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VW T-Roc Cabrio 1.5 TSI Style im Test
Trendsurfer oder Fashion-Victim?

Volkswagen klaut dem T-Roc zwei Türen und zieht ihm das Golf-Cabrioverdeck über die Ohren. SUV-Cabrio: Trendsurfer oder Fashion-Victim? Wir klären das.

VW T-Roc Cabriolet, Exterieur
Foto: Hans-Dieter Seufert

Neulich so gegen fünf Uhr nachmittags traf ich auf einen Ford Transit mit gelbem Blinklicht. Straßenunterhaltung stand drauf. Cool, dachte ich und fragte die vier stämmigen Jungs, die gerade mit rot-weißen Absperrbaken hantierten, ob sie noch Entertainer für ihr Ensemble suchten. Wie es mit Groupies wäre und wann denn der nächste Auftritt anstünde. Ich wäre zwar keine Rampensau, doch nicht völlig ohne Bühnenerfahrung. Ui, ich sage Ihnen, es gibt Momente, da helfen solide Lauferfahrung und schnelle Schuhe … Irgendwann wurden die brüllenden Drohungen leiser als mein Atem.

Unsere Highlights

Okay, das war wohl nix mit einem Neustart bei der Straßenunterhaltung. Und damit direkt zum T-Roc Cabrio. Denn das unterhält die Straße und sie es. Und sie es …? Klingt komisch, kann das sein? Ha! Genau das werden Sie sich bei Volkswagen auch gefragt haben. In Konferenzräumen, vielleicht beim Blick auf die Schornsteine des VW-Kraftwerks da am Sandkamp, in Kundenbefragungen, in Marketing-Clinics. Und dann haben sie es doch tatsächlich rausgehauen, das zweitürige SUV-Cabrio.

Schnell zu den Fakten für alle, denen das jetzt zu viel Einleitung war. Also: Das Cabrio basiert wie der T-Roc auf dem konzernüblichen MQB (Modularer Querbaukasten), der ja einen Großteil der Modelle auf die Räder stellt. In diesem Fall ausschließlich mit Vorderradantrieb, in unserem Fall mit dem 1,5-Liter-TSI. 150 PS stark. Kenner konstatieren: EA 211 evo. Mit Zylinderabschaltung und konventionellem Turbolader. Der Lader mit variabler Schaufelgeometrie (gibt es bei Benzinern sonst nur bei Porsche) bleibt derzeit noch besonders sparsamen, etwas schwächeren Versionen vorbehalten, das Abgas unseres 150-PS-Motors wäre zu heiß, der entsprechende Lader damit zu teuer.

1,5-Liter-Dezenz mit ACT

Wobei der Einsfünfer einem sonst gar nicht so heiß vorkommt. Eher konsequent dezent im Antritt (Euphemismus für Anfahrphlegma) und Auftritt, schiebt er insgesamt unauffällig und gleichmäßig, knipst bei wenig Last kaum merklich zwei Zylinder aus (ACT) und gehört zu der Sorte Motoren, an die man sich eigentlich nicht erinnern kann. Ideale Zutat für einen automobilen Katalysator. Genau so einer ist das T-Roc Cabriolet. Es lenkt nicht ab, strengt nicht an, raubt Fahrer und Insassen niemals unnötig Aufmerksamkeit. Diese können sich stattdessen auf alles andere konzentrieren: Landschaft, Menschen, Verkehr, Sonne, Sterne, Hügel, die Nachbarn, Musik, Frühlingsaromen.

Schade also, dass der Zeitgeist die einst von ihm gerufenen bezahlbaren Cabrios dahinraffte. Vorbei die Zeit, in der ein kompakter Stoffmützenviersitzer unter jedes gut sortierte Mittelschicht-Carport gehörte, Mutti mit offenem Verdeck vom Einkaufen zurückkam, um die Frage der Kinder "Hast du uns was mitgebracht?" lachend mit "Klar!" zu beantworten.

VW T-Roc Cabriolet, Interieur
Hans-Dieter Seufert
Solide verarbeitetes Hartplastik-Cockpit mit Resten von Analogaroma.

Luftig, pragmatisch, solide

Der T-Roc serviert die ganze Welt, beflügelt die Fantasie, ohne selbst je störend aufzutragen. Große Türen, leichter Einstieg. Stop. Diese Stelle dürfte Sascha Hehn schmerzen, denn die höhere Gürtellinie (auch wegen der Bodenfreiheit von rund 160 Millimetern) ließe ihn beim lockeren Sprung ins Innere vermutlich hart abtropfen. Dort erwartete ihn ein abwaschbares Ambiente, dessen Oberflächen VW-Kenner ein wenig an den Golf II gemahnen.

Muss ja nichts Schlechtes sein, schließlich gelingt es diesem Volkswagen, Betrachter und Betaster an keiner Stelle mit hervorstechenden Eigenschaften abzulenken. Das Ambiente ist zweckmäßig, ähnlich wie bei Business-Hotelketten. Alles da, wo es hingehört – aber Honeymoon? Nein. Solide montiert ist es jedenfalls, das T-Roc Cabrio. Das minimale Karosserietremolo stört nicht, keine störenden Windgeräusche bei geschlossenem Dach. Das können sie halt in Wolfsburg/Niedersachsen.

Überhaupt der Niedersachse. Brachte sogar den Bayern um 1.600 das Bockbierbrauen bei. Einbeck aka Ainpöck. Überraschung, was? Weniger überraschend: die tolle Übersicht im T-Roc mit seinem 60 Zentimeter hohen Hüftpunkt. Wer hat eigentlich behauptet, ein SUV-Cabrio sei Nonsens? Im Gegenteil: Es ist die ideale Kombination aus beschütztem Sitzen und tollem Rausgucken. Jedenfalls besser als in irgendwelchen Flachbauten, in denen einem jeder Fiffi zunickt.

VW T-Roc Cabriolet, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
Kosten? Das VW T-Roc Cabrio in der 1.5 TSI Style Variante ist ab einen Grundpreis von 32.025 Euro zu haben.

Alles super also? Fast. Den Gurt vom B-Säulenstummel zu fischen gibt selbst Gesunden ein Gefühl für Bewegungseinschränkungen, die Fenster lassen sich vorschnell vom Einklemmschutz bremsen, das schließende Dach aber weniger, es stoppt erst bei handfesten Hindernissen, und manchmal hat das Infotainment keine Lust, sich reibungslos mit dem Handy zu koppeln. Nur damit Sie nicht denken, wir ließen uns von so einem Stoffdachsonnenscheinchen blenden. Apropos: In neun Sekunden ist die samt Antrieb nur 53 Kilo schwere Mütze, die sich schon im Golf und A3 bewährte, verklappt, Schließen dauert zwei Sekunden länger. Beides läuft auch per Schlüssel sowie bis zu 30 km/h, danach steht einem der Himmel offen, abgesehen vom Frontscheibenrahmen.Frischluftgefühl? Super. Fröhlich-strubbelig bei heruntergefahrenen Seitenscheiben, gediegen und dennoch luftig bei raufgefahrenen. Weder anstrengend zugig noch bedrückend windstill. Wäre jedenfalls schade, das Cabrio nur als Stoffdachzweitürer zu behandeln, weil es draußen entweder zu heiß oder zu kalt ist. Der T-Roc funktioniert prima als Cabrio, sollte daher auch so gefahren werden.

Das steckt an, animiert zum Ausprobieren. Etwa ein Wochenende mit Jazz. Selbst wenn die Beats-Anlage mit Pop und Co. besser und basstransparenter klarkommt, harmonieren Oscar Peterson, Billie Holiday und Miles Davis hervorragend mit dem T-Roc. Stress? Fällt nach ein, zwei Songs ab. Cruise einfach durch dein Barrio, entdecke Neues. Es muss nicht in die Ferne gehen, zwei Blocks weiter genügt. Lächle den Leuten auf der Straße und in den Gärten zu, grüß mal einen Radfahrer, pfeif ein Lied.

VW T-Roc Cabriolet, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
Kraftstoffverbrauch? Im Test benötigt der T-Roc 7,8 l/100 km.

Sonne, Mond und – gerne!

Ums Schalten kümmert sich das Siebengang-DSG, sanftes Anfahren und Verschleifen der einzelnen Gänge klappt, die 250 Newtonmeter dünen sanft an die Vorderachse. So geht Sonnenstudio auf Stoffbezügen mit Hintergrundmusik. Die Heizung ergänzt bei Bedarf, wenn der laue Abend in die Nachtfrische übergeht. Natürlich kann der T-Roc dynamisch sein, beschleunigt in 9,7 Sekunden, schafft 205 km/h, am liebsten gleitet er aber mit 80, 100 dahin. Leichtgängige Lenkung, eine sanfte Federung, die auch in Dynamik noch adaptiv dämpft und höchstens auf kurzen Absätzen mal wegen der großen Räder (225/40-19) stolpert.

Nichts animiert, nichts drängt, nichts kitzelt Dynamiker. Lieber mal anhalten, dort, wo es richtig dunkel ist, und nach oben kucken. Da sind nämlich welche mit 180.000 km/h unterwegs. Die Lyriden. Verglühende Sternschnuppen, die die Luft so stark komprimieren, dass sie glüht, deshalb der Schweif. Oder wie wäre es mit Pink Moon? Soundtrack: Nick Drake. Okay, der Tipp ist geklaut aus einem Werbespot für das Golf III Cabrio. Sehenswert!

Überhaupt, der T-Roc ist ja nicht der einzige kultige offene VW neben dem Golf. Erinnert sei an den 181 "the Thing", der eigentlich nichts kann und deshalb eine richtige Type ist. Und das Gegenteil des T-Roc, der alles kann und deshalb eine Type ist. Konsequent unanstrengend und deshalb so begeisternd.

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Geht gut und wäre etwas für mich.Geht gar nicht und hätte mit dem Evoque Cabrio verschwinden sollen.

Fazit

Knausriges Interieur und etwas schlurfiges Losfahren kosten den halben Stern. Ansonsten garantiert der solide, allürenfreie T-Roc große Freude. Jeden Tag. Immer. Toll!

Technische Daten
VW T-Roc Cabriolet 1.5 TSI Style
Grundpreis41.025 €
Außenmaße4271 x 1811 x 1527 mm
Kofferraumvolumen284 l
Hubraum / Motor1498 cm³ / 4-Zylinder
Leistung110 kW / 150 PS bei 5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit203 km/h
0-100 km/h9,7 s
Testverbrauch7,8 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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