Mehr als 30.000 Autofahrer wurden zwischen dem 7. und 9. Juni 2025 von Landstraßen zurück auf die Brennerautobahn geschickt, so die Tiroler Landesregierung und Polizei in einer Bilanz. Neben einer weiteren Verschärfung der Fahrverbote rücken auch die Navigationsgeräte in den Fokus.
Sperren gegen Ausweichverkehr – mehr als 30.000 Rückweisungen
Seit Mitte April gelten in Tirol an Wochenenden und Feiertagen gezielte Fahrverbote auf kleineren Landes- und Gemeindestraßen. Ziel ist es, Dörfer und Ortskerne vor dem zunehmenden Ausweichverkehr zu schützen. Besonders bei starkem Reiseverkehr – wie zu Pfingsten – nutzen viele Autofahrer Navigationssysteme, um Staus auf den Autobahnen zu umfahren. Doch das ist vielerorts verboten.
Am stärksten betroffen war der Großraum Innsbruck mit knapp 20.000 Rückweisungen. Auch im Bezirk Reutte (6.400), Kufstein (3.800) und Imst (110) griffen die Behörden durch.
Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) erklärte dazu: "Wir müssen alles daran setzen, dass unsere Ortschaften möglichst staufrei bleiben, die Versorgung im Notfall gewährleistet ist und die Mobilität von Tirols Bürgerinnen und Bürgern im eigenen Land aufrechterhalten wird." Auch die Polizei registrierte hohen Druck auf das untergeordnete Straßennetz. Oberst Enrico Leitgeb von der Tiroler Verkehrspolizei sagte: "Wir mussten dieses Wochenende sehr starken Ausweichverkehr im Großraum Innsbruck feststellen. Wir werden auch weiterhin verstärkt die Fahrverbote kontrollieren und Unberechtigte wieder zurückweisen."
Navigationsdienstleister müssen Fahrverbote anzeigen
Ein zentrales Problem liegt laut Tiroler Behörden in den Navigationssystemen. Diese erkennen temporäre Fahrverbote bislang nicht – ein Mangel mit weitreichenden Folgen.
Verkehrslandesrat René Zumtobel kritisierte deutlich: "Leider werden die Reisenden durch die Navigationssysteme bei jeglicher Stauerscheinung auf der Autobahn sofort auf das niederrangige Straßennetz verwiesen." Ziel sei es nun, gesetzlich nachzuschärfen. Laut Zumtobel werde derzeit ein Bundesgesetz vorbereitet, das Navigationsdienstleister künftig verpflichtet, temporäre Fahrverbote in ihre Systeme zu integrieren: "Es gilt, eine praxistaugliche Regelung zu finden, die Navi-Anbieter dazu verpflichtet, auch temporäre Fahrverbote am untergeordneten Verkehrsnetz anzuzeigen."
Brennerroute: Staus trotz Vorbereitung
Trotz umfangreicher Vorbereitungen – darunter eine zweispurige Verkehrsführung auf der Luegbrücke und ein verstärkter Personaleinsatz – kam es auf der Brennerautobahn (A13) zu langen Wartezeiten. Am Pfingstsonntag wurden bis zu 2.300 Fahrzeuge pro Stunde gezählt. Autofahrer mussten teilweise bis zu drei Stunden Zeitverlust in Kauf nehmen.
Weitere Probleme ergaben sich durch einen kurzfristig gesperrten Grenztunnel auf italienischer Seite sowie 18 Fahrzeugpannen allein am Samstag, die zu zusätzlichen Verzögerungen führten. "Das vergangene Wochenende zeigt einmal mehr, dass die Straßeninfrastruktur an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen ist", sagte Zumtobel.
Geldbußen und zusätzliche Maßnahmen
Die Behörden kontrollierten an allen neuralgischen Punkten – unterstützt von Straßenaufsichtsorganen und Polizei. Verstöße wurden mit Geldbußen ab 90 Euro geahndet. Rückweisungen erfolgten direkt an Ort und Stelle. Laut Tiroler Landesregierung stellte das Land für diese Sommersaison 522.000 Euro für Kontrollmaßnahmen zur Verfügung – fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Seit Beginn der Sommerfahrverbote am 18. April 2025 wurden insgesamt bereits fast 64.000 Fahrzeuge zurückgewiesen.
Zur weiteren Entlastung wird laut Zumtobel nun geprüft, ob Fahrverbote künftig bereits ab 5 Uhr statt ab 7 Uhr früh gelten sollen. Auch eine Ausweitung des Lkw-Fahrverbots auf Samstage ist Bestandteil der laufenden Evaluation.
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