Mitsubishi Grandis: Als Minivan verschmäht - und verkannt?

Mitsubishi Grandis 1. Generation (2004 bis 2010)
Als Minivan verschmäht - und verkannt?

Veröffentlicht am 02.07.2025

Wer sich heute auf Deutschlands Straßen umschaut, sieht vor allem... SUV. Bald kommt ein zusätzlicher Vertreter dieser allseits beliebten Soft-Offroader auf den Markt. Sein Name: Mitsubishi Grandis (siehe Video nach dem zweiten Absatz). Falls Ihnen diese Modellbezeichnung bekannt vorkommt, dann hat das einen Grund. Denn einen Mitsubishi Grandis hab es schon einmal gegeben. In einer Zeit, in der nicht das Segment der SUV, sondern jenes der Minivans einen Boom erlebte. Das war damals, in den 2000er-Jahren, als nicht nur das gerade begonnene Millennium eine Euphorie auslöste, sondern Familien lieber zu kompakten Großraumlimousinen als hochgebockten Kombis griffen.

Touran, Zafira, S-Max und Co. als Konkurrenz

Passend zur Beliebtheit gab es damals eine große Modellvielfalt. Die wichtigsten Vertreter: der bis heute gebaute VW Touran und die inzwischen eingestellten Opel Zafira und Ford S-Max. Doch auch die Importeure mischten kräftig mit im Kompaktvan-Segment: Aus Frankreich und Italien fand das fast baugleiche Minivan-Quartett bestehend aus Citroën C8, Peugeot 807, Fiat Ulysse und Lancia Phedra den Weg zu uns. US-Hersteller Chrysler schickte den Voyager über den großen Teich, die Japaner beglückten uns mit Modellen wie dem Toyota Previa, Mazda 5 – oder eben dem Mitsubishi Grandis.

Mitsubishi Motors gehört zu den Pionieren des Kompaktvan-Segments, wollte nach drei Generationen des stets eckig gestylten Space Wagon allerdings neue Design-Akzente setzen. 2003 legten die Japaner deshalb den eher rundlich-windschnittig gestylten Grandis auf, der 2004 auch nach Deutschland kam und mit seiner "Raumschiff-Optik" durchaus eigene Akzente setzte.

Außen hui, innen ... geht so

Die Linien fließen beim Grandis, bei dem der Vorderwagen fast ohne Knick in die A-Säulen und Windschutzscheibe übergeht. Die Dach- und Schulterlinie verlaufen weitgehend parallel und knicken Richtung Heck nach unten ab. Dort gibt es die für damalige Vans typischen, an den Rändern der Heckscheibe platzierten und aufrecht stehenden Leuchten und einen kleinen Dachspoiler. Getönte Scheiben jenseits der B-Säule schützen vor neugierigen Blicken von außen und sollen angesichts der großen Fensterflächen das Klima an Bord selbst bei großer Sonneneinstrahlung erträglich halten.

Den Anspruch, gefallen zu wollen, wirft der alte Grandis ein Stück weit über Bord, sobald man innen befindet. Hier bestimmt Hartplastik, gerne in Mausgrau, die Szenerie. Dafür bescheinigen zeitgenössische Tests dem japanischen Kompaktvan eine einfache und funktionelle Bedienung. Und eine ordentliche Variabilität: Den Grandis gab es als Sechs- oder Siebensitzer, wobei sich die zwei oder drei Plätze der zweiten Reihe nach vorn schieben lassen, um das Kofferraumvolumen zu maximieren. Wer den Mitsubishi dagegen als Personentransporter nutzen möchte, klappt die Sitze der dritten Reihe einfach aus dem Boden heraus. Sie sind übrigens mehr als nur Notsitze; hier finden durchaus auch Erwachsene Platz.

Den Turbodiesel lieferte VW zu

Bei den Antrieben gab es eine solche Varianz nicht. Benziner oder Diesel: Nachdem diese Grundsatzentscheidung getroffen war, war nur jeweils ein Triebwerk verfügbar. Bei der Otto-Option handelt es sich um einen 2,4-Liter-Vierzylinder-Saugmotor, dessen Daten einen flotten Antrieb versprechen: 165 PS und maximal 217 Newtonmeter sollen den Grandis in 10,0 Sekunden von Null auf Hundert sowie auf höchstens 200 km/h schieben. Doch in der Praxis erweist sich der immerhin mit variabler Ventilsteuerung gesegnete Motor als eher träge und durstig. Besonders dann, wenn die Kraft über das gegen Aufpreis erhältliche vierstufige Automatikgetriebe auf die Vorderräder übertragen wird. Die serienmäßige Fünfgang-Handschaltung war klar die bessere Wahl.

In einer Zeit, in der nicht nur Kompaktvans, sondern auch Dieselmotoren eine Hochphase erlebten, war der ebenfalls erhältliche turbogeladene Selbstzünder das passendere – weil durchzugsstärkere – Triebwerk für den 1,7-Tonner. Der Zweiliter-Diesel des Grandis war allerdings keine Mitsubishi-Eigenentwicklung, sondern wurde von Volkswagen zugekauft. Je nach Baujahr liefert der EA-188-Motor 136 PS und höchstens 310 Newtonmeter oder 140 PS und maximal 320 Newtonmeter, jeweils verwaltet über eine manuelle Sechsgang-Schaltung. Und bevor der Schummeldiesel-Verdacht aufkeimt: Hier handelt es sich noch um den guten alten Pumpe-Düse-Selbstzünder; die allseits bekannten Manipulationen betrafen dessen Common-Rail-Nachfolger EA 189.

Als Gebrauchter oft vom harten Alltag gekennzeichnet

Blickt man auf die Zulassungszahlen, wird einem schnell klar, warum der Mitsubishi Grandis erst jetzt zurückkehrt (und das mit anderem Konzept) und es damals keine zweite Generation gab. Knapp sechs Jahre wurde der Kompaktvan in Deutschland angeboten. Trotz günstiger Preise ab knapp 25.000 Euro wurden in diesem Zeitraum hierzulande nicht einmal 10.000 Exemplare verkauft.

Entsprechend überschaubar ist heute das Angebot an gebrauchten Grandis, das von vom bisherigen Autoalltag stark gezeichneten Exemplaren mit Kilometerständen jenseits der 250.000er-Marke dominiert wird. Bei so manchem gebrauchten Grandis ab etwa 2.500 Euro könnte sich jedoch ein genauer Blick lohnen. Hier lauert möglicherweise ein robustes, variables und noch einigermaßen modern aussehendes Schnäppchen.