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Baja-Porsche von Russell Built Fabrications
Sandgruben-911er mutiert zum Ladenhüter

Der Porsche 911 Baja von Russell Built Fabrications ist ein Sportwagen für Alltag, Rennstrecke UND Gelände. Eine Online-Auktion verlief nun jedoch erfolglos.

Russell Built Fabrications Porsche 911 Baja
Foto: Russell Built Fabrications

Die Firma Russell Built Fabrication ist Ihnen unbekannt? Das ist nicht erstaunlich – es gibt sie noch nicht lange. Trotzdem würde es uns nicht wundern, wenn hier ein neuer Star unter den Porsche-Restomod-Erbauern heranwächst. Schließlich ist der Firmengründer kein Unbekannter in dieser Szene. TJ Russell war vor seiner Selbständigkeit für die Produktion bei Singer Vehicle Design zuständig, wollte aber einen anderen Weg gehen: Nämlich das geschätzte Singer-Design mit Offroad-Elementen zu verknüpfen und den 911 damit zum echten Geländegänger zu machen.

Unsere Highlights

Ursprünglich ein 964 Carrera 4 Cabrio

Sein Erstlingswerk ist ein 1991er Porsche 964 Carrera 4 Cabrio, der im Herbst 2019 als Baja 911 auf der SEMA in Las Vegas debütierte und dort direkt Lorbeer einheimste. Die Karosserie haben die Kalifornier aus Verbundwerkstoffen neu aufgebaut und um ein Hardtop ergänzt, wodurch die Pfunde spürbar purzelten: Von etwa 1.450 auf 1.270 Kilogramm will Russell Built Fabrications das ehemalige Cabrio abgespeckt haben.

01/2022, Russell Built Fabrications Porsche 911 Baja Auktion Collecting Cars
Russell Built Fabrications / Collecting Cars
Ein Elfer für die Sandgrube: TJ Russell trimmt den Porsche 964 auf Geländegängigkeit.

Um den Baja 911 auf die Strapazen im Gelände vorzubereiten, haben TJ Russell und seine Mitarbeiter Chassis und Fahrwerk umfassend verstärkt. Obwohl die Spur um gut 35 und der Radstand um knapp acht Zentimeter verbreitert beziehungsweise verlängert wurden, sind alle Radaufhängungs-Komponenten am Original-Chassis angebracht. Dazu mussten aber teilweise spezielle Aufnahmen gefertigt werden, die je nach Position aus Chrom-Molybdän und speziellem, sonst im Flugzeugbau verwendeten Aluminium bestehen. Weiterer Vorteil: Durch diese Konstruktion können beschädigte Teile recht einfach ausgetauscht werden – wichtig für jene, die das Auto tatsächlich hart im Gelände rannehmen wollen.

Sowohl Buggy- als auch Nascar-Technik

Unter der Fronthaube sitzt der nach FIA-Spezifikation sowie auf Maß gefertigte Tank, neben dem zudem ein Ersatzrad mit 30-Zoll-Offroad-Bereifung Platz findet. Dem Heck verpasst Russell Built Fabrications mit Chrom-Molybdän-Platten, als Rohre ausgeführten Längslenkern und einstellbaren Stabilisatoren sowohl Buggy- als auch Nascar-Technik.

01/2022, Russell Built Fabrications Porsche 911 Baja Auktion Collecting Cars
Russell Built Fabrications / Collecting Cars
Der Federweg beträgt an beiden Achsen mehr als 30 Zentimeter.

Der 964 Carrera 4 verfügt praktischerweise bereits über Allradantrieb, weshalb sich Russell Offroad-seitig auf das Fahrwerk konzentrieren konnte. Das dreifach verstellbare Gewindefahrwerk hebt die Karosserie um über sechs Zentimeter an und ermöglicht einen enormen Federweg – zumindest für einen ehemaligen Sportwagen: Die mehr als 30 (vorne) respektive 34 Zentimeter (hinten) würden den meisten echten Geländewagen gut zu Gesicht stehen. Die 7x15 Zoll großen Fifteen52 Integrale Gravel-Räder ummantelt Russell mit Toyo Open Country A/T (All Terrain) II-Reifen.

Motor-Tuning von Rothsport Racing

Beim Motor-Tuning greift Russell Built Fabrications auf die lange Expertise von Rothsport Racing zurück. Schon seit 1998 optimiert die Firma aus Sherwood, Oregon, Porsche-911-Motoren. Den Hubraum des ursprünglich 3,6 Liter großen Sechszylinders vergrößert Rothsport auf 3,8 Liter. Das Innenleben des luftgekühlten Boxers zeigt sich ebenso verbessert wie das Drossenklappen-Gehäuse, der Ansaugkrümmer und vieles mehr. Eine Karbon-Hutze, die über das Dach verläuft, führt dem Motor zusätzliche Frischluft zu.

Russell Built Fabrications Porsche 911 Baja
Russell Built Fabrications
Das Motor-Tuning stammt vom 911-Spezialisten Rothsport Racing.

Ein Motec-Steuergerät stimmt alle Komponenten derart aufeinander ab, dass der Motor nun 370 PS und maximal 420 Newtonmeter liefert. Zum Vergleich: Das Original-Triebwerk schaffte 250 PS und höchstens 310 Newtonmeter. Der Antriebsstrang bietet nun übrigens die Möglichkeit, zwischen Hinter- und Allradantrieb umzuschalten, und beinhaltet ein manuelles Fünfgang-Getriebe.

Entweder nacktes oder luxuriöses Interieur

Äußerlich kommt der Baja 911 zwar kernig daher, aber innen bietet er doch einige Annehmlichkeiten. Auf Wunsch verfügt er über eine Klimaanlage ebenso wie über ein Navigationssystem. Wer möchte, kann den Offroad-Porsche innen aber auch einer Rennwagen-Konfiguration belassen, die das vorgestellte Modell präsentiert und auf diese beiden Annehmlichkeiten verzichtet. Alle Autos sind mit einem Chrom-Molybdän-Überrollkäfig sowie nach vorne und hinten mit Blechen ausgestattet, die das Interieur Richtung Tank sowie Motor abdichten und dank Keramik-Beschichtung Schall und Hitze dämpfen.

Russell Built Fabrications Porsche 911 Baja
Russell Built Fabrications
Innen stattet Russell Built Fabrications den Baja 911 mit Karbon-Schalensitzen von Sparco aus.

Über die Motec-Digitalanzeige lassen sich alle Komponenten überwachen und feinabstimmen. Die Insassen nehmen auf Karbon-Schalensitzen des Typs Sparco SPX Platz und schnallen sich mit Renngurten fest. Dahinter befindet sich eine verschließbare Box, in der Ersatzteile, Werkzeug und Ähnliches aufbewahrt werden kann. Die Farbe und das Material der Teppiche und Lederoberflächen können von den Kundinnen und Kunden gewählt werden. Beim abgebildeten Exemplar tragen die Sitze Überzüge aus grünem Leder und schwarzem Alcantara; Armaturenträger, Türtafeln, Getriebetunnel und Dachhimmel sind mit schwarzem Leder bezogen. Das Dreispeichen-Lenkrad stammt ebenfalls von Sparco, während die Padalerie von Tilton Racing geliefert wird.

Erster Prototyp steht zum Verkauf

Beim hier vorgestellten Baja 911 handelt es sich um einen Prototypen. Genau dieser war kürzlich zu haben und wurde beim Online-Auktionshaus "Collecting Cars" angeboten. Seit seinem Debüt 2019 hatte es seine Embleme und Schriftzüge eingebüßt; heute erstrahlt es im unschuldigen Weiß. Von Test- und Pressefahrten gibt es der Anzeige zufolge einige kleinere Kratzer, Steinschläge und Dellen. Der Tacho des bislang in Kalifornien zugelassenen Offroad-Porsches zeigt 5.200 Meilen (knapp 8.400 Kilometer). Vier Tage vor Auktionsende standen die Gebote bei 226.559 Dollar, was aktuell etwas mehr als 203.000 Euro entspricht. Offensichtlich ist die Summe seitdem nicht in einem Umfang gestiegen, die TJ Russell dazu bewogen hätte, das Auto abzugeben: Die Auktion ist inzwischen beendet, doch trotz 52 Geboten bleibt der Baja-Porsche unverkauft.

Ob der für den Jahresbeginn 2020 geplante Start der Kleinserien-Fertigung tatsächlich stattgefunden hat, ist übrigens nicht bekannt. Preisinformationen bleiben die Kalifornier bislang ebenfalls schuldig. Das dürfte bei einem so individuell gestalteten Restomod-911 aber auch schwierig zu beziffern sein. Unsere Prognose: Preislich dürfte sich der Baja 911 trotz anderen Konzepts an den sündteuren Exemplaren der Konkurrenz à la Singer und Co. orientieren.

Umfrage
Den Baja 911 von auf Porsche 964-Basis finde ich ...
3629 Mal abgestimmt
... sensationell. Glückwunsch an TJ Russell zu dieser glorreichen Idee!... furchtbar. Wie kann man einen klassischen Elfer so verunstalten?!

Fazit

Ob Singer, Kaege, Eleven Classics oder der Heartbeat-Porsche von Mletzko: Die bisherigen Restomod-911er wurden als astreine Sportwagen für Boulevard, Landstraße und vielleicht auch die Rennstrecke konzipiert. Insofern ist der Baja 911 von Russell Built Fabrications ein herrlicher Kontrast zu diesen Edel-Coupés. Ob ihre neuen Besitzerinnen und Besitzer den Offroad-Porsche tatsächlich ins Unterholz entführen, steht freilich auf einem ganz anderen Blatt.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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