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Sprengung Rahmedetal-Brücke an der A45
17.000 Tonnen fallen in Sekunden - 60 weitere Brücken marode

Die marode und gesperrte Rahmedetal-Brücke bei Lüdenscheid wurde nach einigen Verzögerungen am Sonntag (7.5.2023) gesprengt. Weitere Autobahnbrücken entlang der Sauerlandlinie auf der A45 müssen neu gebaut werden.

Seit Dezember 2021 sorgte die einsturzgefährdete Rahmedatal-Brücke in der Region rund um Lüdenscheid für Verkehrschaos – rund 20.000 zusätzliche Fahrzeuge, davon zirka 6.000 Lkw, rollen täglich durch die Stadt. Stau, Lärm und Abgase belasten nicht nur die Anwohner, sondern auch die lokale Wirtschaft.

Unsere Highlights

Sprengung als Public-Viewing-Event

Ursprünglich sollte die marode Brücke bereits im Dezember 2022 gesprengt werden. Allerdings zeigte sich in den Bauplänen, dass die hohlen und 70 Meter hohen Pfeiler anders gebaut sind als angenommen. Für eine kontrollierte Sprengung mussten diese Pfeiler erst mit Beton aufgefüllt werden – das war in der kalten Jahreszeit nicht zu bewerkstelligen. Entsprechend wurde der Termin auf den 7. Mai 2023 verschoben. Vor dem Sprengtermin musste die Hänge gesichert und Bäume gefällt werden. Mehrere Grundstücke unter dem Bauwerk wurden aufgekauft und ein Fallbett aus 100.000 Kubikmeter Sand unter der Brücke aufgeschüttet.

Dadurch kam es im Vorfeld zu weiteren Verkehrsbeschränkungen. Für die Sprengung, die als technische Herausforderung galt, wurden 2.053 Löcher in die Pfeiler gebohrt, 150 Kilogramm Sprengstoff wurden gezündet, die die 453 Meter lange und 17.000 Tonnen schwere Brücke zum Einsturz brachten. Der Umkreis von 300 Metern um das Fallbett wurde durch mehr als 110 Absperrposten gesichert, Häuser in der Nähe wurde durch Seecontainer zusätzlich geschützt. In der Lüdenscheider Innenstadt wurde die Sprengung live bei einem Public Viewing gezeigt. Der Abtransport der Trümmer führt dazu, dass der Stadtteil Dickenberg/Rathmecke von der Stadt Lüdenscheid komplett abgeschnitten ist. Der Neuaufbau der Rahmedetal-Brücke soll dann in einem beschleunigten Verfahren fünf Jahre dauern.

Doch mit dem Neubau ist die Gefahr auf der Sauerlandlinie A45 nicht gebannt. Im Dezember 2021 wurde bekannt, dass langfristig 60 Talbrücken und kleinere Bauwerke an der A45 ersetzt werden müssen – je nach Zustand haben sie jedoch noch eine Restnutzungsdauer, die die Autobahn GmbH auf einen Zeitraum zwischen 2026 und 2038 datiert. Dabei sollen die neuen Brücken neben der Autobahn gebaut und nach Fertigstellung eingeschoben werden, der Verkehr soll möglichst ohne Beeinträchtigungen weiterlaufen können.

Bedarf schon länger bekannt

Die Brückenneubauten sind zusammen mit dem sechsspurigen Ausbau der A45 im Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgeführt, der bereits 2016 beschlossen wurde. Nach Angaben der Autobahn GmbH sind die Baumaßnahmen dort als vordringlich eingestuft. Seit 2011 war bekannt, dass langfristig eine Vielzahl der Brücken ersetzt werden müssen.

Aktuell sind 15 Brücken an der A45 im Bau bzw. starten 2022 mit Baumaßnahmen. "An dieser Zahl lässt sich ablesen, dass wir konsequent daran arbeiten, die A45 zu einer wieder leistungsstarken Verbindung zu machen", sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, Leiterin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH. Klar sei aber auch, dass nicht überall an der Strecke gleichzeitig gearbeitet werden könne. "Wir schauen genau, wo Brücken so schnell wie möglich erneuert werden müssen. An anderen Stellen gewinnen wir Zeit, in dem wir Brücken verstärken und so ihre Lebensdauer verlängern."

Lkw Hauptverursacher von Straßenschäden

Im Zuge der Brückenproblematik auf der A45 werden bauähnliche Brücken nun bundesweit mittels Laserscan auf Schäden untersucht. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Besonders die Brückenbauwerke, die vor 50 bis 60 Jahren erbaut wurden, halten dem modernen Verkehr nicht mehr Stand. Seit 1956 hat das Gesamtgewicht der Lkw von 24 auf 40 beziehungsweise 44 Tonnen im kombinierten Verkehr zugenommen, die Achslasten stiegen von 8,0 im Jahr 1956 auf nunmehr 11,5 Tonnen. Je höher die Achslast, umso höher ist die Belastung der Straße. Ein dreiachsiger Lkw (30 Tonnen) richtet den gleichen Schaden an wie 15.000 Pkw à zwei Tonnen. Bis 2030 soll der Güterverkehr auf der Straße noch weiter zunehmen. 2010 wurden 3,12 Milliarden Tonnen bewegt, 2030 sollen ein 3,63 Milliarden Tonnen sein.

Fast 40.000 Brücken in Deutschland marode

2018 hatte die Bundesanstalt für das Straßenwesen (BASt) in einer groß angelegenen Erhebung festgestellt, dass 39.621 Fernstraßenbrücken in Deutschland in einem "nicht ausreichenden" (Zustandsnote 3,0 bis 3,4) oder gar "ungenügenden Zustand" (3,5 bis 4,0) seien (siehe Fotoshow). Die Rahmedetalbrücke hatte seinerzeit die Note 3,0 erhalten.

Übrigens: Brücken in Deutschland werden nach der DIN 1076 regelmäßig untersucht. So gibt es alle sechs Jahre eine Hauptprüfung, bei der auch schwer zugängliche Teile – "handnah", wie es heißt – gecheckt werden. Eine einfache Prüfung schließt sich nach drei Jahren an, jährlich gibt es eine Sichtprüfung. Eine Sonderprüfung wird zum Beispiel nach einem Unfall zusätzlich anberaumt.

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Fazit

Marode Brücken in Deutschland sind nicht erst seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke auf der A45 bei Lüdenscheid ein Thema. Die Sulzbachtalbrücke auf der A44 sackte 2021 ab, die Rhein-Brücke auf der A1 bei Leverkusen ist seit Jahren nach missglückten Sanierungsversuchen eine Großbaustelle und ein Nadelöhr für den Verkehr. Und auch durch den Umleitungsverkehr wegen der A45-Sperrung ist es durch die Mehrbelastung zu Schäden an der Moseltalbrücke, der zweithöchsten deutschen Autobahnbrücke auf der A61, gekommen.

Bereits 2018 hatte die Bundesanstalt für das Straßenwesen in einer Erhebung festgestellt, das fast 40.000 Brücken auf deutschen Fernstraßen marode und potenziell gefährlich sind. Ist Abhilfe in Sicht, ja. Wer regelmäßig auf deutschen Autobahnen unterwegs ist, weiß um die Brückenbaustellen, die mal mehr und mal weniger offensichtlich sind. Ist die Abhilfe schnell in Sicht? Nein, die mehrjährigen Planungsverfahren dauern einfach zu lang, um vor die Situation zu kommen. Dazu verzögern, wie im Fall der Leverkusenbrücke auch lokale Initiativen ein schnelleres Vorgehen.

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