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Bentley-Zukunft unter Audi-Aufsicht
Vom W12-Giganten zur E-Auto-Marke

2030 will Bentley eine reine E-Auto-Marke und klimaneutral unterwegs sein – und nutzt dafür die Premium Plattform Electric (PPE), die Audi und Porsche gemeinsam entwickelt haben. In der Zwischenzeit steigen die Briten auf synthetische Kraftstoffe um.

01/2022, Bentley Taserbild Beyond100-Strategie
Foto: Bentley Motors

Auf einer Ende November 2020 vorgestellten Strategie "Beyond100" skizzierte der britische Autobauer seine Zukunftspläne und die Modellpolitik für die kommenden Jahre. Die Modellpalette wird kräftig umgekrempelt. Ab 2026 gibt es unter dem Bentley-Label nur noch Plug-in-Hybrid- oder batterieelektrische Modelle. Ab 2030 bietet Bentley nur noch vollelektrische Fahrzeuge an. Damit wandelt sich das Unternehmen innerhalb von einem Jahrzehnt vom weltgrößten Zwölfzylinder-Hersteller zum Elektro-Auto-Produzenten.

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"Wir wollen das Unternehmen neu erfinden", sagt Firmenchef Adrian Hallmark. Der Marke stehe die größte Änderung seit 2003 ins Haus. Damals kam mit dem Continental GT das erste unter VW-Regie entstandene Modell auf den Markt. Konkret sieht der Produktfahrplan vor, ab 2023 für die gesamte Modellpalette als Option eine Hybrid-Version verfügbar zu haben. Im Jahr 2025 ist dann die Markteinführung des ersten rein elektrisch betriebenen Bentley vorgesehen.

Fünf-in-Fünf-Plan für Elektroautos

Danach geht es Schlag auf Schlag. Die Briten ergänzen die "Beyond100"-Strategie nämlich um den sogenannten Fünf-in-Fünf-Plan: Von 2025 an wollen die Briten in jedem Jahr ein neues Elektromodell auf den Markt bringen. Um das stemmen zu können, investiert der Hersteller 2,5 Milliarden Pfund (knapp drei Milliarden Euro) in seinen Stammsitz in Crewe. Denn dort sollen die E-Bentleys allesamt konstruiert und der für 2025 angedachte elektrische "Eisbrecher" auch gebaut werden.

Trotzdem wird Bentley bei seiner Modell-Offensive stark von Audi profitieren. Die Marke wechselte zum 1. März 2021 in den Verantwortungsbereich der Ingolstädter, "um im Rahmen der Elektrifizierungsstrategie der beiden Premiummarken Synergien heben zu können". Auf Basis der Premium Plattform Electric (PPE), die gemeinsam mit Porsche entwickelt wurde, geht im Rahmen des Leuchtturmprojekts Artemis von Audi-Boss Duesmann ein neuartiges hocheffizientes E-Auto 2024 (Arbeitstitel: Landjet) an den Start. Es zeichnet sich durch eine neue Elektronikstruktur und ein entsprechendes Betriebssystem aus.

Bentley nutzt PPE-Plattform von Audi und Porsche

Das Audi-Modell soll eine neuartige Fahrzeug-Gattung prägen. Modell Nummer zwei ist ein Porsche, und auch Schwestermarke Lamborghini wird seinen für 2025 geplanten Elektro-GT wohl auf die PPE stellen. Wie Hallmark inzwischen bestätigte, werden die Briten die Plattform ebenfalls nutzen. Anders als der aktuelle Technik-Unterbau, der von Porsche stammt und auf dem inzwischen etwa 75 Prozent aller produzierten Bentleys basieren, müsste der PPE-Baukasten von den Briten nicht in großem Umfang angepasst werden, um den typischen Bentley-Look-and-Feel zu erzeugen.

Wie sieht die Zukunft beim Design aus? Der Bentley EXP100 GT Concept (siehe Fotoshow) gab im Jubiläumsjahr 2019 einen Ausblick. Fraglich ist jedoch, ob Bentleys Elektroautos dann noch jene Modellbezeichnungen tragen, die wir aktuell kennen. "Wir werden unterschiedliche Modelle in der Verbrenner- und der Elektro-Welt haben", sagt Hallmark, wobei die Verbrennerwelt in nicht ganz zehn Jahren ja sowieso ohne Bentley auskommen muss.

Bentley-Chef Adrian Hallmark sieht sein Unternehmen im Audi-Markenverbund gut aufgehoben.

Kein neues Einstiegsmodell, kein Wasserstoff

Bei der Modellpositionierung stehen trotzdem die aktuellen Baureihen Pate. Fraglich ist jedoch, wann ein Fullsize-SUV à la Bentayga mit 150-kWh-Batterie genau an den Start gehen könnte. Dass die Marke 2025 direkt mit einem E-SUV startet, erscheint zumindest fraglich. Hier will Bentley auf jeden Fall eine ähnliche Leistungsausbeute wie einem Verbrenner-Modell haben. Nach unten werden die Briten ihre Palette eher nicht ausbauen. "Ein höheres Volumen ist nicht unsere Strategie, denn im Luxus-Segment gibt es das größere Wachstum", sagt Hallmark. Dem Wasserstoffantrieb erteilt Bentley ebenso eine klare Absage wie einem Plug-in-Hybridantrieb in Kombination mit dem W12-Motor; das Paket wäre schlicht zu schwer.

Allerdings "können wir nicht über Nacht vom Verbrenner auf hundert Prozent Elektro wechseln", ergänzt Bentleys Technik-Vorstand Matthias Rabe. In der Zwischenzeit sieht sich die Marke die Entwicklung bei Kraftstoffen, die besseren Klimaeigenschaften aufweisen als fossiler Sprit, ganz genau an. Rabe nennt hier Bio- sowie synthetische Kraftstoffe; Letzteres hält auch Konzernschwester Porsche für zukunftsträchtig. Eine detaillierte Strategie hierzu will Bentley zwar erst zur Jahresmitte präsentieren, aber die sogenannten E-Fuels sollen den Übergang von der zuvor beschriebenen "Verbrenner- in die Elektro-Welt" erleichtern. Genau darauf zielen auch die angedachten Plug-in-Hybride ab. Der Bentayga PHEV soll in den kommenden Monaten fünf neue Derivate bekommen, der Flying Spur tritt noch in diesem Jahr als Teilzeit-Elektriker an.

Bis 2030 komplett CO2-neutral

Neben den modellspezifischen Änderungen hat sich Bentley zudem das Ziel gesetzt, nachhaltiger zu produzieren. Das Unternehmen will bis 2030 komplett CO2-neutral sein, die Fertigung im britischen Crewe soll danach eine positive Klimabilanz aufweisen. Doch nicht nur das eigene Werk wird perspektivisch zu einer besonders nachhaltigen "Traumfabrik" (O-Ton Bentley) ausgebaut. Der Hersteller will zudem seine Zulieferer zu mehr Nachhaltigkeit auffordern und in dieser Hinsicht Mindeststandards festlegen, die jeder Partner einzuhalten hat. Auch bei den verwendeten Materialien wird sich einiges tun. So dürfte Bentley unter anderem sukzessive den Lederanteil in seinen Innenräumen reduzieren.

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Fazit

VW krempelt Bentley um und stellt die Luxusmarke in Zukunft komplett auf elektrische Antriebe um. Damit vollzieht VW auch bei der kleinen Luxusmarke Bentley den Turn zur E-Mobilität. Die Gründe liegen auf der Hand: Da muss zum einen eine angestaubte Zwölfzylinder-Fraktion in Zeiten des Mobilitätswandels ein neues Image erhalten, zum anderen zwingen wirtschaftliche Gründe zur Volte. Schließlich kann sich Bentley mit dem PPE-Baukasten, den auch Porsche und Lamborghini nutzen, kostengünstig neu positionieren.

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