft nicht oder zumindest nicht richtig wahrgenommen. Häufig wird ein Motorrad aufgrund seiner schmalen Silhouette schlicht übersehen oder es verschwindet für kurze Zeit hinter einem Laternenmast oder der A-Säule des Autos. Das reicht für einen Crash schon aus.

Rücksicht hat Vorfahrt

Jens Dralle: Wenn man sich die beiden Verkehrsteilnehmer genauer anschaut, entdecke ich einen grundlegenden Unterschied. Ich bin fest davon überzeugt, dass die wenigsten Motorradfahrer auf ihr Zweirad steigen, weil sie es müssen. Bei Pkw-Fahrern sieht das ganz anders aus. Für viele Menschen dient das Auto lediglich als Fortbewegungsmittel. Das hat zur Folge, dass sich Autofahrer leichter ablenken lassen, zum Beispiel durch das Smartphone. Das führt im schlimmsten Fall zu Unfällen. Hinzu kommt die Unsicherheit. Autofahrer tun sich zunehmend schwer mit der Abschätzung der Dimensionen ihres Fahrzeugs und mit der Geschwindigkeit anderer Verkehrsteilnehmer. Ich merke das zum Beispiel auf der Autobahn. Dort fädeln viele Menschen wahnsinnig verunsichert ein. Da fehlt das Gefühl für den fließenden Verkehr. Außerdem werden die Fahrzeugmaße immer größer. Wenn ich mit einem Kombi an einer Rechtsabbiegerkreuzung stehe, links von mir aber ein SUV die Sicht versperrt und auf der Vorfahrtsstraße noch ein Motorradfahrer dazwischenkommt, kann es schnell gefährlich werden.

Fahrsicherheits-Instruktoren im Interview, Sicherheitskampagne
Jörg Künstle
Hinter den immer breiter werdenden A-Säulen moderner Autos verschwinden Motorräder komplett.
An welchen Stellen kann es besonders schnell gefährlich werden?

Streblow: Die Hauptursache für Alleinunfälle bei Motorradfahrern ist das Verlassen der Spur in Kurven. Das kann bei Gegenverkehr natürlich doppelt brenzlig werden. Es geht in diesen Fällen nicht um eine zu hohe Geschwindigkeit, sondern um das mangelnde Fahrvermögen des jeweiligen Fahrers. Ein Motorrad fährt man mit dem ganzen Körper, über Lenkimpuls und Blickführung. Das heißt, ein Motorradfahrer muss da hinschauen, wo er hinfahren möchte. Ein Fortbewegungsmittel, das durch den eigenen Körpereinsatz gelenkt wird, fährt immer dahin, wo der Fahrer hinschaut. Die größte Gefahr bei Motorradfahrern besteht also dann, wenn der Blick am Fahrbahnrand kleben bleibt, anstatt dass man überwiegend zum Kurvenausgang schaut. In Kurven sollten Biker wenn irgend möglich immer die dynamische Sicherheitslinie fahren, die Linkskurve am rechten Fahrbahnrand anfahren und spät reinziehen. Dann kann ich weit in die Kurve reinschauen und bin mit dem Kopf ganz auf meiner Seite. So kann ich den Kurvenausgang und eventuellen Gegenverkehr früh sehen und werde auch selbst früher erkannt. Rechtskurven gilt es an der Mittellinie anzufahren und dann bis zum Kurvenausgang rechts auf meine Seite zu wechseln. So entgehe ich der Gefahr, auf die Gegenfahrbahn getragen zu werden. Die meisten Motorradfahrer stürzen in einer Kurve nicht, weil sie zu schnell sind, sondern weil ihre Blickführung schlecht ist und sie sich nicht trauen, mehr Schräglage einzunehmen. Für Außenstehende sieht ein Motorradfahrer, der mit 35 Grad Schräglage weit weg von jedem Grenzbereich im Landstraßentempo durch die Kurve fährt, zwar spektakulär aus. Doch das ist kein Wagemut, sondern physikalische Notwendigkeit.

