Die Turboaufladung hat fast die gesamte Sportwagen-Welt erobert - egal ob BMW, Porsche oder Pagani: Fast alle Hersteller nutzen mittlerweile die Energie aus dem Abgasstrom, um ihren Autos mehr Leistung zu verabreichen. Fortschritt nennen es manche, Einheitsbrei die anderen. Umso schöner, dass es noch Ausnahmen gibt. Zum Beispiel die Bayern bei G-Power.
Dort entstand mit dem M3 RS E9X ein Auto, das mit seiner Basis motorentechnisch nur noch wenig gemein hat. Das Grundgerüst des alten M3 der Generation E90 ist bekannt: Vierliter-V8, 420 PS und ein Klang zum Niederknien.
G-Power-BMW M3 RS E9X mit Hubraum-Erweiterung auf 4,6 Liter
Also, was hat G-Power geändert? Zunächst bohrten die Mannen aus Aresing den S65B40 genannten Achtzylinder auf 4,6 Liter auf. Anschließend wurde das Triebwerk um einen ASA T1-724-Kompressor ergänzt. Der 7,5 Kilo schwere Verdichter, bzw. der Verdichterläufer rotiert mit 100.000 Umdrehungen in der Minute und schaufelt immense 2.250 Kilogramm Luft pro Stunde in den Brennraum.
Insgesamt 320 PS quetscht G-Power so zusätzlich aus dem V8. Macht nach Adam Riese 740 PS. Damit übertrifft dieser BMW M3 zwar den Ferrari F12 nicht an reiner Leistung, wohl aber beim Drehmoment, wenn auch mit 10 Nm nur marginal. Nach der Behandlung bei G-Power presst der S65-Kompressor 700 Nm an die Hinterachse - ein Plus von 300 Nm im Vergleich mit dem (nach heutigen Standards) relativ drehmomentschwachen Basismotor.
Die Fahrleistungen lesen sich durchaus vielversprechend: Von 0 auf 100 km/h geht es nach Angaben von G-Power in 3,7 Sekunden, 200 km/h werden nach 9,5 Sekunden erreicht. Erst bei mehr als 340 km/h ist Schluss.
740 PS, 340 km/h und jede Menge Carbon
G-Power passte auch die Bauteile innerhalb des Motors an die gestiegene Leisutng an. Der 4,6-Liter-V8 bekommt geschmiedete Kolben vom Hersteller Mahle. Die Öl- und Wasserkühlkreisläufe wurden vergrößert, ein Ladeluftkühler installiert. Für ein freies Ausatmen der Abgase sorgen einerseits zwei 100-Zellen-Metallkatalysatoren, andererseits eine Abgasanlage aus Titan. G-Power beziffert die Gewichtsersparnis dabei auf 26 Kilo.
Nicht nur der Auspuff ist leichter, auch die Motorhaube besteht aus Carbon. Die angebrachten Luftauslässe haben natürlich auch einen Zweck: die angestaute, heiße Luft so schnell wie möglich aus dem Motorraum zu entlassen. Optional ist die 8,4 Kilo leichte "G-Power-Venturi-Motorhaube" (Serie: 11,0 Kilo) auch in Wagenfarbe erhältlich - für etwas mehr Understatement.
Dem zurückhaltenden Auftreten sicher nicht förderlich sind sowohl der Kohlefaser-Frontspoiler als auch der Clubsport-Heckflügel aus gleichem Material. Dafür sollen die Aerodynamik-Teile den Über-M3 am Boden halten und messbaren Abtrieb generieren.
Für Grip sorgen Michelin-Reifen auf "Hurricane RR" getauften 20-Zoll-Schmiedefelgen. Die Dimensionen der Pneus: 245/30 auf der Vorderachse und 295/25 auf der angetriebenen Hinterachse.
Das kostet das G-Power-Tuning für den BMW M3
Die Leistungssteigerung allein kostet rund 50.000 Euro. Die 20-Zoll-Räder schlagen eine 8.000-Euro-Schneise ins Konto und die Carbon-Motorhaube mit Luftauslässen veranschlagt G-Power mit rund 4.800 Euro, den Carbon-Heckflügel mit knapp 3.000 Euro.
Kombiniert mit dem Durchschnittspreis (ca. 30.000 Euro) eines gebrauchten BMW E92 M3 kommt man dabei auf rund 100.000 Euro. Klingt doch fair, wenn man bedenkt, dass der Ferrari F12 168.000 Euro mehr kostet. Oder?