Uns ist nicht bekannt, wie gut sich die Ringbrothers, ihres Zeichens Superstars der US-Tuning- und Restomod-Szene, mit Allerweltsautos aus europäischer Produktion auskennen. Und ob ihnen der Skoda Octavia ein Begriff ist, immerhin ein Bestseller in unseren Breiten und aktuell in vierter Generation am Start (wobei die Tschechen zwischen 1959 und 1971 bereits ein gleichnamiges Modell produzierten). Mit ihrer Namenswahl dürften die Brüder aus dem Bundesstaat Wisconsin bei ihrem jüngsten, im Rahmen der Monterey Car Week vorgestellten Werk eher auf die lateinische Bedeutung abgezielt haben: Octavia bedeutet "die Achte" und begegnet uns in der Geschichte mehrmals als Vorname weiblicher Mitglieder der römischen Herrschaftsfamilie.
Vom Aston Martin bleibt kaum etwas übrig
Mit einem schnöden Skoda hat der Ringbrothers Octavia auch überhaupt nichts zu tun. Nein, hier handelt es sich um ein extrem aufwendiges Restomod-Projekt auf Basis eines 1971 gebauten Aston Martin DBS . Wobei von diesem Original im Zuge des Umbaus, der den Ringbrothers zufolge mehr als 12.000 Arbeitsstunden verschlungen hat, kaum etwas übrig geblieben ist. Bis hin zum Antrieb büßte der noble Brite fast alle ursprünglichen Komponenten ein. Doch der Reihe nach...
Das ursprünglich blaue Spenderauto verfügt über eine vollkommen neue Karosserie, die vollständig aus Kohlefaser besteht und eine silberne Lackierung aus der BASF-Glasurit-Farbpalette sowie Akzente im Farbton "Nuclear Olive Green" trägt. Nachdem der Designer Gary Ragle die Spur extrem geweitet hat (vorn um 20, hinten um gut 25 Zentimeter), zeichnet den Octavia eine Coke-Bottle-Form aus. Gleichzeitig verfügt der Sportwagen über einen längeren Radstand, nachdem die Vorderachse um 7,6 Zentimeter nach vorn gerückt ist. Alle Zierteile wurden neu gefertigt; sie bestehen entweder aus Billet-Aluminium oder Edelstahl.
Neue Karosserie auf neuem Chassis
Die Karosserie schmiegt sich nahtlos an ein neues Fast-Track-Chassis des Spezialisten Roadster Shop, das sich durch zahlreiche strukturelle Verstärkungen auszeichnet. Die sind auch nötig, denn motorseitig erreicht der Ringbrothers Octavia ganz andere Sphären als der etwas bedächtige Aston Martin DBS. Der tief in das Fahrgestell integrierte V8-Motor ist der bestens bekannte Fünfliter-Coyote aus dem Ford-Performance-Regal, dem ein 2,65 Liter großer Kompressor von Harrop Performance Beine macht.
Der Treibsatz liefert 816 PS und überträgt seine Kraft über ein manuelles Sechsgang-Getriebe auf die Hinterräder. Das Aston-Martin-Logo trägt er freilich nicht. Dafür prangt der Schriftzug "Aston Martini" auf den Ventildeckeln. Eine augenzwinkernde James-Bond-Hommage, genau wie der Griff des Ölmessstabs in Form eines Martini-Glases. Aber das passt ja bei einem ehemaligen Aston Martin, und Jim Ring, Mitgründer und Co-Chef der Ringbrothers, ergänzt: "Wir haben uns gefragt: ‚Was würde ein MI6-Agent im Urlaub fahren?‘ Das war das Ergebnis."
Carbon und Edelstahl innen wie außen
Beim Fahrwerk des Octavia kombinieren die Ringbrothers selbst entworfene und gefertigte Achsschenkel mit einem Gewindefahrwerk des Typs Fox RS SV. Daran schließen sich dreiteilige Leichtmetallfelgen mit Zentralverschluss an, deren in Zusammenarbeit mit Ragle und HRE Wheels entstandenes Design die Tuner als Hommage an die Originalräder verstanden wissen wollen. In puncto Bremsen bedienen sich die Ringbrothers bei den Experten von Brembo und spendieren 355 Millimeter große Scheiben, die sie mit Sechs- (Vorderachse) und Vierkolben-Sätteln (hinten) kombinieren.
Innen greifen die Ringbrothers die Machart des Exterieurs auf und kombinieren ein Armaturenbrett aus Carbon mit 3D-gedruckten Edelstahlakzenten. Als Akzent bestehen die Türöffner aus Messing und tragen weite Bereiche des Cockpits braunes Leder. Die automatisch gesteuerten Sonnenblenden und zahlreiche Kameras bringen zusätzlichen James-Bond-Flair in den Octavia.
Einzelstück in konkretem Kundenauftrag
"Der Octavia übertrifft alles, was wir bisher gebaut haben", sagt Mike Ring, die andere Hälfte der Ringbrothers. "Wir haben die Wildheit amerikanischer Muscle-Cars mit der Zurückhaltung englischer Raffinesse und Automobilkultur kombiniert." Der Restomod-Umbau, ihr erster auf Aston-Martin-Basis, sei ihr bisher fortschrittlichstes sowie auffälligstes Modell. Es entstand im konkreten Kundenauftrag, weshalb die Amerikaner auch keinen Preis nennen und eine Wiederholung mehr oder weniger ausgeschlossen ist.