Dralle: Dieser besagte "Wagemut" wird ja auch oft dem Autofahrer vorgeworfen. Wenn ich eine Kurve fahre, so wie ich sie fahren kann, denken die Leute, ich sei wahnsinnig. Aber das bin ich nicht. Ich habe das Kurvenfahren gelernt. Ich habe Spaß daran und übertrete dabei kein Tempolimit. Ich weiß, was ich unter den herrschenden Bedingungen mit dem Auto machen kann. Diese Praxiserfahrung hat aber nicht jeder. Und so ist es auch bei Motorradfahrern. Biker müssen gleichzeitig aber wissen, dass die Rundumsicht des Pkw-Fahrers auch in der Kurve durch die A-Säule eingeschränkt ist. Um Unfälle zu vermeiden, sei daher beiden Seiten geraten, in Kurven lieber zu viel als zu wenig Abstand zum Mittelstreifen zu halten. Die Kurve zu schneiden, ist ohnehin tabu.

Fahrsicherheits-Instruktoren im Interview, Sicherheitskampagne
Hannes Bagar
Über 90 Prozent der Motorradfahrer wählen die gezeigte Linie – heil ankommen ist dann nur Zufall.
Wie sieht es auf der Geraden aus?

Dralle:  Überhöhte Geschwindigkeit ist ein Thema, das sowohl Auto- als auch Motorradfahrer betrifft. Ich habe jedoch das Gefühl, dass dieses Problem zumindest bei Autofahrern tendenziell rückläufig ist. Vor fünf Jahren passierte es noch relativ häufig, dass es auch bei höherem Tempo den ein oder anderen Drängler gab, der auf der Autobahn von hinten angeflogen kam und vorbeiwollte. Das hat ab-, die Schusseligkeit dagegen zugenommen. Allerdings erschüttert mich dieses offensichtliche Nicht-abschätzen-Können der Geschwindigkeit und des nachfolgenden Verkehrs. Dieses sorglose Wechseln der Spur. Oft grundlos. Ohne zu blinken. Die kommen dann mit Tempo 100 von der ganz rechten auf die linke Spur und checken nebenbei am besten noch irgendwelche Social-Media-Apps. Ja, auch ich telefoniere während des Autofahrens. Aber wenn ich das tue, dann mit Freisprecheinrichtung auf der rechten Fahrbahn unter Einhaltung der Richtgeschwindigkeit. Bei Motorradfahrern ist das Thema Geschwindigkeit dagegen sicherlich präsenter. Biker sind in der Regel auf der Straße, weil sie es möchten. Deswegen sind sie meiner Meinung nach auch tendenziell ambitionierter unterwegs. Das heißt, wir erleben im Freizeitverkehr eine Diskrepanz hinsichtlich der Motivation für das jeweilige Fahren. Ein bisschen mehr Gelassenheit und Toleranz gegenüber den Zielen anderer, mit denen ich mir jetzt aber gerade zufälligerweise die Straße teilen muss, würden das "Problem" schon verringern.

Streblow:  Motorräder beschleunigen meist viel besser als Autos. Sie können gefährlichen Situationen manchmal regelrecht davonfahren. Oft behält man aber durch Bremsen und Abstandhalten am besten selbst die Kontrolle über eine Situation. Wenn ich einen vor mir sehe, der komische Dinge macht und den ich nicht einschätzen kann, dann sollte ich besser langsam machen. Ich nehme mich zurück, halte ein bisschen mehr Abstand und lasse mehr Platz zwischen mir und den anderen. Es wäre schön, wenn manche Motorradfahrer mal darüber nachdenken würden, welchen Eindruck sie bei anderen mit ihrem Verhalten hinterlassen. Ich war vor ein paar Wochen auf dem Weg von Frankfurt ins Ruhrgebiet, als auf der Landstraße von hinten eine Gruppe Motorradfahrer angeschossen kam. Die haben an Stellen überholt, an denen ich im Leben nicht darüber nachgedacht hätte – schon gar nicht mit einer Kolonne. Sie haben sich rücksichtslos dazwischengedrängt und waren nicht nur schnell, sondern auch laut. Genau die Kategorie, über die alle Autofahrer und Anwohner zu Recht schimpfen. Beide Seiten wären also gut damit beraten, das eigene Ego etwas einzubremsen und aufeinander Rücksicht zu nehmen.

