Tuning kann so vieles sein. Mehr Power, mehr Felgendurchmesser, mehr Tieferlegung, mehr Spoiler – Tuning ist aber vor allem eines: Pure Begeisterung und Leidenschaft für Autos. Da müssen Vernunft und Sinnhaftigkeit nicht immer in der ersten Reihe stehen. Die folgenden Autos waren unsere Highlights der Szene 2019.
Thomas Harloff – Speedkore Dodge Charger
Wenn es um automobile Absurditäten geht, wendet sich mein Blick zwangsläufig nach Las Vegas: Auf der dortigen SEMA geht es immer noch ein bisschen krasser zu als anderswo. Einer der Krassesten von allen war der Charger von Speedkore. Die Karosserie? Besteht komplett aus Karbon. Der 6,2-Liter-V8? Kommt dank Doppel-Turbo auf 1.546 PS. Der Auspuff? Endet sowohl hinten als auch vorne, wie bei einem Hardcore-Driftauto. Auch sowas Böses muss mal erlaubt sein, finde ich.
Marcel Sommer – Nissan GT-R Hill-Climb
Ein fahrender Flügel mit 2.200 PS. Bevor ich den Namen des Ungetüms las, dachte ich sofort an meine Jugend zurück. Genauer gesagt an das Playstation Spiel Gran Turismo 1 und den besten Schlitten im ganzen Game: den Suzuki Escudo Pikes Peak von Nobuhiro „Monster“ Tajima. Schon allein diese Ähnlichkeit sorgt bei mir für Gänsehaut. Die Tatsache, dass ich „Monster“ einmal persönlich treffen durfte, erledigt den Rest. Heute siegt die Erinnerungen gegen die Vernunft.
Patrick Lang – Singer Porsche Mulholland Drive
Wie cool ist denn bitte die Idee, als Lackierung eine topologische Karte des legendären Mulholland Drive zu verwenden? Für mich ist der Singer Mulholland ganz klar das Schönste, was jemals die Restomod-Werkstatt in Kalifornien verlassen hat. Weil in den 1960er-Jahren auf dem Mulholland Drive nächtliche Rennen gefahren wurden, ist die Grundfarbe des Porsche Nachtblau und diesem Umstand verdankt er auch die Zusatzscheinwerfer. So ein ganzheitlicher Ansatz mit Köpfchen und dann auch noch in bezaubernder Umsetzung – besser kann man es nicht machen.
Gregor Hebermehl – Heartbeat Porsche von Mletzko
Der Heartbeat Porsche ist ein Singer-Porsche aus Deutschland. Extrem schick und hochwertig bis zum Anschlag. Deutsche Ingenieursleistung sorgt bei dem Retro-Porsche für 369 PS aus vier Litern Boxer-Hubraum. Und alle Karosserieteile bestehen aus Karbon. TÜV? Hat er.
Jens Dralle – Techart-Porsche Panamera Grand GT
Es wird dünn für die Tuner, die Technik komplexer, der Zugang restriktiver. Schön also, dass sich der gepimpte Plugin-Hybrid dem Test stellte – und lieferte.
Clemens Hirschfeld – AEC Challenger Hellcat XR
2011 saß ich das erste Mal in einem Dodge Challenger. Obwohl als SRT8 damals brandneu, war seine Mercedes-Basis aus den frühen 2000ern heillos veraltet. Die Qualitätsanmutung? Unter aller Kanone. So etwas wie Infotainment, gab’s schlicht noch nicht. Doch das war mir reichlich schnurz, denn der Hemi-V8 rüttelte die ganze Karre durch und verwandelte mit griplosen Goodyear-Allwetter-Pellen jeden Ampelstart in einen Burnout-Dragstrip.
Doch genau wie die Erinnerung verblasst der SRT8 gegen die Hellcat XR von US-Car-Importeur AEC. Schnapszahlige 888 PS und 999 Newtonmeter quetschen die Münchener aus dem V8. Wenn du ihn trittst, jault der Kompressor wie die schwarze Katze aus „Friedhof der Kuscheltiere“ und machen dann die Auspuffklappen auf, ist's als öffnet sich gerade die Erde unter dir. Dabei besitzt das Musclecar dank Gewindefahrwerk und sportlicher Pirelli-Bereifung mittlerweile sogar so etwas wie Handling. Einfach ein Höllen-Spaß!