A8-"Enztalquerung" bei Pforzheim: Megabaustelle braucht länger und kostet mehr

A8-„Enztalquerung“ bei Pforzheim
Megabaustelle braucht länger und kostet mehr

Veröffentlicht am 14.06.2025

Wie die Autobahn GmbH Südwest beim 13. Treffen des Projektbegleitkreises mitteilte, ist die Fertigstellung des Gesamtprojekts nun für Ende 2027 vorgesehen – rund ein Jahr später als geplant.

Die Verzögerung hat im Wesentlichen zwei Ursachen: Zum einen musste im Jahr 2023 die Abbruchmethode für die alte Enzbrücke angepasst werden, was Auswirkungen auf die Verkehrsführung und damit auf den gesamten Bauablauf hatte. Zum anderen stellte sich der Untergrund am sogenannten Karlsruher Hang als deutlich komplizierter heraus als angenommen. Unerwartete Wassereinlagerungen, die in den Voruntersuchungen nicht erkennbar waren, erforderten zusätzliche Maßnahmen zur Stabilisierung des Bodens und der Böschung. Diese Arbeiten verzögerten nicht nur den Zeitplan, sondern beeinflussen auch die Baukosten, die ursprünglich mit rund 340 Millionen Euro angesetzt waren. Eine aktualisierte Kostenprognose ist derzeit in Vorbereitung.

Trotz dieser Herausforderungen kommt das Großprojekt insgesamt gut voran. Die neue Trasse wird künftig deutlich sicherer und leistungsfähiger sein. So wird der Höhenunterschied im Streckenverlauf teils um bis zu 13 Meter abgesenkt oder um bis zu fünf Meter angehoben – was zu einer deutlich flacheren Linienführung und damit zu mehr Verkehrssicherheit führt.

Nächste Bauphasen bis 2026

Im laufenden Jahr sollen wichtige Bauabschnitte abgeschlossen werden. Dazu zählen unter anderem der Neubau der Enz- und B10-Brücke in Fahrtrichtung Stuttgart, die Fertigstellung der 380 Meter langen Lärmschutzeinhausung bei der Kieselbronner Kurve sowie die landschaftsplanerische Gestaltung der Grünbrücke "Hagenschieß". Auch der Asphalteinbau im Bereich des sogenannten Stuttgarter Hangs ist für 2025 vorgesehen.

Ein zentraler Meilenstein folgt voraussichtlich Anfang 2026: Dann soll der Verkehr in beiden Fahrtrichtungen auf die neu gebaute Richtungsfahrbahn Stuttgart umgelegt werden. Damit wird ein weiterer Schritt in Richtung regulärer Verkehrsführung erreicht.

Hintergrund: Projekt "A8-Enztalquerung"

Der Ausbau betrifft einen rund 4,8 Kilometer langen Abschnitt der A8 zwischen Pforzheim-Nord und Pforzheim-Süd. Ziel ist es, die aktuell vierstreifige Autobahn auf sechs Fahrstreifen zu erweitern und dabei insbesondere die sogenannte Pforzheimer Senke mit ihren steilen Gefällestrecken verkehrssicherer zu gestalten. Im Zuge des Projekts entstehen insgesamt acht neue Brückenbauwerke. Die Anschlussstelle Pforzheim-Ost wird vollständig umgebaut und deutlich leistungsfähiger gestaltet. Parallel dazu erfolgt der vierspurige Ausbau der Bundesstraße B10 in diesem Bereich.

Zur Verbesserung des Lärmschutzes für die Anwohner werden Lärmschutzwände, Lärmschutzeinhausungen und Schallschutzwälle errichtet. Die Grünbrücke "Hagenschieß" stellt eine ökologische Querungshilfe für Wildtiere dar und verbessert die Biotopvernetzung in der Region. Ergänzt wird das Gesamtpaket durch moderne Entwässerungssysteme, Regenrückhaltebecken und die neue Parkplatz- und WC-Anlage Enztal-Süd, die künftig 30 zusätzliche Lkw-Stellplätze bietet.

Bereits vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten wurde eine dynamische Stauwarnanlage in Betrieb genommen, die unter anderem über Funkwarnsysteme in mehreren Sprachen verfügt. Ziel ist es, insbesondere den Schwerverkehr frühzeitig über Staus und Verkehrsfluss zu informieren und so Unfälle zu vermeiden.

Mit dem Abschluss des Projekts entfällt eine der letzten Engstellen im baden-württembergischen Autobahnnetz. Der Ausbau der Enztalquerung soll nicht nur den Verkehrsfluss verbessern, sondern auch die Verkehrssicherheit und den Lärmschutz in der Region dauerhaft erhöhen.

A8 und ihre Bedeutung

Die A8 gilt als eine der wichtigsten Ost‑West‑Verbindungen Deutschlands. Der Streckenabschnitt bei Pforzheim ist geprägt von tief eingeschnittenen Tälern, steilen Abschnitten und Engpässen – eine Kombination, die ihn zu einem der staureichsten und unfallträchtigsten Autobahnabschnitte in Baden‑Württemberg macht.