Fahrsicherheits-Instruktoren im Interview, Sicherheitskampagne
MOTORRAD-Archiv
Stets vorsichtig vorbei: Ausparkende Autofahrer können herannahende Motorräder oft nur kurz sehen.
Stichwort Rücksicht: Auch beim Ausparken oder Wenden droht Gefahr. Wie verhalten sich Auto- und Motorradfahrer im Idealfall?

Streblow:  Überall, wo Autos potenziell umdrehen wollen oder beim Ausparken rückwärts in die Straße ragen, haben wir gleich ein doppeltes Problem. Zum einen, weil B- und C-Säule im Auto oder irgendein Verkehrsschild den Motorradfahrer verdecken. Zum anderen, weil man als Autofahrer die Geschwindigkeit des Zweirads schlecht einschätzen kann. Wenn irgendwo eine Situation entsteht, in der Autofahrer ausparken, dann düse ich als Motorradfahrer nicht einfach daran vorbei, weil ich Vorfahrt habe. Ich muss bremsbereit sein. Ich muss mich sichtbar machen, etwa durch den Wechsel auf die linke Seite meines Fahrstreifens, kombiniert mit einem leichten Bremsnicken. Alles, was Bewegung in die Silhouette bringt, steigert die Aufmerksamkeit. Jedwede Art von Änderung des Einfallswinkels vom Scheinwerfer in das Blickfeld des Autofahrers erhöht dessen Wahrnehmung.

Dralle:  Speziell beim Wendevorgang sollten Autofahrer den Kopf besser drei- als zweimal drehen. Wenn auch nur in der Ferne ein Motorrad zu sehen ist, auf jeden Fall warten. Es fällt Autofahrern schwer, richtig einzuschätzen, wie schnell ein Motorrad wirklich fährt und wann es meinen Standpunkt passiert. Wenn dagegen ein Motorradfahrer feststellt, dass vor ihm ein Autofahrer wenden will, die Geschwindigkeit verringert und die Lenkung einschlägt, sollte er von sich aus die Initiative ergreifen und auf sich aufmerksam machen. Unter anderem hierfür haben auch Motorräder eine Hupe, deren Benutzung in unseren Breiten zu Unrecht eher verpönt ist. Hier kann sie helfen.

Fahrsicherheits-Instruktoren im Interview, Sicherheitskampagne
MOTORRAD-Archiv
Alles, was Bewegung in die Silhouette bringt, steigert die Aufmerksamkeit und damit die Wahrnehmung des Autofahrers.
Warum kommt es dennoch dazu, dass die Aktion des jeweils anderen nicht oder zu spät erkannt wird?

Streblow:  Ich glaube gar nicht mal, dass die Situation zu spät erkannt wird. Vielmehr können sich die wenigsten deren Auswirkung vorstellen. Jetzt kommt das Bremsen ins Spiel. Auch wenn ein Biker die Bremsleuchten eines Pkw erkennt, weiß er möglicherweise nicht, wie schnell das Auto tatsächlich an Geschwindigkeit verliert. Das Potenzial, Geschwindigkeit abzubauen, ist bei einem Pkw viel höher als bei einem Motorrad. Autos bremsen deutlich besser als Motorräder, stehen im Schnitt bei 100 km/h etwa fünf Meter früher, also nach 35 statt nach 40 Metern. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt somit mindestens 30 km/h. Bei einem älteren Motorrad ohne ABS werden leicht auch 50 Meter Bremsweg benötigt, da knallt man dann mit 50 km/h ins Heck. Das sind die reinen Bremswege. Nehmen wir die Reaktionszeit hinzu, so hat man ohne ausreichenden Abstand keine Chance. Wir dürfen nicht vergessen, dass weit über die Hälfte der Motorräder kein ABS besitzt. Motorradfahrer sind auch deshalb gut beraten, nicht mittig hinter einem Auto herzufahren, sondern links versetzt. Der Autofahrer sollte wissen, dass der Motorradfahrer in dieser Situation nicht vorbei, sondern über den linken Spiegel besser gesehen werden will. Das verbessert auch die Sicht am Auto vorbei, vor allem bei SUV, und erhöht die Chance, eine mögliche Vollbremsung frühzeitig zu erkennen.

