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Electric Last Mile Solutions gibt auf
EV-Start-up scheitert nach kurzer Zeit

Das Start-up Electric Last Mile Solutions, Inc. wollte einen elektrisch angetriebenen Kleintransporter auf den Markt bringen. Doch daraus wird nichts.

03/2021, ELMS Urban Delivery
Foto: Electric Last Mile, Inc.

Start-ups, die elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge bauen wollen, schossen in den USA in der jüngeren Vergangenheit wie Pilze aus dem Boden. Einer der jüngsten Vertreter nennt sich Electric Last Mile Solutions, Inc. (ELMS) und hat seine Heimat im Städtchen Troy im US-Bundesstaat Michigan. Das Unternehmen gab im Dezember 2020 an, an die Börse gehen zu wollen und ist seit Juni 2021 im US-Aktienindex NASDAQ notiert. Allerdings müssen wir die einleitenden Sätze bald in die Vergangenheitsform bringen, denn ELMS ist nun offiziell gescheitert.

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Die Firma stellte einen Antrag auf Liquidation nach US-Börsenrecht. Es ist der Schlussakt einer Reihe von Turbulenzen, die im Februar 2022 ihren negativen Höhepunkt erreichten. Nachdem sie aus dem eigenen Unternehmen heraus beschuldigt wurden, im Zuge des Börsengangs unzulässige Aktienkäufe getätigt zu haben, mussten die Gründer James Taylor und Jason Luo gehen. An ihre Stelle trat Shauna McIntyre als Interims-Geschäftsführerin, die jedoch auch nichts mehr retten konnte. Während die Börsenaufsicht SEC längst ermittelte, veröffentlichte ELMS Ende Mai eine Mitteilung, dass die Firma bald zahlungsunfähig sei. Aktionäre, Gläubiger und andere involvierte Parteien entschieden sich dann für ihre Abwicklung.

Optisch ein Ford-Transit-Klon

Als Erstlingswerk war der Elektro-Lieferwagen ELMS Urban Delivery geplant, dessen Produktion zum Ende des dritten Quartals 2021 in einem Werk in Mishawaka, Indiana, starten sollte. Dort fertigte General Motors früher Fahrzeuge der Marke Hummer, allerdings war der Kauf der Fabrik im Frühjahr 2021 noch nicht abgeschlossen. Der zum US-amerikanischen Klasse-1-Nutzfahrzeug-Segment gehörige Kleintransporter erinnert optisch stark an den letzten Ford Transit. Vor allem die Scheinwerfer scheinen direkt von der vergangenen, bis 2013 gefertigten Generation des Lieferwagen-Klassikers zu stammen. Offiziell hat Electric Last Mile mit Ford allerdings überhaupt nichts zu tun. Die Antriebskomponenten liefert stattdessen ein ursprünglich aus China stammender Partner namens Jing-Jin. Leistungsdaten oder Fahrwerte sind allerdings nicht bekannt.

03/2021, ELMS Urban Delivery
Electric Last Mile, Inc.
Die Optik des ELMS Urban Delivery erinnert stark an die letzte Generation des Ford Transit.

Auch der Batterie-Lieferant sollte aus China kommen: Contemporary Amperex Technology Co. Limited, hierzulande besser bekannt unter dem Kürzel CATL. Die Akkus, deren Zellchemie aus Lithium-Eisen-Phosphat bestehen sollte, versprachen eine Reichweite von 241 Kilometern und sollten sich in etwa zwei Stunden vollständig aufladen lassen. ELMS wollte die Energiespeicher derart clever im Chassis unterbringen, dass der Urban Delivery eine Ladekapazität von 4.815 Litern geboten hätte. Das wäre nicht schlecht gewesen für einen mit 4,50 Meter Länge, 1,68 Meter Breite und 1,98 Meter Höhe (Radstand: 3,05 Meter) recht kompakten Lieferwagen. Die maximale Zuladung gab Electric Last Mile mit 1.090 Kilogramm an.

Besonders geringe Betriebskosten

Die Kooperationspartner aus Fernost, die ihre Komponenten für den ELMS Urban Delivery allerdings in amerikanischen Produktionsstätten fertigen wollten, hatte sich Electric Last Mile natürlich vor allem aus Kostengründen ausgesucht. Das Start-up stellte für den Urban Delivery, der etwa 25.000 Dollar (knapp 24.000 Euro) kosten sollte, 60 Prozent geringere Unterhaltskosten in Aussicht als bei einem konventionellen Kleintransporter. In der finanziellen Gesamtbilanz sollte der Elektro-Transporter um bis zu 35 Prozent besser dastehen. Zudem hätte der Lieferwagen datentechnisch komplett vernetzt sein sollen, was ebenfalls in erster Linie darauf abzielte, die Effizienz zu steigern und dadurch die Betriebskosten zu minimieren.

Angeblich hatten diese Argumente vor gut einem Jahr schon viele Kunden überzeugt: Electric Last Mile behauptete zu diesem Zeitpunkt, dass bereits 45.000 – allerdings unverbindliche – Vorbestellungen für den Urban Delivery vorgelegen hätten. Offensichtlich wurden daraus zu wenige konkrete Bestellungen, sodass das kurz nach Börsengang noch mit 1,4 Milliarden Dollar bewertete Unternehmen sein Geschäft bereits aufgeben musste, bevor es überhaupt richtig angefangen hat.

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Fazit

Alle bisher veröffentlichten Mitteilungen rund um Electric Last Mile Solutions und den Urban Delivery strotzten nur so vor Konjunktiven und großen Ankündigungen. Das ist nicht ungewöhnlich für Start-ups innerhalb der Autobranche, kann aber auch nach hinten losgehen. Letzteres ist der Truppe aus Michigan passiert, womit sie sich einreiht in die Riege jener Auto-Emporkömmlinge, die anfangs große Reden schwangen und dann in Abwärtsspiralen gerieten. Im Gegensatz zu jenen, die entweder noch einigermaßen vital weiterleben oder in den letzten Zuckungen liegen und hoffen, sich noch irgendwie retten zu können, ist die Geschichte von ELMS endgültig vorbei.

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