Sie als Auto-affines Publikum kennen sich natürlich in der Branche aus. Namen wie BYD, Nio oder Aiways ordnen Sie weder Airlines noch Staubsauger-Herstellern zu, sondern wissen, dass sich dahinter Fahrzeughersteller aus China verbergen. Marken wie diese suchen mittlerweile mit wachsendem Nachdruck den Weg auf den europäischen, und damit auch den deutschen Markt. Doch haben die Anbieter aus Fernost hierzulande überhaupt eine Chance? Dieser Frage ist das Beratungsunternehmen Berylls Strategy Advisors gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey nachgegangen – und wir haben die Ergebnisse vorliegen.
Der loyale deutsche Auto-Kunde ist schwer zu überzeugen. Wer sich in der Bundesrepublik für Modelle von Audi, BMW oder Mercedes entscheidet, bleibt der Marke häufig langfristig treu. So jedenfalls die landläufige Wahrnehmung. Tatsächlich ist es so, dass gerade die Kunden deutscher Premium-Hersteller eine bemerkenswerte Offenheit gegenüber chinesischen Fabrikaten zeigen. Mehr als 45 Prozent der rund 1.000 Befragten sind davon überzeugt, dass sich die Hersteller aus China langfristig bei uns etablieren werden. In einer Begleitstudie mit 60 Teilnehmern, die bereits Erfahrungen mit Autos aus China haben, sind es mehr als 65 Prozent.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis zählt
Immerhin 25 Prozent der deutschen Premium-Käufer ziehen den Erwerb eines Modells von BYD, Nio oder anderen Herstellern aus China in Betracht. Allerdings erwartet die hiesige Kundschaft vor allem einen Preis-Leistungs-Vorteil gegenüber heimischen Produkten und genau da machen die Importeure häufig einen Fehler. Denn Modelle wie der etwa der Nio ET7 sind mit rund 70.000 Euro Mindestpreis alles andere als günstig.
Dem gegenüber nehmen die Befragten jedoch kaum einen technischen Vorsprung wahr, und von Prestige kann mangels griffiger Marketing-Aktivitäten mehrheitlich noch keine Rede sein. Digitale Features und umfassende Connectivity-Funktionen, mit denen die chinesischen Hersteller die Kunden auf ihrem Heimatmarkt begeistern, stehen in Deutschland zudem nicht so hoch im Kurs.
Ein weiterer Umstand, der den Markteintritt in Deutschland verlangsamt, ist der konsequente Fokus auf Elektroautos. Ein Segment, das in China wesentlich schneller wächst und längst andere Dimensionen erreicht hat. So wurden 2021 hierzulande lediglich 365.000 Elektroautos zugelassen. Mit Blick auf den Gesamtmarkt ist das nach wie vor ein verschwindend kleiner Anteil und entsprechend kleine Kuchenstücke gibt es davon zu verteilen. Weitere Ergebnisse der Umfrage sehen Sie in unserer Fotoshow oben im Artikel.
Fazit
Im Premiumsegment sind die deutschen Kunden zwar generell aufgeschlossen gegenüber Produkten aus China, die Etablierung auf dem hiesigen Markt dürfte trotzdem nicht leicht werden. Liegen die Modelle preislich dicht beieinander, sind die Käufer in der Bundesrepublik tendenziell markentreu gegenüber Audi, BMW und Mercedes. Nicht ohne Grund spielen beispielsweise auch japanische Nobel-Marken wie Lexus und Infiniti kaum eine Rolle in Deutschland.