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BeeZero - Carsharing mit Wasserstoff
Brennstoffzellen-Autos für jedermann von Linde

Linde, der Spezialist für technische Gase, startet in München ein Carsharing-Programm für jedermann mit Wasserstoff getriebenen Brennstoffzellenautos. Wir haben den Service der neu gegründeten Tochtergesellschaft Linde Hydrogen Concepts namens BeeZero ausprobiert.

Hyundai ix35 BeeZero Brennstoffzelle
Foto: Linde

Als zonenbasiertes Carsharing-Modell werden fünfzig BeeZero-Fahrzeuge vom Typ Hyundai ix35 Fuel Cell in der Münchner Innenstadt, in Schwabing, Haidhausen, in der Au und im Glockenbachviertel zur Verfügung stehen. Die Fahrzeugbuchung erfolgt, wie bei herkömmlichen Carsharing-Diensten, online oder per spezieller Smartphone-App. Die Betankung der Fahrzeuge übernehmen – außer auf eigenen Wunsch des Kunden – BeeZero-Mitarbeiter.

Los geht es am 16. August 2016. Neben einer einmaligen Registrierungsgebühr von 19 Euro werden bei Fahrzeugnutzung je Stunde 5,50 Euro (minutengenaue Abrechnung) und je km 29 Cent fällig. Beim Nachttarif zwischen 0 und 6 Uhr werden keine Stundensätze erhoben. Zudem gibt es drei verschiedene Mietpakete, die zwischen 49 und 99 Euro kosten.

Unsere Highlights
Hyundai ix35 BeeZero Brennstoffzelle
Bernd Conrad
Autokino im Cockpit: Das Display erklärt, wie der Antrieb funbktioniert.

Wir haben das Carsharing mit Wasserstoffautos ausprobiert

Raus ins Grüne oder zum Baumarkt. Im gemieteten Elektroauto, aber mit der Reichweite eines Verbrenners. Und am Ende der Reichweite einfach nachtanken – Wasserstoff. Das verspricht Carsharing mit Brennstoffzellenautos.

Die Stadt München ist einer dieser noch seltenen Orte, in denen es eine Wasserstofftankstelle gibt. In Zukunft dürfte es an der dortigen Zapfsäule Gedrängel geben, schon bei unseren ersten Besuch rieben sich die BMW-Versuchsfahrer mit ihrem Brennstoffzellen-Versuchsträger verwundert die Augen: Plötzlich sind sie nicht die einzigen Kunden am nicht mal nummerierten Tankplatz.

Kleine Flotte, vergleichsweise kleiner Preis

Von den bestehenden Anbietern möchte sich BeeZero distanzieren. „Wir wollen nicht einfach nur das nächste Carsharing anbieten, sondern eine Mobilitätsalternative z.B. für Wochenendfahrten an den See anbieten“, erklärt Sandra Scherb, Geschäftsführerin von BeeZero.

Für das Programm sucht man nach Fans alternativer Antriebe, die auch noch günstiger mobil sein wollen.

Sechs Stunden BeeZero-Fahren inklusive 100 Frei-Kilometer soll es für 49 Euro pauschal geben. Der BMW kostet für die gleiche Zeit, aber mit 120 Kilometern im Paket, 54 Euro. Wem die Kilometergrenze bei BeeZero also ausreicht, spart nicht nur sechs Euro, sondern fährt auch (lokal!) emissionsfrei Auto.

Der Minutenpreis für die Fahrt von A nach B beträgt bei Drive Now je nach Auto zwischen 31 und 34 Cent. Bei Daimlers car2go fallen für einen Smart 29 Cent pro Minute an.

Musterrechnung: Im Zweifel günstiger als Drive Now

Damit empfiehlt sich BeeZero als Alternative für Nutzer, die nicht um jede Sekunde kämpfend den Großen Preis der Ludwigsstraße veranstalten wollen. Ein wasserstoffbetriebener Hyundai ix35 kostet 5,50 Euro in der Stunde und zusätzlich 29 Cent pro Kilometer. Für den Besuch eines Supermarktes außerhalb des Geschäftsgebietes (so heißen die Zonen, in denen Carsharing Autos geparkt werden und die Miete beendet werden kann) ist das also im Zweifel die günstigere Alternative.

Rechnen wir das mal durch: Unser Tagesplan führt uns vom urbanen Wohnort Nahe der Münchner Universität zum schwedischen Einrichtungshaus im Vorort Eching. Weil wir ja mindestens mit einer großen gelben Tasche an Sachen, von denen wir weder wussten, dass es sie gibt noch, dass wir sie brauchen, und vier neuen Klappstühlen für die nächste Grillparty nach Hause kommen werden, fällt der car2go – Smart aus dem Raster.

Mit einem Mini Clubman von Drive Now benötigen wir an einem Samstagvormittag für die gut 20 Kilometer 25 Minuten. Dann parken wir das Auto zwei Stunden vor dem Möbelhaus (15 Cent pro Minute, da wir das Auto nicht zurückgeben und außerhalb des Geschäftsgebietes sind) und fahren dann 30 Minuten zurück in die Stadt (dichterer Verkehr als in die Gegenrichtung). Gesamtkosten für den Mini: 17,05 Euro für die Fahrtzeit und 18 Euro für das Parken, macht 35,05 Euro.

Der BeeZero-Hyundai kostet mit der Stundenpauschale 16,50 Euro zuzüglich 11,89 Euro Kilometerkosten (41 Kilometer x 0,29 Euro). Gesamtsumme: 28,39 Euro. Auch beim Autoteilen ist ein Hyundai also günstiger als das bayerisch-britische Premiumprodukt.

Hyundai ix35 BeeZero Brennstoffzelle
Bernd Conrad
Der Umgang mit den Brennstoffzellenautos gestalltet sich nach kurzer Einweisung einfach.
Autorenbild Bernd Conrad
Bernd Conrad
Bernd Conrad betreibt den Blog "autonotizen.de" und schreibt zuweilen für automotorunsport.de

Wie fährt sich’s mit Wasserstoffantrieb?

BeeZero möchte sich aber gar nicht in einen Preiskampf begeben, sondern sich als die saubere Alternative für umweltbewusste Nutzer etablieren. Das kann funktionieren, denn der Carsharer an sich ist ja oftmals einer dieser hippen Lifestyle-Menschen, die das Auto nutzen, aber nicht besitzen wollen. Und die fahren natürlich lieber elektrisch, anstatt fossile Rohstoffe zu verfeuern.

Wir auch. Deswegen haben wir uns einen der ersten BeeZeros für ein paar Runden geschnappt. Der Hyundai ix35 FuelCell fährt geräuschlos wie es ein Elektroauto eben macht. Nur lahmer. Sein gebremstes Temperament überrascht zuerst, wird unbedarften Nutzern aber damit gerecht, einem durchschnittlich motorisierten Auto mit Verbrennungsmotor zu entsprechen.

Der BMW i3 mit Drive Now-Stickern neben uns zieht deutlich fixer von der Ampel davon. Dafür muss er auch früher eine Pause einlegen. Bis zu 594 genormte Kilometer Reichweite verspricht Hyundai für eine Tankfüllung Wasserstoff. Bei unseren Probefahrten wirkt das nicht sehr realitätsfern, gut ein Kilo Wasserstoff verbrauchten wir mit dem Hyundai auf 100 Kilometer (Tankinhalt 5,64 kg).

Tanken will gelernt sein, geht aber schneller als laden

Zu Beginn werden die BeeZero-Helfer das Tanken der Autos übernehmen. Erst wenn auf der Website der Firma ein Lehrvideo freigeschaltet worden ist, dürfen auch Kunden das Gas nachladen. Nicht, weil der Tankvorgang gefährlicher ist als Sprit nachfüllen, sondern weil mehr und andere Schritte notwendig sind. Wir haben das natürlich auch getestet und waren nach fünf Minuten fertig und konnten mit vollem Hochdrucktank von Dannen ziehen. Während der i3 von vorhin sicherlich noch am Kabel hängt.

Der Name BeeZero hat übrigens zwei Bedeutungen. „Wir wollen die Menschen aktiv Aufrufen, null (Englisch: zero) Emissionen zu erzeugen“ führt Sandra Scherb aus. Und das Wort „Bee“, Englisch für Biene steht für den Schwarm, nach den Worten der Geschäftsführerin dafür „gemeinsam etwas aufzubauen“. Dann wünschen wir der Bienenkönigin ein rasches Wachstum, denn ein Stamm mit 50 Drohnen ist wohl kaum überlebensfähig.

Genau das ist BeeZero aber zu wünschen, sorgen die dunkelblauen Hyundais doch auch für zufriedene Gesichter bei anderen Elektroautofahrern. Weil die immer noch raren Ladesäulen im Innenstadtgebiet nicht ständig von Carsharing-Autos blockiert werden.

Autor: Bernd Conrad

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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