Wie erwartet endete das Jahr 2022 bei den E-Autos mit einem Paukenschlag. Insgesamt 104.325 erstmals zugelassene Pkw fuhren mit reinem Elektroantrieb vor, so viele wie noch nie zuvor in einem Monat. Zum Vergleich: Im Januar 2022 lag die Zahl der Elektroauto-Neuzulassungen noch bei 20.892 Modellen, ein Bruchteil der Dezemberzahlen.
Über die Hälfte im Dezember mit Stecker
So kamen die Elektriker im Dezember auf einen Anteil von 33,2 Prozent an den gesamten Monatszulassungen (314.318). Würde man hierzu auch noch die Plug-in-Hybride rechnen, die im Dezember ebenfalls Rekorde feierten, kämen die Modelle mit Stecker auf einen Marktanteil von 55 Prozent aller Neuzulassungen.
Für diese spektakuläre Rallye gibt es ein Wort als Begründung: Fördergelder. Diese fließen in Deutschland bekanntlich ab 2023 für Elektroautos nur noch deutlich reduziert und für PHEV überhaupt nicht mehr. Entsprechend setzten die Hersteller alles daran, BEV und PHEV noch bis zum Stichtag aufzuliefern. Und gleichzeitig sorgte das bevorstehende Ende der großzügigen Förderung dafür, dass viele Kunden sowohl aus dem Privatsektor als auch aus dem gewerblichen Bereich ursprünglich für 2023 geplante Neufahrzeugkäufe vorverlegten, um noch in den Genuss der Prämien zu kommen.
Tesla deutlich in Führung
Nachdem kein anderer Hersteller es mit den Rekordwerten zum Quartals-Ende zu solcher Perfektion gebracht hat wie der US-Hersteller Tesla, war bereits im Vorfeld erwartbar, wie das im Dezember endet. Und tatsächlich konnte die Musk-Company einen eigenen Rekord feiern, fast 17.000 Exemplare von Model Y und Model 3 lieferte Tesla im Dezember aus (die Top 20-Werte der Dezember-Zulassungen finden Sie unten in der Tabelle).
Modellreihe | 12/22 | 01-12/22 |
BMW IX | 1.604 | 4.497 |
MINI COOPER SE | 1.607 | 11.744 |
SMART FORTWO | 1.745 | 9.700 |
PEUGEOT E-208 | 1.904 | 9.403 |
TWINGO | 2.119 | 8.833 |
AUDI Q4 | 2.208 | 12.406 |
AUDI Q8 E-TRON | 2.209 | 13.232 |
VW E-UP | 2.240 | 13.238 |
HYUNDAI IONIQ5 | 2.832 | 14.080 |
MEGANE | 2.970 | 8.490 |
OPEL MOKKA E | 3.303 | 12.916 |
HYUNDAI KONA E | 3.352 | 17.029 |
CUPRA BORN | 3.403 | 12.564 |
DACIA SPRING | 4.058 | 14.366 |
OPEL CORSA E | 4.112 | 14.979 |
FIAT 500 E | 6.512 | 29.635 |
VW ID.3 | 6.865 | 23.286 |
VW ID.4, ID.5 | 7.191 | 24.847 |
TESLA MODEL Y | 7.382 | 35.426 |
TESLA MODEL 3 | 9.566 | 33.841 |
So half es dann letztendlich auch nicht, dass VW zum Jahresabschluss ebenfalls kräftig auf die ID-Tube drückte und 14.056 Einheiten für die Erstzulassung auslieferte. Reichte trotzdem nur für Platz 3 und 4 im Dezember. Noch ärgerlicher für Wolfsburg: In der Jahreswertung kamen die beiden ID-Baureihen (der ID Buzz spielte 2022 noch keine wesentliche Rolle) auf keinen Podestplatz.
Fiat 500 E lief das ganze Jahr gut
Die drei meistverkauften Elektroautos 2022 sind Importmodelle. Den Gesamtsieg fährt das Model Y von Tesla ein, nach hinten abgesichert vom Model 3 auf dem zweiten Platz. Komplettiert wird das Podium vom Fiat 500 E, der ganzjährig stabil gute Absatzzahlen lieferte und nicht nur mit Einzelaktionen glänzte.
Generell muss man der deutschen Autoindustrie einen gewissen Aufholbedarf attestieren, was die Stromer-Verkaufszahlen betrifft. Nur vier der zehn meistverkauften Elektroautos in Deutschland haben auch hiesige Hersteller, drei davon stammen von VW, eines von Opel (Corsa E). Was der Markt hingegen statt sündteurer Leuchtturmprojekte mit Fabelreichweiten verlangt, zeigen andere Marken. Neben dem Fiat 500 E befinden sich auch der Dacia Spring und die Hyundai-Modelle Ioniq 5 sowie Kona E unter den zehn meistverkauften E-Autos des Jahres 2022. Praktisch, noch bezahlbar und nicht abgehoben.
So ähnlich wirkt auch die weitere Tabelle, in der einzig der (inzwischen zum Q8 geadelte) Audi E-Tron die Fahne der deutschen Hochpreis-Technologie hochhält, denn auch unter den Top 20 befinden sich fast ausnahmslos Kompakt- und Kleinwagen. Da bleibt etwas zu tun für die hiesigen Marken.
Fazit
Das meistverkaufte Elektroauto 2022 in Deutschland kommt von Tesla. Das zweitmeistverkaufte auch. Und auf dem dritten Platz landet Fiat. Für die deutsche Autoindustrie, die sich bei den batterieelektrischen Fahrzeugen von Importmarken umzingelt sieht, ist das kein Ruhmesblatt auf dem Heimatmarkt. Und es wird in Zukunft nicht unbedingt einfacher, denn seit einigen Monaten drängen zusätzlich auch noch chinesische Marken mit Macht (und achtbarem Erfolg) mit in das Segment.
Was wir so in näherer Zukunft aber auch nicht mehr erleben werden, sind die enorm hohen Absatzzahlen. Speziell das erste Quartal 2023 wird wegen der reduzierten staatlichen Förderung und der hohen Anzahl auf 2022 vorgezogener Käufe einen kräftigen Dämpfer bei den Elektroautos bringen.