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Interview Matthias Rabe, CTO Bentley
„Wir bieten Verbrenner, PHEV und BEV parallel an”

Viele Hersteller verschieben die Antriebswende. Bentley bringt sein erstes E-Auto 2027 und jetzt einen V8-Hybrid (siehe Galerie). Wir fragen Technikvorstand Matthias Rabe, wie die Zukunft der Luxusmarke aussieht.

Bentley CTO Matthias Rabe
Foto: Volkswagen AG
Herr Rabe, die Leser von auto motor und sport haben den Bentley Continental zum Sieger in der Luxusklasse gewählt. Ihre Kunden haben womöglich einen anderen Favoriten. Können Sie ungefähr skizzieren, wie viele Autos Bentley von welcher Modellreihe z.B. 2023 gebaut hat?

Im Allgemeinen sprechen wir von einem Split Bentayga 40 %, Continental GT 35 %, Flying Spur 25 %, allerdings richtet sich die genaue Anzahl nach dem Produktlebenszyklus der Projekte.

Unsere Highlights
Bentley ist Luxusmarke im Volkswagen-Konzern. Der kämpfte zuletzt mit Software-Problemen und musste die Launches einiger E-Modelle verschieben. Auch Bentley bringt neue E-Autos später als geplant. Wann kommt der erste vollelektrische Bentley und welcher ist es?

Ein elektrischer Bentley muss ein echter Bentley sein – performant, authentisch, emotional und begeisternd. Die richtige vollelektrische Plattform für einen solchen Bentley BEV ist erst Ende 2026 verfügbar. Daher werden wir 2027 unseren ersten Bentley BEV auf den Markt bringen – es wird ein fantastisches Fahrzeug, ein echter Bentley!

Welcher Konzern-Architektur wird sich der erste Bentley-BEV-bedienen? PPE?

Selbstverständlich nutzen wir Architektur und Teile in verschiedenen Kombinationen aus dem Konzern. Dies gibt uns die Möglichkeit, modernste Technologien zu nutzen.

Sie wollen die Zeit bis dahin mit PHEV-Modellen überbrücken. Wird es auch elektrifizierte Bentleys mit weniger als acht Zylindern geben?

Der Continental GT PHEV ist ein hochemotionaler Performance-Hybrid. Insofern ist ein Hybrid für uns absolut keine Brückenlösung; daher werden wir auch auf dem Weg zum BEV so lange wie möglich Verbrenner in Form von leistungsstarken und attraktiven PHEVs weiter anbieten. Und attraktiv heißt für Bentley Achtzylinder. Ein Continental GT wird keinen Sechszylinder-Hybrid bekommen.

Zahlreiche Marken und Hersteller rudern vom Verbrenner-Aus zurück, der neue Sportwagen von Konzernschwester Bugatti bekommt einen 16-Zylinder-Sauger und Mate Rimac ist sicher, dass die Kunden in dem Segment Verbrenner wollen. Beobachten Sie solche Präferenzen auch?

Es gibt verschiedenste Kundengruppen, solche, die möglichst lange Verbrenner fahren wollen, aber auch immer mehr, die sagen, sie möchten möglichst schnell einen Bentley mit reinem E-Antrieb fahren. Ich möchte unseren Kunden daher die Wahl lassen und eine gewisse Zeit Verbrenner, PHEV und BEV parallel anbieten. Für wie lange das sein wird, können wir heute noch nicht sagen – da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Im Verbrenner-Zeitalter hat sich Bentley auch über ikonische Motoren mit viel Sound definiert. Wie lösen Sie dieses Problem eines elektrischen Bentley?

Das ist in der Tat ein Thema, das wir gerade intensiv diskutieren. Ein elektrischer Bentley muss sich authentisch anfühlen. Hierzu haben wir zuletzt diverse historische und aktuelle Modelle gefahren und daraus die DNA eines elektrischen Bentleys erarbeitet. Ich bin mir sicher, dass wir auf dieser Basis ein beeindruckendes und überzeugendes Konzept für die Bentley-BEVs der Zukunft entwickeln.

Der Plug-in-Hybrid gilt als Brückentechnologie. Könnte er für Bentley sogar eine Optimallösung sein? Elektrisch und emissionsfrei für Kurzstrecken, reichweitenstark und schnell für lange Reisen?

Ich bin überzeugt, dass wir am Ende auch durch die Fortschritte bei der Elektromobilität bei einem Fahrzeug landen, bei dem der Kunde gar nicht mehr fragt, ob es elektrisch oder anders angetrieben ist, weil er alle Möglichkeiten hat, die er jetzt auch hat und eben zum Beispiel auch bequem über längere Strecken fahren kann. Bis dahin bieten wir beides an. Ob der PHEV dann der bessere Bentley ist, muss letztlich der Kunde entscheiden.

Wie schwierig wird trotz Verbrennern mit der Erfüllung der Flottenverbrauchsvorgaben der EU? Oder können Sie mit anderen Konzernmarken poolen?

Wir könnten auch mit anderen Konzernmarken zusammen ausweisen, aber das müssen wir nicht, denn dank der guten E-Reichweite unserer PHEVs ist der Flottenverbrauch niedrig genug.

Also beispielsweise ein sportliches Spitzenmodell aus Gewichtsgründen ohne Hybridisierung?

Da ist nichts entschieden, aber da gibt es Möglichkeiten, die sehr interessant sind.

Ist für Bentley die Antriebswende regulatorische Notwendigkeit oder wollen Sie den Kunden künftig zum Luxus auch mehr Nachhaltigkeit verkaufen?

Nachhaltigkeit ist mehr als Elektroantrieb. Nachhaltigkeit heißt für uns auch dass wir für die große Flotte von bestehenden Bentleys – 85 Prozent aller jemals gebauten fahren noch – gemeinsam mit Porsche am Thema synthetische Kraftstoffe arbeiten. Aus meiner Sicht ein ganz wesentlicher Punkt. Nachhaltigkeit heißt aber vor allem auch Circular Economy. Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Kreislauf von Rohstoffen in der Produktion, mit der richtigen Auswahl an Materialien und ihrem lokalen Sourcing. Ich denke, für die Kunden wird es immer wichtiger, dass sie ein nachhaltiges Produkt bekommen, das idealerweise "impact neutral" ist für die Umwelt. Aber das muss das Auto perspektivisch mitbringen, niemand wird es nur deshalb kaufen.

Sie waren selbst mal für die Entwicklung in China und damit auch für Elektronik zuständig. Aktuell hört man überall, dass China Europa beim Software Defined Vehicle weit voraus ist. Wie konnte das passieren?

Uns ist nicht verborgen geblieben, dass die vielen neuen Player im Automobilbau das Thema von der Software aus angegangen sind und damit viel erreicht haben. Wir beobachten das genau und von manchem sind wir beeindruckt. Aber ich bin überzeugt, dass wir mit unseren Ingenieuren im Konzern und bei Bentley, mit dem, was wir planen und gerade entwickeln mehr als konkurrenzfähig sein werden.

In unserer Bildergalerie sehen Sie die vierte Generation des Bentley GT mit V8-PHEV-Antriebsstrang.

Vita

Dr. Matthias Rabe CTO Bentley Motors und Gerd Stegmaier Best Cars
ams

Dr. Matthias Rabe (rechts im Bild) freut sich über den Best Cars-Preis von auto-motor-und-sport.de-Chefredakteur Gerd Stegmaier.

Dr. Matthias Rabe ist seit September 2020 Vorstand Technik bei Bentley Motors. Vor seiner Tätigkeit bei Bentley Motors war er Chief Technology Officer bei Volkswagen Passenger Cars. Noch davor war er bei SEAT tätig, wo er als Mitglied des Vorstands den Bereich Forschung und Entwicklung leitete. Dr. Rabe blickt auf eine 30-jährige Karriere im Volkswagen-Konzern in verschiedenen Führungspositionen zurück. Zu seinen Stationen gehört unter anderem eine Zeit in Shanghai, wo er für den Bereich Volkswagen Fahrzeuge und Elektronik verantwortlich war. Später leitete er die Konzernforschung der Volkswagen AG und fungierte als Leiter der Karosserieentwicklung für Volkswagen Pkw.

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