Unter den Elektroauto-Bauern galt Tesla lange Zeit als unangefochtener Pionier und Marktführer. Mit innovativer Technologie, einem guten Markenimage und dem Vorsprung bei Software und Effizienz konnte das US-Unternehmen von Elon Musk die Richtung der gesamten Branche bestimmen. Den bisherigen Höhepunkt erreichte Tesla im Jahr 2023, als das Model Y das meistverkaufte Auto der Welt war. Doch in der gleichen Zeit hat sich ein extrem starker Konkurrent aus China etabliert: BYD (steht für: Build Your Dreams). Die Gründe, warum Tesla längst existenzielle Angst vor BYD haben müsste, sind vielfältig und strukturell tiefgreifend. Eine Übersicht:
Produktionsvolumen und Marktanteile
BYD hat Tesla inzwischen in mehreren wichtigen Kennzahlen überholt – vor allem im reinen Produktionsvolumen von Elektroautos. Während sich Tesla bislang auf Premium-Modelle konzentrierte, bedient BYD ein viel breiteres Spektrum – von günstigen Kleinwagen über Nutzfahrzeuge hin zu Premium-Limousinen. Besonders auf dem chinesischen Markt – dem weltweit größten für E-Autos – hat BYD Tesla bereits verdrängt. Und im letzten Quartal 2023 lag BYD bei den weltweiten Auslieferungen reiner Elektroautos erstmals vor Tesla. Nur ein symbolischer Wert? Wohl kaum!
Vielmehr dürfte es sich um den eigentlichen Wendepunkt im Wettstreit der beiden Elektro-Riesen handeln. Seither gibt BYD die Marktführerschaft in China jedenfalls nicht mehr her. Dazu kommen ähnliche Erfolge auf anderen Märkten. In Schweden etwa war der BYD Atto 3 im Sommer 2023 das meistverkaufte E-Auto. Das Jahr 2024 war mit 4,27 Millionen verkauften Autos bisher das Erfolgreichste in der BYD-Geschichte. Und nun melden die Zulassungszahlen, dass BYD im April 2025 in ganz Europa zum ersten Mal mehr Autos verkauft hat als Tesla – auch weil sich der Absatz der Amerikaner im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert hat.
Preisvorteile und vertikale Integration
Ein zentraler Erfolgsfaktor von BYD ist die vertikale Integration. Das heißt: BYD produziert nicht nur Fahrzeuge, sondern auch die Batterien, Halbleiter, Motoren und sogar die Chips – etwas, das selbst Tesla in dieser Form nicht leisten kann. Dadurch ist BYD weniger abhängig von Lieferketten und kann wesentlich kosteneffizienter produzieren. Hinzu kommt, dass BYD mit seinen günstigeren Modellen besonders preissensible Märkte anspricht, während Tesla mit Preissenkungen zu kämpfen hat, die die eigenen Margen unter Druck setzen.
Dazu lassen die längst von Elon Musk versprochenen Einsteiger-Modelle wie das Model 2 oder ein Model Q auf sich warten. Konzept und Design der aktuell meistverkauften Model 3 und Model Y sind schon vergleichsweise alt. Dagegen führt BYD bei uns gerade den Preiskracher Dolphin Surf für weniger als 20.000 Euro ein (siehe Bildergalerie).
Technologische Innovationskraft
Auch technologisch hat BYD große Fortschritte gemacht. Die "Blade Battery" – eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie – gilt als besonders sicher, langlebig und kostengünstig. Zwar hat Tesla ebenfalls begonnen, auf LFP-Zellen umzustellen, doch BYD besitzt hier einen riesigen technologischen Vorsprung, weil die Chinesen ihre Batterien seit Jahren selbst entwickeln und produzieren. Zudem experimentiert BYD bereits mit Feststoffbatterien und setzt zunehmend auf eigene Chips und Softwarelösungen – Bereiche, in denen Tesla bislang als führend galt.
Staatliche Unterstützung und geopolitische Vorteile
BYD profitiert von der massiven staatlichen Unterstützung in China – sei es durch Subventionen, Infrastrukturmaßnahmen oder strategische Industriepolitik. Zudem ist BYD besser gegen geopolitische Risiken abgesichert. Tesla ist stark auf China angewiesen, sowohl als Produktionsstandort als auch als Absatzmarkt. Handelskonflikte zwischen den USA und China oder politische Spannungen treffen Tesla empfindlich, während BYD auf dem Heimmarkt fest verankert ist und gezielt in andere Märkte expandiert, etwa nach Südamerika, Afrika und zunehmend auch nach Europa.
Internationale Expansion
Apropos andere Länder: BYD weitet seine Exportstrategie massiv aus. Das Unternehmen verkauft mittlerweile Fahrzeuge in mehr als 70 Ländern und eröffnet Montagewerke in Asien, Südamerika und Europa. Besonders hier in Europa ist BYD auf dem Vormarsch: Mit Modellen wie dem Dolphin Surf, Atto 3 oder Seal spricht das Unternehmen unterschiedliche Segmente an und positioniert sich als preiswerte Alternative zu europäischen und amerikanischen Herstellern – inklusive Tesla. Gleichzeitig investiert BYD stark in Markenbildung und Vertrieb, was langfristig zu einer größeren globalen Markenpräsenz führen könnte.