Mit einer gewissen Gemütlichkeit veröffentlicht das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) jedes Jahr erst im Juni die Nutzfahrzeug-Neuzulassungen des vergangenen Jahres, darunter auch die Zahlen für Pick-ups. Die jetzt veröffentlichten Angaben zu den Neuzulassungen lassen dabei aufhorchen. Denn der Ford Ranger hat sich mit Wucht erneut an die Spitze des Angebots gesetzt und erreicht 2024 rund 54 Prozent Marktanteil. Grund für uns, die Zahlen genauer unter die Lupe zu nehmen. Und herauszufinden, warum zum Beispiel der Erzrivale Toyota Hilux als weltweit meistverkaufter Pick-up in diesem Segment in Deutschland gegen den Platzhirsch wenig zu melden hat. Oder der technische Bruder Amarok noch nicht einmal ein Drittel der Ranger-Verkäufe erreicht.
Der Ford Ranger schlägt alle
Zunächst die nackten Zahlen: Das KBA hat für 2024 insgesamt sieben Pick-up-Baureihen typisiert. Modelle wie die Fullsize-Trucks vom Schlage eines Ford F-150 oder etliche in Kleinserien von freien Händlern importierte China-Pick-ups fallen beim KBA unter die Rubrik "Sonstige" und können von uns daher nicht erfasst werden. Die sieben erwähnten Midsize-Pick-ups bringen es gemeinsam auf eine Neuzulassungszahl von 20.764 Fahrzeugen. Unter diesen erfassten Modellen liegt der Ford Ranger sogar bei satten 61 Prozent Anteil, das ist echte Dominanz (siehe Tabelle weiter unten).
Gegenüber 2023 hat sich der Ford Ranger dabei um stolze 17 Prozent gesteigert, die letzten Ford-internen Zahlen aus dem ersten Quartal 2025 belegen außerdem ein weiteres Wachstum mit inzwischen 60 Prozent Marktanteil am Gesamtsegment. Der Siegeszug geht also weiter, doch woran liegt das?
1. Der Preis des Ford Ranger
Die Zeiten, als Pick-ups preisgünstige und karg möblierte Alternativen zu Geländewagen waren, sind längst vorbei. Auch die Ford-Preisliste für den Ranger beginnt selbst für das einfachste Modell bei 43.780 Euro und endet für die teuerste Variante bei üppigen 79.670,50 Euro. Für diese Tarife kann man sich auch bei den Premium-SUV süddeutscher Hersteller umsehen. Was allerdings wirklich zählt, ist, was tatsächlich gezahlt wird. Bei den sogenannten "Straßenpreisen", also den Händlerangeboten mit Nachlässen und Rabatt-Aktionen, geht der Ford Ranger klar in Führung. Den Extracab-Anderthalb-Kabiner mit dem 170-PS-Diesel können Kunden bereits für rund 36.000 Euro entdecken, bei rund 2.000 Euro mehr starten die viertürigen Doppelkabiner. Zum Vergleich: Die Händler-Angebote für vergleichbare Toyota Hilux-Modelle liegen jeweils rund 5.000 Euro darüber und reißen die psychologisch wichtige 40.000-Euro-Grenze.
2. Die Lieferfähigkeit
Wer heute einen Ford Ranger individuell konfiguriert und bestellt, muss wie bei den Wettbewerbern zum Teil mehrere Monate bis zur Lieferung warten. Der Unterschied sind jedoch die verfügbaren "Lagerfahrzeuge". So wirbt alleine der große Ford-Händler Kögler aus Bad Nauheim mit aktuell rund 400 sofort verfügbaren Ford Ranger. Ein Blick in die gängigen Autobörsen bestätigt den großen Angebotsvorsprung des Ford Ranger gegenüber anderen Modellen. Wer sich heute für einen vorkonfigurierten Ranger entscheidet, kann praktisch von jetzt auf gleich deutschlandweit zugreifen. Im Gegensatz dazu hatte beispielsweise Toyota in der jüngeren Vergangenheit zeitweise den Hilux wegen Lieferschwierigkeiten komplett aus dem Konfigurator genommen, der Hilux-Lagerbestand im deutschen Handel ist ebenfalls überschaubar.
3. Die Angebots-Vielfalt
Beim Ford Ranger ist, so abgegriffen diese Bezeichnung auch sein mag, für jeden etwas dabei, kein anderer Pick-up-Anbieter hat ein derart breites Sortiment. Das beginnt bei der Karosserie. Den Ranger gibt es als zweisitzigen Einzelkabiner mit extralanger Ladefläche, als Anderthalb-Kabiner und als familientauglichen Doppelkabiner. Sogar als Fahrgestell ohne Pritsche zum Selbstaufbau kann der Ranger bestellt werden. VW dagegen offeriert den Amarok nur als Doppelkabiner. Dazu kommen acht Ausstattungsvarianten zur Wahl, bei denen wenig Individualisierungsbedarf besteht (siehe oben: vorkonfigurierte Lagerfahrzeuge). Hinzu gesellen sich zwei Dieselmotoren, ein Benziner und seit kurzem auch noch ein Plug-in-Hybrid-Antrieb (der jedoch bei den Zulassungszahlen des Vorjahres noch keine Rolle spielt).
4. Das Design
Über Design soll man bekanntlich nicht streiten, zu unterschiedlich sind die Geschmacksnerven bei Auto-Enthusiasten verdrahtet. Fest steht jedoch, dass Ford mit dem neuen Ranger das richtige Gefühl hatte, indem man den Midsize-Pick-up nach dem Vorbild des großen Bruders Ford F-150 gestaltet hat. Speziell die bullige, aufrechte Front mit dem riesigen Kühlergrill und dem charakteristischen Scheinwerfer-Design nimmt starke Anleihen am Bestseller aus den USA. In jedem Fall ist der Auftritt des Ranger ein Statement für den "American Way of Drive".
5. Das Tuning ab Werk
Ford bedient auch Hardcore-Fans mit passenden Ranger-Modellen. Der Ranger Raptor mit heftiger Höherlegung und Verbreiterung, feinem Offroad-Fahrwerk mit Komponenten von Fox und erweiterter Geländetechnik spricht die abenteuerlustigen Käufer an. Der Ranger MS-RT bedient die genau entgegengesetzte Kundschaft. Mit Spoiler, tiefergelegtem Sportfahrwerk sowie üppiger Spur- und Karosserieverbreiterung wendet er sich an die Straßen-Tuning-Szene. Diese Leckerbissen zahlen natürlich auch auf das Image der "braveren" Modelle der Baureihe ein. Vergleichbare "Extremisten" haben die anderen Hersteller im Segment nicht zu bieten.
Neben den anderen Marken im Segment und ihren Zulassungszahlen zeigen wir in der Bildergalerie die vielen verschiedenen Ford-Ranger-Modelle.