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Test Land Rover Defender 110 2.2 TD4
Legende mit neuem Herz

Zum Modelljahr 2012 gibt es einen neuen Motor für den Land Rover Defender. Im Einzeltest muss sich der verkleinerte Diesel beweisen.

Land Rover Defender 2.2 TD4 2012 Test
Foto: Torsten Seibt

Noch einmal durchschnaufen: Mit einem neuen Vierzylinder hat Land Rover die Euro-5-Hürde gemeistert. Das bedeutet für die Fans Planungssicherheit bis 2015, mindestens so lange wird der Land Rover Defender weiterhin in seiner legendären Form beim Händler stehen. An dieser Form hat sich zum Modelljahr 2012 nichts geändert, die Unterschiede zum Vorjahresmodell, noch mit 200 Kubikzentimeter mehr unterwegs, warten unter der charakteristischen Haube.

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Land Rover Defender 110 2.2 TD4

Zum ersten Test trat der neue Land Rover Defender in der meistverkauften Variante an: als 110er Station. Allerdings nicht nackt, wie Sollihull ihn schuf, sondern als „Bolivien“-Sondermodell. