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BMW-X7-Sammelklage in den USA
Nasse Becherhalter können Airbags auslösen

Gegen BMW wurde in den USA eine Sammelklage eingereicht. Flüssigkeit im Becherhalter des X7 verursacht offenbar Fehler in der Airbag-Elektronik; diese könnten ohne Unfall auslösen. Die Klage geht von einem Konstruktionsfehler aus, der für BMW teuer werden könnte. In mehreren Fällen entstanden Reparaturkosten von bis zu 2.900 Dollar, die BMW trotz Garantie nicht übernehmen wollte.

BMW X7 Becherhalter
Foto: BMW

BMWs große SUVs bis hinunter zum X3 kommen aus dem US-Werk Spartanburg in South Carolina. Eine sinnvolle Produktionsverteilung, denn Amerikaner lieben SUVs, auch die von BMW, einen Großteil von ihnen müssen die Münchner daher nicht aus Europa importieren. Mit der Liebe zu den Bayern-SUVs könnte es zumindest bei einigen Fahrern in den USA bald ein Ende haben – offenbar hat der bayerische Autobauer bei der Konstruktion eines Details, das die US-Kundschaft traditionell besonders schätzt, die Nutzung nicht sonderlich praxisgerecht getestet: Unter den beheiz- und kühlbaren Becherhaltern in der Mittelkonsole des X7 sitzt wohl das Steuermodul für den Airbag. An sich kein Problem. Aber es scheint flüssigkeitsempfindlich zu sein, während die Becherhalter darüber offenbar nicht ganz dicht sind. Jedenfalls bat der Verlobte einer X7-Fahrerin im Forum "bimmerpost" um Hilfe, als der Wagen seiner Zukünftigen einen Warnhinweis über den Ausfall des SRS-Moduls (Steuerung des Rückhaltesystems/Airbags) gab. Die Werkstatt musste das Teil tauschen und verlangte 2200 Dollar Reparaturkosten, obwohl der X7 von 2019 noch Garantie hatte. Zur Begründung hieß es, dass Flüssigkeit in das Steuermodul geraten wäre, was die Gewährleistung nicht abdecke.

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Tatsächlich räumt der Eintrag im Forum ein, dass im Becherhalter "etwas Flüssigkeit verschüttet war. Ein Fast-Food-Becher stand 12 Stunden lang im Getränkehalter und etwas Mineralwasser lief aus dem Boden. Nicht einmal 1/4 der Tasse – eine sehr kleine Menge". Ein gemeinsames Schreiben mit dem Händler an BMW wegen Kostenübernahme brachte nichts ein – BMW wollte die Kosten nicht übernehmen, geschweige denn den "Konstruktionsfehler" wie ihn der Forumsbeitrag nennt, beheben. Der nennt einen ähnlich gelagerten Fall bei Toyota und behauptet, die Japaner hätten ihre Autos sogar zurückgerufen und das SRS-Modul versiegelt, um künftige derartige Beschädigungen auszuschließen.

BMW X7 Becherhalter
BMW
Die Becherhalter im X7 sind offenbar nicht ganz dicht. Nicht unkritisch wirkt auch die Anordnung von 12-Volt- und USB-Buchse dort, wo Flüssigkeit hingelangen könnte.

Die Website Courthouesenews meldete am 16. Dezember, dass die BrightK Consulting, Inc. eine Sammelklage gegen den Münchner Autobauer bei einem US-Bezirksgericht im kalifornischen Orange County eingereicht hat. Die Meldung zitiert den Anwalt des Klägers, Hovanes Margarian, der davon ausgeht, dass dass die Gruppe der Kläger in die "Tausende" gehen werde. Die Getränkehalter, mit denen der X7 M50i des Modelljahres 2020, aber auch weitere Modelle, ausgestattet sind, seien "nicht richtig dafür ausgelegt, mit Flüssigkeit gefüllte Tassen zu halten", denn die Anordnung des SRS-Moduls unter den Becherhaltern mache die Autos anfällig für Fehlfunktionen, wenn Flüssigkeit im Becherhalter verschüttet wird oder sich Kondenswasser bildet. Die Klage behauptet, dass Flüssigkeitsschäden sogar dazu führen können, dass die Airbags fälschlicherweise auslösen können.

Immerhin räumt der Kläger ein, dass keinen Hinweis darauf gebe, dass ein solcher Defekt jemand verletzt habe. Vielmehr gebe es zahlreiche, online veröffentlichte Berichte über Fehlfunktionen, nachdem kleinere Flüssigkeitsmengen in den Becherhaltern verschüttet worden waren, wie etwa auf der Website Car Problem Zoo, Regelmäßig kam es dabei zu Reparaturrechnungen in Höhe von 2.000 US-Dollar oder mehr, wobei BMW sich jeweils weigerte, die Kosten zu übernehmen, obwohl die Defekte während der Garantiezeit der Fahrzeuge auftraten.

BMW teilte auf Nachfrage von auto motor und sport bislang lediglich mit: "Die genannte Sammelklage wurde erst vor wenigen Tagen eingereicht und unserer US-Vertriebsgesellschaft bislang noch nicht zugestellt. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns angesichts des laufenden Verfahrens nicht inhaltlich zu der Angelegenheit äußern."

Fazit

Getränkehalter sind ein Klassiker in den USA. Um so erstaunlicher, dass ausgerechnet BMW noch immer Probleme damit zu haben scheint. Schließlich bauen die Münchner schon seit 25 Jahren SUVs in South Carolina. Aber der ehemalige Chef von BMW Nordamerika, Ludwig Willisch, sagte bereits 2011 in einem Interview mit der LA Times: "Getränkehalter sind ein riesiges Thema im Unternehmen". Schon damals meinte er, die Debatte dauere seit 20 Jahren an. Seinerzeit ging es wohl immer noch darum, ob Becherhalter überhaupt in einen BMW gehören. Im Kern ging es in der Debatte um Kundenbedürfnisse, an die die Entwickler zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht glauben, so Willisch damals.

Jetzt wären die Münchner gut beraten, möglichst schnell und kulant mit den Beanstandungen umzugehen und den Konstruktionsfehler zu beheben. Denn eine Sammelklage über Produktmängel in den USA hat schon zahlreiche Unternehmen in Schwierigkeiten gebracht. Im vorliegenden Fall dürfte der Sieg der Kläger Formsache sein – schließlich sind Richter und Geschworene Amerikaner und werden kaum Verständnis für undichte Becherhalter haben.

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