MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"28918062","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"28918062","configName":"ads.vgWort"}

Schwierige Rahmenbedingungen für E-Auto-Hersteller
7 Gründe, warum der E-Auto-Markt ins Stocken gerät

Der Trend einer sinkenden Nachfrage nach Elektroautos könnte sich 2024 verschärfen. Die Gründe liegen weniger an den Autos und Herstellern selbst, sondern an den immer schwierigeren Rahmenbedingungen, so die Einschätzung der Analysten.

Elektroauto Kabel
Foto: Henrik5000 via Getty Images

Das vergangene Jahr verlief für die Hersteller von Elektroautos (BEV) noch weitgehend im grünen Bereich. Beispiel EU: Hier wurden 2023 insgesamt knapp 1,54 Millionen Stromer neu zugelassen; im Jahr zuvor waren es nur gut 1,12 Millionen gewesen. Ähnlich sah der Trend auf dem deutschen Markt aus: 524.219 statt 470.559 E-Auto-Neuzulassungen bedeuteten einen Sprung von 11,4 Prozent. Doch bereits im letzten Drittel des Jahres stagnierte die Nachfrage: Zwischen Anfang September und Ende Dezember wurden hierzulande nur knapp 137.000 BEV neu zugelassen; damit entfallen auf diesen Zeitraum nur etwa 26 Prozent der E-Auto-Neuzulassungen des Gesamtjahres.

Der große E-Ratgeber

Deutschland steht bei dieser Entwicklung nicht allein da. In den USA ist ebenfalls ein Rückgang der Nachfrage zu beobachten, sodass so mancher Hersteller seine Produktionskapazitäten bereits wieder in Richtung Verbrenner-Modelle verschiebt. Da stellt sich die Frage: Handelt es sich hier um ein temporäres Phänomen? Oder den Beginn eines Trends der sich abschwächenden Dynamik im globalen E-Auto-Markt? Analysten nennen gute Gründe, die für Letzteres sprechen und in Sachen Absatzzahlen ein zähes E-Auto-Jahr 2024 prognostizieren – was besonders für den Nur-E-Auto-Produzenten Tesla eine schlechte Nachricht ist.

1. Grund: Ausgelaufene oder strenge E-Auto-Förderprogramme

Das Institut für Automobilwirtschaft (Ifa) prognostiziert laut "Spiegel", dass der Anteil von E-Autos am Gesamtmarkt in Deutschland von 18,4 (2023) auf 14 Prozent sowie das Gesamtvolumen auf etwa 350.000 E-Pkw sinken könnte. Damit würde sich der seit September zu beobachtende Trend sogar noch verstärken. Von diesem Zeitpunkt an wurden gewerbliche Käuferinnen und Käufer nicht mehr mit der staatlichen E-Auto-Prämie unterstützt. Der große Knall folgte dann eine Woche vor Weihnachten: Nachdem das Bundesverfassungsgericht die Ampel-Regierung einen Monat zuvor zum Sparen verdonnert hatte, wurde quasi über Nacht die BAFA-E-Auto-Förderung abgeschafft – und zwar für alle. Wie sich das auf das Kaufverhalten auswirkt, werden wir erst in ein paar Tagen wissen, wenn die Neuzulassungszahlen für den Januar vorliegen. Doch angekurbelt wird diese Maßnahme die Verkäufe von BEV-Modellen im Januar sicher nicht haben.

Förderprogramme für Elektroautos gibt es auch in anderen Ländern. Doch hier dienen sie eher wirtschafts- als umweltpolitischen Interessen. Sowohl die entsprechende Passage des "Inflation Reduction Acts" in den USA als auch die neu aufgelegten Programme in Frankreich und Italien sind so designt, dass sie vorrangig den Absatz einheimischer Elektroautos fördern sollen. Mit der Konsequenz, dass jeweils nur eine sehr überschaubare Anzahl an förderfähigen Modellen auf den jeweiligen Listen steht – und schon gar keine E-Autos aus China. Wer sich deshalb keinen Stromer leisten kann, kauft im Zweifel eine kostengünstigere Alternative mit Verbrennungsmotor.

2. Grund: Die Hersteller sind zu Rabattaktionen gezwungen

Diese Gemengelage führt zu einem Phänomen, das aus Käufersicht positiv erscheint: Immer mehr Hersteller gewähren satte Rabatte auf ihre Elektroautos. Nur wenige Wochen, nachdem die deutsche E-Auto-Förderung in irgendeinem Haushaltsloch verschwunden war, kündigten Autobauer wie VW, Dacia, Fiat, Nissan oder BYD temporäre Preissenkungen in teils erstaunlich hohem Umfang für ihre E-Modelle an. Plötzlich kostet der günstigste VW ID.4 nicht mal mehr 33.000 Euro und halbiert sich der Preis des Dacia Spring fast.

Doch Rabattschlachten könnten dazu führen, dass "Fahrzeugkäufe vorgezogen werden – wodurch in zeitlich nachgelagerten Perioden noch stärkere Absatzeinbrüche zu befürchten sind", so Ifa-Experte Stefan Reindl im "Spiegel". Zudem schmälern sie automatisch die Renditen der Hersteller. Sollten diese dauerhaft zu solchen Maßnahmen gezwungen sein, um ihre für viel Geld für die E-Auto-Produktion ertüchtigten Werke auszulasten, drückt das auf Gewinn und Börsenwert – und verringert damit die Summen, die zur Entwicklung neuer Autos zur Verfügung stehen. Es droht ein Teufelskreis.

In diesem scheint sich Tesla bereits zu befinden. Für das vierte Quartal 2023 legten die Amerikaner Zahlen vor, die schlechter ausfielen als erwartet, was den Aktienkurs absacken ließ. Analysten führen das direkt auf die Preissenkungen zurück, zu denen sich Elon Musk vor über einem Jahr entschieden hatte. Tesla war der erste E-Auto-Hersteller, der die Preise seiner Produkte massiv nach unten setzte, und das auf allen wichtigen Märkten der Welt. Damit sicherten sich die Texaner zwar weiterhin Marktanteile in den USA, Europa und China (das Ziel von 1,8 Millionen ausgelieferten Autos wurde erreicht), drückten jedoch parallel ihre Gewinnmarge. Dass selbst Dauer-Optimist Musk davon ausgeht, dass sich das Wachstum im kommenden Jahr abbremst, lässt tief blicken.

3. Grund: Weniger E-Autos in Flotten

Mietwagenfirmen waren lange Zeit dankbare Abnehmer für Elektroautos und damit ein relevanter Treiber der Absatzzahlen. Nun folgt der Umkehrschwung, zumindest in Sachen Tesla: Bereits im Dezember kündigte Sixt an, seinen Tesla-Bestand abbauen zu wollen (um wenige Wochen später einen Deal mit dem Stellantis-Konzern zu verkünden, der auch E-Autos beinhaltet). Im Januar folgte der US-Leihauto-Riese Hertz mit einer ähnlichen Mitteilung. Die genannten Gründe sind vergleichbar: Die Nachfrage nach Mietwagen mit E-Antrieb sei gering, die Reparaturkosten dafür hoch und die Rabatte für Neuwagen drücke auf die Restwerte gebrauchter Stromer, sobald diese von den Vermietern ausgemustert und auf den Zweithand-Markt geworfen werden. Dass die ausrangierten Stromer in erster Linie durch Verbrenner ersetzt werden sollen, weil sich diese in einer Mietwagen-Flotte wirtschaftlicher betreiben lassen, dürfte nicht nur bei den Autoherstellern die Alarmglocken schrillen lassen.

4. Grund: Chinas Markt verliert an Schwung

China galt in den vergangenen Jahren als Leitmarkt für Elektroautos; sogar von einem Boom war oft die Rede. Doch diese Zeiten scheinen ebenfalls vorbei zu sein. Die Analysten von Morgan Stanley beobachten nach einem von der Politik und den Herstellern incentivierten Jahresendspurt vermehrt Anzeichen eines gesättigten Marktes. Auch in der Volksrepublik hat das mit inzwischen ausgelaufenen Fördermaßnahmen zu tun. Das schwächt nicht nur die Autoindustrie, sondern ebenso die gewohnt starke Batteriebranche. Morgan Stanley zufolge beträgt die durchschnittliche Lagerzeit eines E-Auto-Akkus in China aktuell 4,2 Monate. Folgerichtig werden von den Autoherstellern weniger Energiespeicher bestellt, weshalb den Unternehmensberatern zufolge allein Batteriegigant CATL aktuell noch Gewinne erwirtschaftet.

