In Südtirol stehen aktuell alle stationären Blitzer still. Der Grund: eine neue Gesetzeslage aus Rom. Was zunächst wie ein Geschenk an Temposünder wirkt, ist Teil einer grundlegenden Neuregelung. Italien will sein Bußgeldsystem transparenter, gerechter und nachvollziehbarer aufstellen. Doch der Umbau bleibt nicht ohne Nebenwirkungen. Und andere Länder blicken aufmerksam auf das, was auf Italiens Straßen passiert.
Seit dem 12. Juni 2025 gilt in Italien ein einheitliches Regelwerk für Geschwindigkeitsmessungen. Stationäre Radarfallen dürfen nur noch eingesetzt werden, wenn die jeweilige Straße von der Präfektur explizit als unfallträchtig eingestuft wurde. Die Ortspolizei muss dafür Verkehrsdaten und Unfallstatistiken liefern, erst dann darf geblitzt werden.
Auch technisch gibt es neue Standards:
- Blitzer müssen mit einem Hinweisschild angekündigt werden – 200 Meter vorher innerorts, 1.000 Meter außerorts.
- Zwischen zwei stationären Anlagen muss mindestens 1 km (innerorts), beziehungsweise müssen 4 km (außerorts) Abstand liegen.
- Die Tempolimits am Blitzerstandort dürfen maximal 20 km/h unter der allgemeinen Höchstgeschwindigkeit der Straße liegen.
- Versteckte oder getarnte Messgeräte sind ausdrücklich verboten.
- Auch mobile Blitzer unterliegen denselben Transparenzpflichten.
Ein Urteil des Kassationsgerichts hatte zudem klargestellt: Nur technisch homologierte Geräte, also typengenehmigte und jährlich überprüfte, dürfen eingesetzt werden.
Die Polizei hält das Abschalten für kritisch
Was das in der Praxis bedeutet, zeigt Südtirol: Weil noch keine Präfektur-Freigaben für bestehende Standorte vorliegen, bleiben dort sämtliche stationären Messgeräte abgeschaltet. Der zuständige Regierungskommissar muss nun definieren, auf welchen Strecken Radarfallen erlaubt sind. Bis dahin fehlt jede stationäre Kontrolle.
Für Christian Carli, Präsident der Südtiroler Ortspolizei, ist das ein Rückschritt: "Die Speedcheck-Säulen dienen nicht der Einnahmeerzielung, sondern der Verkehrssicherheit", warnt er. Gerade zur Ferienzeit mit hohem Verkehrsaufkommen sei das Risiko für alle Verkehrsteilnehmer gestiegen.
Was Europas Nachbarn daraus mitnehmen können
Italien zeigt, dass klare Regeln für Geschwindigkeitskontrollen Vertrauen schaffen können. Genehmigungspflichtige Standorte, transparente Ankündigungen und technische Mindeststandards setzen Maßstäbe, die auch in anderen Ländern zur Diskussion stehen sollten. Besonders die Vorgabe, Radarfallen nur dort zu erlauben, wo eine sicherheitsrelevante Begründung vorliegt, könnte als Vorbild dienen.
Auch Deutschland steht immer wieder in der Kritik: Intransparente Blitzer, uneinheitliche Regelungen und der Einsatz privater Betreiber werfen Fragen auf. Der italienische Ansatz zeigt, dass Verkehrssicherheit und Fairness kein Widerspruch sein müssen – wenn Kontrolle nachvollziehbar gestaltet ist.