Sie sind gerade erst durch den Eingang Süd gekommen, und eigentlich sind sie wegen schneller Autos gekommen, aber die Design-Ausstellung in Halle drei, in der Besucher als erstes stolpert, bietet durchaus ein paar Hingucker, und so nehmen sich viele die Zeit und diskutieren Linienführung und Daten der Exponate.
Der Smart Fourspeed Roadster schafft zwar nur 125 km/h und das auch höchstens 100 Kilometer weit, aber schick aussehen tut er schon. Rinspeed hat einen Strand-Buggy namens Bamboo gebaut, der tatsächlich teilweise aus Kokos-Fasern gefertigt wurde. Mit 73 PS und 105 Kilometer Reichweite ist aber wenig Staat zu machen.
Chiptuning zur Verbrauchssenkung
Mehr Eindruck schindet da schon der Peugeot EX1 mit seinen fetten Gummiwalzen, der mit seinen zwei 170 PS starken Elektromotoren die Nürburgring-Nordschleife in siebeneinhalb Minuten schafft. Was kratzt es da, wie lange er danach an die Steckdose muss. Immerhin, auf den Schautafeln sind auch die CO2-Emmissionen aufgeführt. Der Mila von Magna Steyr begnügt sich mit 55 Gramm. Plötzlich darf es auch mal weniger sein.
Zum Stichwort Downsizing fielen der Hardcore-Fraktion in Essen bisher vor allem verkürzte Federn und Niederquerschnittsreifen ein, doch der Trend zur Bescheidenheit hat auch einen Teil der Tuner erfasst. Dass die Hersteller zunehmend auf kleinere Motoren mit Aufladung setzen, ist den Leistungssuchenden sogar höchst willkommen. Musste man bei Saugmotoren mühsam Ansaugkanäle polieren und Nockenwellen schärfen, sitzt heute schon ein Turbolader oder Kompressor im Motorraum.
Auch wenn die Zweiliter-Motoren aus dem Volkswagen-Konzern das dickste Rudel bilden, so finden auch immer mehr 1,6- oder 1,4-Liter-Aggregate ihren Weg nach Essen. Mit Chiptuning lassen sich relativ leicht und kostengünstig zusätzliche PS gewinnen, wenn es der ganz große Aufschlag sein soll, kommt ein größerer Lader an den Krümmer.
Aber die neue Motorentechnik wird nicht ausnahmslos zur Leistungsgewinnung eingesetzt, sondern von manchen auch zum Spritsparen. Zwischen zehn und 17 Prozent Verbrauchsvorteil verspricht Tuner SKN aus Benstorf. "Wir haben das Eco-Tuning quasi erfunden", sagt Vertriebs-Chef Michael Schiffer stolz. Schon 2003 habe man ein Patent angemeldet, damals, um die horrenden Verbräuche der Brummis zu reduzieren. Nach der Lkw-Kundschaft lacht man sich gerade die Pkw der deutschen Post an. "Wir werden nicht mehr nur als Tuner wahrgenommen, sondern als eine Art Problemlöser", sagt Schiffer.
SKN nimmt sich die Steuergeräte vor und macht sich auf die Suche nach Reserven, die die Auto-Industrie für extreme Klimabedingungen oder auch schon die Leistungserhöhung bei der nächsten Modellpflege eingebaut hat. Durch Optimierung der Elektronik steigt der Wirkungsgrad, und der Verbrauch sinkt. Das rein elektronische Tuning hat zudem den Vorteil, dass es kostengünstig ist. "In sechs bis neun Monaten wollen die Kunden ihr Investment wieder raushaben", sagt Schiffer.
Fahrspaß mit Elektroantrieb
100 Meter weiter hat Geld keine so große Rolle gespielt. Brabus, schon immer Platzhirsch in Halle elf, hat eine Mercedes-E-Klasse auf den Stand gebaut, die in mattem Weiß und dem Schriftzug "Full Electric 4WD" aus der Masse der Exponate heraussticht. Mit vier Radnabenmotoren des US-Anbieters Protean leistet die Limousine 408 PS. Unter dem Kofferraum, im Kardantunnel und im Motorraum sind drei insgesamt 800 Kilogramm schwere Batteriepacks mit 56 Kilowattstunden und einer Spannung bis 400 Volt verbaut. Die Reichweite liegt im EU-Zyklus bei 240 Kilometern und das brachiale Drehmoment bei 3.200 Newtonmetern. "Elektro und Spaß muss sich nicht ausschließen", sagt PR-Chef Sven Gramm. Für ernsthafte Interessenten bittet er durch die Hintertür, wo im Zelt behütet ein volleelektrischer Kombi für Probefahrten bereitsteht.
Gründer Bodo Buschmann hat sogar eine Planstelle für die Projektentwicklung von Elektrofahrzeugen eingerichtet. Stefan Lerch kann noch nicht sagen, was ein Elektro-Brabus kosten wird. Immerhin: Es gibt bereits Interessenten. Als gemäßigte Variante soll künftig auch ein Hybrid zur Verfügung stehen, dessen 220 CDI-Motor durch zwei weitere Radnabenmotoren mit je 160 PS und insgesamt 1.600 Newtonmeter unterstützt wird. Der Kunde kann selbst entscheiden, ob er mit Verbrennungsmotor oder rein elektrisch fährt. In dem Fall soll er im Stadtverkehr bis zu 120 Kilometer weit kommen.
Für den etwas kleineren Geldbeutel will man sich in Kürze natürlich auch dem Elektro-Smart widmen. "Wir wollen ja auch zeigen, was wir können", sagt Sven Gramm. Ob daraus ein ernsthaftes Geschäftsfeld wird, kann zur Zeit noch niemand sagen. Aber Gramm erinnert: "Früher haben die Leute auch gesagt: Wer braucht schon Fernsehmonitore in den Kopfstützen. Heute ist das gang und gäbe."