Dralle:  Stichwort ABS. Es ist ja leider so, dass sich Verkehrsteilnehmer immer häufiger auf ihre Assistenzsysteme verlassen. Diese Assistenten darf man nicht verteufeln. Wir hatten es vom Rückwärts-Ausparken. Für diese Situationen gibt es inzwischen aufpreispflichtige Helfer. Der Querverkehrsassistent zum Beispiel signalisiert mir im Display und mit Warntönen, ob von links oder rechts Gefahr droht. Im Zweifelsfall bremst das System sogar schon selbst. Assistenzsysteme für das teilautonome Fahren funktionieren inzwischen sehr verlässlich, aber nur bei niedrigen Geschwindigkeiten im Stop-and-go-Bereich. Ein Assistenzsystem – das sagt ja schon der Name – soll dem Fahrer assistieren. Es nimmt ihm aber nicht die Verantwortung ab. Das vergessen viele Leute, wie man ja an den skurrilen Unfällen mit diversen Autopiloten bereits sehen kann. In der Folge fahren einige unkonzentriert und es kommt zu Unfällen.

Fahrsicherheits-Instruktoren im Interview, Sicherheitskampagne
Bosch
Vielleicht kann künftig sogar moderne Sensor- und Steuerungstechnik solche Unfälle vermeiden helfen.
Sind viele Unfälle also vermeidbar?

Streblow:  Ja, wenn sich beide Verkehrsteilnehmer eine Chance geben. Ich sollte als Motorradfahrer zum Beispiel nicht auf einer vierspurigen Straße neben einem Auto herfahren, wo der Fahrer mich im toten Winkel gar nicht sehen kann. Ein plötzlicher Spurwechsel erwischt mich kalt, also lieber entweder vorbeifahren oder dahinter bleiben, aber nicht daneben. Auch beim Linksabbiegen unterschätzen viele Pkw-Fahrer die Geschwindigkeit von Motorrädern. Wenn ein Motorradfahrer mit 100 statt der erlaubten 70 km/h auf eine Einmündung zufährt, dann legt er 100 Meter nicht in fünf, sondern in gut drei Sekunden zurück. Das ist für einen langsamen Fahrer in der wartepflichtigen Straße nicht einzuschätzen. 100 Meter erscheinen viel, da zieht so mancher noch raus. Auch der Stand der Sonne beeinflusst die Sichtverhältnisse. Wenn ich vor mir einen langen Schatten habe, so habe ich hinter mir die Sonne. Mein Gegenverkehr sieht mich also deutlich schlechter. Darauf muss ich mich als Motorradfahrer einstellen. Wenn Autos im Querverkehr sind oder gar aus dem Gegenverkehr direkt vor dem Motorrad links abbiegen wollen, müssen Biker bremsbereit sein, dürfen das Tempolimit auf gar keinen Fall überschreiten und müssen damit rechnen, dass der Autofahrer sie gar nicht wahrnimmt oder das Motorrad etwa hinter der A-Säule komplett verschwindet. Kollisionen mit Linksabbiegern im Gegenverkehr gehören zu den häufigsten Begegnungsunfällen! Auch hier kann ich durch leichte Schlangenlinien und Bremsnicken auf mich aufmerksam machen.

Dralle:  Ich finde, dass vor allem Autofahrer wieder lernen sollten, bewusster Auto zu fahren. Sie müssen wissen, wie sie gerade mit den Assistenzsystemen korrekt umzugehen haben. Die Technik wird ihnen häufig, aber viel zu selten erklärt. Privatkunden kaufen sich in der Regel einen jungen Gebrauchten. Dass sie dabei eine perfekte Einweisung erhalten, bezweifle ich stark. Das wäre aber wichtig, denn ein Pkw ist zu einem komplexen Gerät geworden. Es bedarf eines bewussten Umgangs mit der Technik, denn die entbindet mich als Autofahrer in keinem Fall von der Pflicht, zum Beispiel richtig zu bremsen oder Geschwindigkeiten korrekt einzuschätzen. Wenn ich unsicher bin, fahre ich lieber langsamer. Ich bin am Ende immer noch derjenige mit den Füßen auf den Pedalen und den Händen am Lenkrad – sprich: derjenige mit der Verantwortung für mein Tun.

