Das Autogeschäft hat sich politisiert. Auf der einen Seite steht das Lager der eher konservativen Verbrenner-Anhänger, dem gegenüber die meist linke, grüne oder liberale Elektro-Fraktion. Ich schätze, dass zwischen zehn und 30 Prozent der Tesla-Käufer mit der politischen Richtung von Musk nichts zu tun haben wollen und künftig was anderes kaufen werden. Tesla-Fahrer sind eher progressiver und technikaffin.
Investoren sind große Opportunisten. Viele von denen dürften sich sagen: Nach einigen Jahren Energiewende und Green Deals werden die Uhren jetzt eben wieder zurückgedreht. Die Politik nähert sich zum Beispiel der Atomenergie wieder an, Ölkonzerne verdienen gut. Investoren sind eher konservativ und könnten denken: Im Grunde ist es richtig, dass ein paar Themen für ein paar Jahre etwas radikaler geändert werden, etwa Migration oder Sozialsysteme.
Das erscheint zunächst widersprüchlich. Aber Musk verkauft eben nicht nur E-Autos, sondern engagiert sich auch im Weltraum, ist nach dem Kauf von Twitter/X Medienunternehmer, zudem Teil der kommenden US-Regierung und so auch in der Weltpolitik aktiv. Ich glaube, dass er sich früher oder später von Tesla trennen wird. Vielleicht auch, weil er sein Ziel, einmal 20 Millionen Teslas pro Jahr zu verkaufen, auch mit massiver Unterstützung der Trump-Regierung niemals schaffen wird.
Vita
Jürgen Pieper ist als freier Berater und Analyst unter anderem für die Automobilindustrie tätig. Bis zu seinem Ruhestand 2023 war er 24 Jahre lang beim renommierten Bankhaus Metzler in verschiedenen leitenden Funktionen tätig, unter anderem als Head of Auto and Transportation Team, Head of Equity Research sowie als Head of Research. Pieper ist ausgewiesener Experte der Automobilbranche.