5. Grund: China fährt E-Auto-Exporte zurück

Alle Welt ging davon aus, dass der Wunsch der Verbraucherinnen und Verbraucher nach günstigen Elektroautos Chinas E-Auto-Exporte in die Höhe schnellen lässt. Vor allem in der chinesischen Politik war das ein wahrscheinliches Szenario, weshalb die Regierung ihre Hersteller massenhaft Stromer auf Halde fertigen ließ. Doch die Nachfrage wuchs nicht so schnell wie gewünscht (auch nicht in Deutschland). Der geringe Export krankt nicht zuletzt daran, dass den chinesischen Herstellern zu wenige Autofrachter zur Verfügung stehen, mit denen die Autos in alle Welt verschifft werden. Es führen also mehrere Faktoren dazu, dass Chinas Politik dem E-Auto-Wildwuchs vorerst einen Riegel vorschiebt. Morgan Stanley zitiert in seiner Analyse Xin Guobin, den Vizeminister für Industrie und Informationstechnologie, der ankündigte, dass Peking "energische Maßnahmen" ergreifen werde, um gegen den "blinden" Bau neuer Elektroautos vorzugehen.

6. Grund: Politische Risiken

Nach den Erfolgen von Donald Trump bei den Vorwahlen der Republikaner in Iowa und New Hampshire erscheint es wieder realistisch, dass der Ex-Präsident Anfang des kommenden Jahres erneut ins Weiße Haus einzieht. So realistisch, dass Shawn Fain, der Vorsitzende der größten US-Autogewerkschaft UAW, deren Mitglieder bereits jetzt dazu aufruft, im November für Amtsinhaber Joe Biden zu stimmen. Ob's hilft, wird sich zeigen. Sollte es dennoch zur Trump-Rückkehr nach Washington kommen, werden selbst die strengen Regularien für die US-E-Auto-Förderung wohl schnell der Vergangenheit angehören. Denn Trump dürfte weiterhin dieser altbekannten und simplen Logik folgen: Je mehr Autos mit Verbrennungsmotor (der aufwendiger zu bauen ist) verkauft werden, umso mehr Menschen finden Jobs in der Autoindustrie. Und klimapolitische Erwägungen werden in Trumps Politik traditionell nachrangig behandelt.

Doch nicht nur die USA stehen vor einem grundlegenden Wechsel in der politischen Ausrichtung. Ähnliches könnte in der EU erfolgen, sollten die Konservativen bei der Europawahl im kommenden Juni die Mehrheit erringen. Es gibt bereits Medienberichte, nach denen die EVP-Fraktion im EU-Parlament, der auch die CDU und CSU angehört, bei einem Wahlsieg das für 2025 beschlossene Verbrenner-Verbot abschaffen wollen. Und was passiert in Deutschland, falls die Unzufriedenheit mit der Ampel-Koalition bei den kommenden Landtagswahlen und der nächsten Bundestagswahl (im Spätsommer/Herbst 2025) zu einem weiteren Rechtsruck führen? Erneute E-Auto-Förderprogramme sind dann jedenfalls unwahrscheinlicher als zuvor.

7. Grund: Weitere Anzeichen für einen Nachfragerückgang

"Wir hören Stimmen von Verbrauchern, die sich von E-Fahrzeugen abwenden und zu Verbrenner-Modellen zurückkehren wollen", heißt es in der Morgan-Stanley-Analyse. Andere wollen sich demnach vorerst mit einem gebrauchten Stromer begnügen. All das seien Anzeichen, die "möglicherweise nicht gut sind für eine kurzfristige Marktdurchdringung", so die Beratungsagentur. Hinzu kommt ein weiteres Szenario, das auf die Gewinnaussichten der Hersteller drückt: Verkaufen sie weniger E-Autos und mehr Verbrenner, drohen ab nächstem Jahr Strafzahlungen aufgrund von reduzierten CO2-Flottengrenzwerten, die faktisch nur mit einem möglichst hohen Elektroanteil zu erreichen sind.

Hinweis: In der Fotoshow präsentieren wir Ihnen die Elektroautos, die 2024 für den deutschen Markt angekündigt sind.

Umfrage
Werden Sie im Jahr 2024 ein Elektroauto kaufen/leasen?
188759 Mal abgestimmt
Ja, jetzt ist es so weit.Nein, nichts für mich dabei.

Fazit

Die Nachfrage nach Elektroautos zeigt Anzeichen einer Verlangsamung. Der Grund sind ausgelaufene Förderprogramme, weniger E-Autos in Flotten, ein gesättigter chinesischer Markt oder politische Risiken. Die Autohersteller versuchen, mit kurzfristigen Rabattaktionen gegenzusteuern. Ein gefährliches Unterfangen, falls sich diese zu dauerhaften Preissenkungen auswachsen, wie das Beispiel Tesla zeigt. Potenzielle Käuferinnen und Käufer können sich dagegen freuen: Es gibt endlich erste Anzeichen, dass Elektroautos endlich nachhaltig mit vernünftigen Preisschildern versehen werden.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten