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Toyota Land Cruiser 3.0 D-4D im Test
60 Jahre und kein bisschen greise

Mit einem Sondermodell feiert Toyota den 60. Geburtstag des Land Cruiser. Was kann die aktualisierte Offroad-Ikone im Test?

60 Jahre und kein bisschen greise
Foto: T. Seibt

An keinem anderen Geländewagen lässt sich der „Lauf der Zeit“ so deutlich ablesen wie am Toyota Land Cruiser. Was 1951 mit dem archaichen BJ begann, entwickelte sich über die Jahrzehnte immer stärker hin zu einem luxuriösen Alleskönner. Die beiden heftigsten Zäsuren für die mittlere Baureihe waren wohl die Schraubenfedern im J7 und das optisch völlig umgekrempelte Erscheinungsbild des J9 mit vorderer Einzelradaufhängung. Mit dem 2009 eingeführten J15 ist die mittlere Land Cruiser-Baureihe auf ihrem derzeitigen Zenit angelangt.

Unsere Highlights

Toyota Land Cruiser 3.0 D-4D als Jubiläumsmodell

Vor allem, wenn man den J15 in gehobener Ausstattung ordert, was aus geländetechnischer Sicht keine schlechte Idee ist. Denn nur die Top-Versionen lassen sich mit dem Offroad-Paket ordern, das neben der „Crawl Control“ auch die mechanische Hinterachssperre umfasst (Serie bei TEC, Aufpreis beim Executive und dem 60-Jahre-Sondermodell). Mit der Umrüstung des bewährten Dreiliter-Dieselmotors auf die Euro-5-Norm bekam der Land Cruiser eine überarbeitete Commonrail-Anlage mit 2.000 bar Einspritzdruck, neue Brennraumgestaltung für den mit 15:1 niedrig verdichteten Vierzylinder und eine bessere Geräuschdämmung.

Leistung rauf, Verbrauch runter? Letzteres leider nur auf dem Papier. Während sich der 150er mit der 173-PS-Vorgängermaschine mit etwas Beherrschung noch im Neunliter-Bereich bewegen ließ, will die neue 190-PS-Version einen kräftigen Schluck mehr haben. Leiser ist der Vierzylinder allerdings tatsächlich geworden, was zu den famosen Reisequalitäten des Großkreuzers passt. Dessen Fahrwerk versperrt sich nämlich der heute üblichen Härte von SUV, die gerne Sportwagen hinterherhetzen möchten und wiegt die Passagiere stattdessen mit sanftem Gleichmut dem Horizont entgegen. Wer ständig auf der Suche nach neuen Bestzeiten auf der Hausstrecke ist, sollte deshalb um den Land Cruiser 150 einen ganz großen Bogen machen.

Stattdessen beherrscht der Land Cruiser 150, erst recht in der fein möblierten „60th. Anniversary“-Sonderedition, den geschmeidigen Flow mit jeder Menge Schmeichel-Ausstattung. Manches davon war allerdings im Test nicht rundum überzeugend – die Trittbretter zum Beispiel. So hoch ist der Land Cruiser nun auch wieder nicht, dafür versaut man sich mit schöner Regelmäßigkeit nach Geländefahrten die Hose. Vom Einfluss auf den Rampenwinkel ganz zu schweigen. Die Trittbretter kann man wenigstens abschrauben und einlagern, mit den serienmäßigen Parksensoren geht das leider nicht so einfach. Und die können speziell beim Schmuddel-Betrieb extrem nerven, wenn Dreck oder auch Schnee auf einem der Sensoren landet und (auch während der Fahrt) für penetrantes Dauerpiepsen sowie eine entsprechende Warnmeldung auf dem Bordmonitor sorgt.

Toyota Land Cruiser 3.0 D-4D – ein echter Cruiser

Auf der Straße ist der Land Cruiser sowohl vom Fahrwerk als auch von der Leistungsentfaltung im positiven Sinne unsportlich, ein Cruiser eben. Im Gelände erwartet man von einem in 60 Jahren gefestigten Charakter allerdings etwas mehr. Toyota begegnet den Offroad-Ansprüchen der Kundschaft inzwischen wie die meisten anderen Hersteller auch mit einer geballten Ladung Elektronik, allen voran die Crawl Control. Per Auswahltaste kann ein Geländeprogramm aus dem „Multi-Terrain-Select“ angewählt werden, die „Kriech-Kontrolle“ wiederum übernimmt dann den Rest (Gas geben und bremsen). Lenken darf der Benutzer noch selbst, den Rest erledigt der Land Cruiser. Zumindest noch in dieser Version, der jüngst vorgestellte Land Cruiser V8 unterstützt auch die Lenkarbeit vollautomatisch, per Einzelradbremse.

Das volle Elektronik-Paket funktioniert jedenfalls ziemlich perfekt und ist aus diesem Grund auch ausgesprochen reizarm. Die Generation Playstation wird es lieben, ebenso wie das Surround-Kamera-System, bei dem vier Optiken auf dem zentralen Bildschirm zeigen, wie es rund um den Wagen herum aussieht. Immerhin hat Toyota ein Einsehen: wer lieber selbst Hand anlegen und durch’s Gelände cruisen möchte, kann Untersetzung und die beiden Sperren für Verteilergetriebe und Hinterachse nach alter Väter Sitte von Hand bedienen. Unter uns: damit kommt man genau so weit wie die schlaue Elektronik, zumal mit dem serienmäßigen Land Cruiser. Denn bei dem bestimmen Bodenfreiheit, die erwähnten Trittbretter und die Traktion der Serienreifen das Limit. Wer mehr möchte, kann sich am gewohnt reich bestückten Zubehörmarkt nach entsprechenden Fahrwerks- und Räder-Umbauten umsehen, da bleibt der Land Cruiser auch nach 60 Jahren seiner Tradition verpflichtet.

Fazit

Der Toyota Land Cruiser ist in 60 Jahren zu einem Alleskönner gereift, mit dem sowohl die Autobahn als auch schweres Gelände unter die Räder genommen werden kann. Bewusst verweigert er sich dem Sportwagen-Wahn moderner SUV und glänzt stattdessen mit sehr hohem Reise-Komfort. Er ist nichts für sportliche Fahrer, sondern ganz seinem Namen entsprechend ein echter Land-Kreuzer. Schade allerdings, dass nur Käufer der teuren Luxusversionen von Toyota eine Differentialsperre bekommen. Die wünscht man sich im (keineswegs spartanischen) Basismodell auch.

Technische Daten
Toyota Land Cruiser 3.0 D-4D Executive
Grundpreis60.850 €
Außenmaße4780 x 1885 x 1845 mm
Kofferraumvolumen621 bis 1934 l
Hubraum / Motor2982 cm³ / 4-Zylinder
Leistung140 kW / 190 PS bei 3400 U/min
Höchstgeschwindigkeit175 km/h
Verbrauch7,9 l/100 km
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