Fahrsicherheits-Instruktoren im Interview, Sicherheitskampagne
Arturo Rivas
Ein Expertengespräch zwischen Jens Dralle (r.), Testchef von auto motor und sport, Instruktor für Autotraining, und Nicolas Streblow, Redakteur bei MOTORRAD, Instruktor für Motorradtraining.
Können Fahr- und Sicherheitstrainings weiterhelfen, rücksichtsvoller unterwegs zu sein?

Streblow:  Unbedingt. Auto- und Motorradfahrer müssen ein Gespür dafür bekommen, wo an ihrem Fahrzeug die Grenzen sind. Das lernt man nur bei einem Fahrsicherheitstraining. Jemand, der die Grenzen nicht kennenlernen will, weil er sich vornimmt, diese niemals zu überschreiten, wird fürchterlich überrascht sein, wenn er diese doch einmal erreicht. Dann wird er erst recht einen Fehler machen. Das halte ich für fahrlässig. Ich muss als Fahrer wissen, was mein Fahrzeug wann macht. Außerdem geht es ja nicht nur um Extremsituationen. Die Teilnehmer erhalten auch wertvolle Tipps zu Fahrzeugbeherrschung und richtigem Verhalten im Verkehr. Das beginnt mit Gleichgewichtstraining, der richtigen Fahrlinie, der bereits erwähnten Blickführung und dem Training der möglichen und erforderlichen Schräglage. Diese über einen bewussten Lenkimpuls einzuleiten, auch das lernt man bei einem Fahrsicherheitstraining. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Trainings ist das richtige Bremsen, ein Thema, bei dem viele Teilnehmer enorme Fortschritte in kurzer Zeit machen.

Dralle:  Ja, das ist bei den Autotrainings sehr ähnlich. Viele glauben, schon Hunderte von Vollbremsungen gemacht zu haben. Die meisten haben jedoch keinen blassen Schimmer davon, was eine Vollbremsung wirklich ist. Sie erschrecken, wenn dann das Bremspedal pulsiert, und denken, sie machen etwas kaputt. Mit solchen Situationen werden die Teilnehmer konfrontiert, und die Aufmerksamkeit wird geschult. Das ist letztendlich das Entscheidende.

Drei goldene Regeln für Motorradfahrer

1) Machen Sie sich vor Gefahrensituationen bemerkbar: Schon leichte Ausweich- oder Lenkbewegungen erhöhen die Aufmerksamkeit von Pkw-Fahrern.

2) Beharren Sie nicht auf Ihrer eigenen Vorfahrt: Gehen Sie rechtzeitig vom Gas, und bleiben Sie bremsbereit. Rechnen Sie damit, dass niemand mit Ihnen rechnet.

3) Kalkulieren Sie die Fehler anderer mit ein: Fahren Sie immer vorausschauend, um nicht das Nachsehen zu haben.

Drei goldene Regeln für Autofahrer

1) Besser dreimal nachschauen: Motorräder sind schmal und beschleunigen schnell. Auch wenn sie mit korrektem Tempo fahren, sind sie schneller da als gedacht und können leicht übersehen werden. Ziehen Sie an einer Kreuzung nicht vor einem herannahenden Motorrad raus. Wenn es vorbei ist, wird es Sie in den seltensten Fällen behindern.

2) Abstand in Kurven: Wenn ein Motorrad – besonders bei Nässe – langsam in eine Kurve fährt, halten Sie ausreichend Abstand. Der vielleicht vorsichtige Kandidat vor Ihnen wird sonst nur noch unsicherer, garantiert aber nicht schneller.

3) Partnerschaftlichkeit: Motorradfahrer sind heutzutage im Schnitt knapp 45 Jahre alt und meist keine jungen Wilden, die es in die Schranken zu weisen gilt. Zeigen Sie den Respekt, den Sie auch erwarten.

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AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten