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Sitzprobe Brabus 6x6 auf der Essen Motor Show
My Car is my Castle

Der Brabus 700 ist anders als andere Autos. Mit 700 PS und Sechsradantrieb schreckt ihn keine Düne und keine Tundra. Aber dazu muss man erst mal reinkommen oder besser gesagt: rauf.

12/2013, Sitzprobe Brabus 700 6x6 Mercedes G  Essen Motor Show
Foto: SB-Medien

Ach, ist das schön hier oben. Erwärmt vom Licht der nahen Deckenscheinwerfer aus dem Schiebedach gucken und dem Treiben der Messebesucher zusehen, die wie Ameisen um den Stand wuseln. Es fehlt noch ein Liegestuhl und ein Drink, irgendwas mit Schirmchen. Gibt es eigentlich gegen Aufpreis auch Zinnen? Na schön, das ist jetzt alles ein bisschen übertrieben, aber nicht viel. Wer im Brabus 700 aus der Dachluke schaut, sollte keine Höhenangst haben. 2,35 Meter hoch ragt das schwarze Monstrum aus dem Boden.
 
Ohne Klettern käme keiner rein in das wildeste aller G-Modelle. Für Menschen, denen kein kaukasisches Rapunzel das Haar herunterlässt, ist das Trittbrett eines der wichtigsten Accessoires. Auch zu klein gewachsen sollte der Erstürmer der Burg nicht sein, es gilt, das Lenkrad zu erreichen, und sich an diesem Haltegriff hochzuziehen. Das ist jetzt keineswegs übertrieben, denn der Brabus 700 ist satte 40 Zentimeter höher als das gewöhnliche Modell.

Unsere Highlights

Brabus 700 ist "king on and off the road"

Was ihn vor allem ungewöhnlich macht, ist die Anzahl der Achsen. Das australische Militär wollte unbedingt einen sechsrädrigen Allrader, in Bottrop erkannte man gleich die strategische Bedeutung und begann einen Eroberungsfeldzug gen Osten. Scheichs und Oligarchen sind nach wie vor weit davon entfernt, mit ihrem Wohlstand hinterm Berg zu halten, und wie ließe sich ein automobiles Spielzeug hinter eben diesem Berg schneller ausmachen als mit diesem Riesengefährt, das auf 37-Zoll-Rädern daherkommt und das ganz unbescheiden mit 700 PS.
 
Die Höchstgeschwindigkeit ist dennoch wie beim Serienbruder auf 160 km/h limitiert, mehr erlauben die Reifen nicht. Ansonsten sollten 240 Sachen kein Thema sein. Aber beim Brabus 700 geht es ja in erster Linie darum, durch Dünen zu fahren, in denen sich selbst der beste Vierradler schon eingebuddelt hat, oder um im Stadtverkehr eine gute Figur zu machen.
 
Wer hinterm Lenkrad mit den vergrößerten Alu-Schaltwippen Platz nimmt, fühlt sich wie in einer Symbiose aus Truck und Supersportwagen. Die echte-Karbon-Verkleidung auf dem Kardantunnel verströmt Rennflair, beim Blick durch die Windschutzscheibe ertönt im Kopf automatisch der Song "King of the Road". Das Cockpit blieb bis auf die schwarz gesteppten Ledersessel mit den roten Nähten nahezu unverändert, allerdings prangt am Dachhimmel eine wuchtige Leiste mit hinter roten Sicherungsdeckeln verborgenen Kippschaltern und dazugehörigen Kontrollinstrumente.

Brabus 700 mit eigenem Balkon

Der Clou an diesem konsequentesten aller Geländewagen ist nämlich das bordeigene Reifenluftdrucksystem. Im weichen Sand kann der Luftdruck für bessere Haftung abgelassen werden, bei der Rückkehr auf die Straße füllen ihn unter den riesigen hinteren Radhäusern verborgene Pressluftflaschen wieder auf. Ein bordeigener Kompressor füllt anschließend wieder die Flaschen für die nächste Sandkasten-Durchquerung.
 
Ein schönes Feature am Brabus 700 ist der hintere Balkon. Aber auch hier sind Kletterfähigkeiten gefragt. Die Einstiegsroute führt über Hinterrad und Überrollbügel über die Seitenwand, denn die Klappe verträgt maximal 70 Kilo. An die Ladefläche sollte der Reisende keine allzu hohen Erwartungen ketten, denn das Ersatzrad nimmt mehr als die Hälfte des Platzes ein. Aber reiche Leute haben damit kein Problem. Das kennt man ja aus dem Fernsehen. Die ziehen doch sowieso immer in voll möblierte Villen.
 
Wo wir gerade von Reichtum sprechen. Ist schon die normale Variante dieses unnormalen Geländewagens mit 460.000 Euro so teuer wie ein schwäbisches Einfamilienhaus, sind für den Innenausbau bei Brabus noch mal knapp 85.000 Euro mehr zu berappen. Vier Autos sind in Bottrop schon vom Stapel gelaufen, weitere drei auf Kiel gelegt. Auch das schwarze Gerät auf dem Messestand ist schon verkauft. Irgendwie schon ein erhabenes Gefühl, der letzte Nicht-Millionär gewesen zu sein, der diesen Ausblick genießen durfte.

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