MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"1017132","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}

Toyota IQ 1.4 D-4D im Test
Test des drei Meter langen Diesel-Minis

Die Modellbezeichnung deutet es an: Das soll ein richtiges Auto für den intelligenten Menschen sein. Toyota hat den Smart-Gedanken weitergedacht und kam zu einem innovativen Kleinwagenkonzept.

Toyota iQ 1.4 D-4D
Foto: Hans-Dieter Seufert

In 50 Jahren sind wir kaum einen Zentimeter weitergekommen. Als Alec Issigonis das geniale Konzept des Mini ersann, stellten sich rund drei Meter Länge als das mögliche Minimum für ein viersitziges Automobil heraus. Toyotas neuer iQ zeigt in etwa das gleiche Maß. Ein echtes Minicar also, das allerdings nicht für sich in Anspruch nimmt, für vier Erwachsene zu taugen, was dem Urvater aller modernen Kleinwagen ja auch nur höchst eingeschränkt gelang. Obwohl er noch nicht auf Knautschzone und Crash-Sicherheit Rücksicht nehmen musste wie der Toyota iQ, der den Insassenschutz auch durch die Präsenz einer Vielzahl von Airbags sehr ernst nimmt.

Ellenbogenfreiheit im Minicar

Der putzige Toyota-Würfel stellt eine konsequente Weiterentwicklung des Smart-Gedankens dar. Speziell im Heckbereich ist die stilistische Verwandtschaft unverkennbar. Am anderen Ende lässt das knuffige Bulldoggen-Gesicht keinen Zweifel daran, dass der iQ deutlich breiter ist. Das schafft eine generöse Ellenbogenfreiheit - zwei Personen kommen sich nicht in die Quere, sondern sitzen ganz wie in einem erwachsenen Auto. Zu diesem erfreulichen Eindruck tragen nicht zuletzt die großzügig dimensionierten Sitze bei.

Drei Meter Länge genügen, um sich von der reinen Zweisitzigkeit des 2,70-Meter-Smart zu verabschieden. Hinten gibt es ein umklappbares Bänkchen, dessen rechte Hälfte auch einem Erwachsenen zumutbar ist. Denn das Armaturenbrett schwingt sich auf der Beifahrerseite weit nach vorn.

32 Liter Gepäckraum bei voller Besatzung

Der zweite Passagier kann so ohne Einbuße an Bequemlichkeit auch weit vorn sitzen und schafft somit einen ausreichenden Beinraum im Fond. Hinter dem Fahrer bleibt jedoch höchstens Platz für ein Kind auf einer Sitzerhöhung. Wird der iQ als Zweisitzer genutzt, gibt es sogar ausreichend Gepäckraum. Bei aufgestelltem Rücksitz bleiben davon allerdings kaum erwähnenswerte 32 Liter übrig. Weil gerade Kleinstwagen Lifestyle- Produkte sind, haben sich die Designer vor allem im Innenraum ausgetobt. In der Mitte des Cockpits hängt eine gewaltige Kunststoff-Zunge, deren Gestaltung, so die offizielle Lesart, vom Schwung des Manta-Rochens inspiriert wurde.

Schade, dass die eleganten Meeresbewohner dazu keine Stellungnahme abgeben können. Der monströse Aufsatz beherbergt neben der serienmäßigen und einwandfrei arbeitenden Klimaanlage auch das optionale Navigationssystem. Dessen Bedienung und Bildschirmdarstellung verdienen allerdings nur das Prädikat "durchschnittlich". Weil wir gerade beim Kritisieren sind: Eine grobrastige Lehnenverstellung per Hebel ist von gestern.

Das Erfreuliche überwiegt

Der Heckscheibenwischer säubert die falsche Hälfte der Scheibe. Autos auf der Überholspur verschwinden im Dreckschleier. Denn im Gegensatz zu Japan haben wir Rechtsverkehr. Doch genug der Kritik: Das Erfreuliche überwiegt. Vor allem der Eindruck, nicht nur einen für die Stadt tauglichen Notbehelf, sondern ein vollwertiges Auto zu fahren. Dazu trägt in erster Linie die Antriebseinheit bei - beim Testwagen ein 1,4 Liter großer Vierzylinder-Turbodiesel. Der liefert genug Dampf, um beim automobilen Establishment für Erstaunen zu sorgen. 90 PS genügen bei nur einer Tonne Auto für lebhaftes Temperament. Überholvorgänge gelingen mit Leichtigkeit, und auf der Autobahn gehört man mit maximal 170 km/h fast schon zum Kreis der Großen.

Durchschnittlicher Verbrauch

Trotz der guten Fahrleistungswerte fällt der Verbrauch mit rund 6,1 Liter Diesel pro 100 Kilometer nur durchschnittlich aus. Weil der sechste Gang des leicht zu schaltenden Sechsganggetriebes sehr lang übersetzt ist, dreht der Motor dabei nur knapp über 3.000/min und entwickelt wenig Geräusch. Umso störender ist deshalb, dass der Fahrtwind laut rauschend um den Aufbau streicht. Abgesehen davon beweist der Toyota iQ eine lobenswerte Langstreckentauglichkeit - auch was den Federungskomfort angeht. Geringer Radstand und kurze Federwege bleiben zwar nicht verborgen, aber es sind nur die wenigen, wirklich groben Unebenheiten, die als unangenehme Stöße durchkommen.

City-Betrieb steht im Vordergrund

Es war, das zeigt sich hier, auch nicht nötig, zugunsten der Fahrsicherheit Zugeständnisse beim Komfort zu machen, wie sie sich beim Smart als notwendig erwiesen. Schließlich bedient sich der Toyota iQ des bewährten Mini-Konzepts mit Frontantrieb. Dessen Möglichkeiten erscheinen allerdings nicht optimal genutzt, denn so wieselflink, wie das seine Statur nahelegt, fährt sich der Toyota iQ nicht. Mit zunehmender Querbeschleunigung steigen die Lenkkräfte deutlich an, zudem beeinträchtigt die stark ausgeprägte Neigung zum Untersteuern die Handlichkeit. Das Augenmerk lag ganz offensichtlich auf dem City-Betrieb: Da lenkt sich der kleine Toyota spielerisch und wirkt dank dem kleinen Wendekreis sehr behände.

Dass die elektrische Servolenkung nur wenig Fahrbahnkontakt vermittelt, stört unter diesen Umständen nicht. ESP ist serienmäßig, und das ist auch gut so. Der elektronische Helfer bügelt es aus, wenn Gaswegnehmen in schnellen Kurven Unruhe ins Heck bringt. Der Eingriff erfolgt nachdrücklich, untermalt von nervtötendem Piepsen. Kurven- Eskapaden lässt man allein schon deshalb gerne bleiben. Bei einer Vollbremsung bleibt der Toyota iQ nicht so sauber in der Spur, wie sich das gehört, vor allem nicht auf unterschiedlich griffigem Untergrund. Auch da ist dann die Stabilitätselektronik gefordert. Das ist, obwohl die Situation nicht kritisch wird, mehr als ein Schönheitsfehler, weil es bei weniger geübten Fahrern zu schwer kalkulierbaren Schreckreaktionen führen kann. So rundet sich das Bild ab: ein überzeugendes Konzept, dem weiterer Feinschliff guttäte. So wie vor 50 Jahren.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Toyota iQ 1.4 D-4D
gute Platzverhältnisse für zwei Passagiere und Gepäck
saubere Verarbeitung
einfache Bedienung
gute Übersichtlichkeit
zu kleines Wischerfeld hinten
Fahrkomfort
bequeme Sitze
gute Klimatisierung
befriedigender Federungskomfort
laute Windgeräusche
Antrieb
kräftiger Dieselmotor
leicht schaltbares Sechsganggetriebe
wenig Durchzugskraft im sechsten Gang
Fahreigenschaften
sicheres Kurvenverhalten
befriedigende Handlichkeit
kleiner Wendekreis
Lenkung mit geringem Fahrbahnkontakt
Sicherheit
umfangreiche Sicherheitsausstattung
geringe Spurstabilität beim Bremsen
Umwelt
geringe Schadstoff-Emission
durchschnittlicher Verbrauch
Kosten
niedrige Unterhaltskosten
drei Jahre Garantie
relativ hoher Preis
Technische Daten
Toyota IQ 1.0 1.4 D-4D IQ
Grundpreis15.700 €
Außenmaße2985 x 1680 x 1500 mm
Kofferraumvolumen32 bis 395 l
Hubraum / Motor1364 cm³ / 4-Zylinder
Leistung66 kW / 90 PS bei 3400 U/min
Höchstgeschwindigkeit170 km/h
0-100 km/h10,8 s
Verbrauch4,0 l/100 km
Testverbrauch6,1 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten