Citroën Airbag-Rückruf: Besitzer sollen C3 nach Todesfall stehen lassen

Citroën-Rückruf wegen Takata-Airbags
Besitzer sollen C3 nach Todesfall stehen lassen

Veröffentlicht am 19.06.2025

Ein tödlicher Unfall in Frankreich wirft erneut ein Schlaglicht auf die offenbar unendliche Geschichte rund um Airbag-Gasgeneratoren des Zulieferers Takata. Was war passiert? Am Mittwoch (11. Juni 2025) kam die 37-jährige Fahrerin eines Citroën C3 bei einem Unfall auf einer Autobahn nahe der Stadt Reims ums Leben; ein Jugendlicher wurde zudem schwer verletzt. Grund für den fatalen Ausgang war jedoch nicht der Unfall an sich, sondern der dabei explodierte Takata-Airbag. Laut Staatsanwaltschaft verursachten die daraufhin durch das Auto geschleuderten Teile die tödlichen Verletzungen bei der C3-Fahrerin.

"Stop-drive-order" für 441.000 Autos

Der neue Citroën-Chef Xavier Chardon leitete daraufhin auf Anweisung des französischen Verkehrsministers Philippe Tabarot drastische Schritte ein und ordnete eine sogenannte "Stop-drive-order" an. Die Besitzerinnen und Besitzer eines entsprechenden C3- oder DS3 -Modells sollen ihre Autos also nicht mehr fahren, bis die potenziell fehlerhaften Airbag-Gasgeneratoren von Takata gegen ungefährliche Pendants ausgetauscht wurden. Dabei geht es um Medienberichten zufolge um etwa 441.000 Autos, die in Deutschland, Frankreich und Belgien zugelassen sind.

Eine konkrete Umsetzung der Maßnahme hierzulande wollte ein für den deutschen Markt zuständiger Sprecher auf Nachfrage jedoch noch nicht bestätigen. Er fügte jedoch an: "Wir möchten den Angehörigen der Unfallopfer unser aufrichtiges Beileid mitteilen."

Untersuchung wegen Totschlags

Wie die Zeitung "Le Monde" auf ihrer Internetseite schreibt, hat die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen Totschlags eingeleitet und diese direkt an eine Strafverfolgungsbehörde in Paris weitergegeben. Dort werden seit April 2025 alle Fälle im Zusammenhang mit Takata-Airbags in Frankreich zentralisiert bearbeitet. Manager der zum Mehrmarkenverbund des Autokonzerns Stellantis gehörenden Hersteller Citroën und DS wurden in diesem Zusammenhang vor das französische Verkehrsministerium geladen.

Der Rückruf-Skandal rund um Airbag-Gasgeneratoren von Takata nahm im Jahr 2013 seinen Anfang. Seither wurden weltweit deutlich über 100 Millionen Fahrzeuge wegen dieses Problems in die Werkstätten beordert, was die Maßnahme zum größten Rückruf der Automobilgeschichte macht. Auch die Marken des Stellantis-Konzerns, der 2021 aus einem Zusammenschluss von Fiat-Chrysler und PSA (Peugeot und Citroen) hervorging, waren immer wieder davon betroffen.

C3-Rückrufe in Deutschland seit 2020

In Bezug auf den Citroën C3 führt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) vier entsprechende Rückrufe in seiner Datenbank. Bei der ersten Aktion von Oktober 2020 ging es nur um 665 Fahrzeuge in Deutschland und 9.048 weltweit, die alle aus dem Produktionszeitraum 2009 bis 2017 stammen. Im Mai 2024 folgte eine weitere Maßnahme wegen dieses Problems; diesmal waren weltweit bereits 48.182 Fahrzeuge (291 davon in Deutschland) betroffen. Im September des vergangenen Jahres wurde der Rückruf auf global betrachtet mehr als 1,7 Millionen Fahrzeuge ausgeweitet, darunter auch Exemplare der Kompakt-Baureihe C4.

Der jüngste KBA-Rückruf für den Citroën C3 mit dem Ziel, fehlerhafte Takata-Gasgeneratoren auszutauschen, stammt vom 25. Februar 2025. Er trägt die KBA-Referenznummer 14729R und wird vom Hersteller unter dem internen Code NQ3 (Batch #1) geführt. In diesem Rahmen wurden weltweit 582.445 C3-Exemplare, darunter 5.154 in Deutschland registrierte Fahrzeuge, aus dem Produktionszeitraum 07.04.2009 bis 21.02.2017 zum Austausch des Fahrer- und gegebenenfalls auch des Beifahrerairbags in die Werkstätten beordert. Einem Citroën-Sprecher zufolge geht es bei der aktuellen Stop-Drive-Anordnung jedoch um Autos, die zwischen 2009 und 2019 gebaut wurden. In diesen Zeitraum fallen die ersten beiden Generationen des Citroen C3 und die einzige Generation des Kleinwagens DS 3.

Ungeeignetes Treibmittel für Gasgeneratoren

Das Takata-Desaster nahm seinen Ursprung, weil der japanische Zulieferer seinerzeit ein ungeeignetes Treibmittel für seine Airbag-Gasgeneratoren verwendet hatte. Dieses konnte nach schlampigen Qualitätskontrollen und in Kombination mit warm-feuchten klimatischen Bedingungen zu ungewollten und besonders heftigen Airbag-Auslösungen führen, durch die Splitter- und Metallteile durch den Innenraum geschleudert werden können. Das Unternehmen rutschte infolgedessen in die Insolvenz und wurde daraufhin vom US-Zulieferer Key Safety Systems (KSS) übernommen, der sich inzwischen in Joyson Safety Systems (JSS) umbenannt hat.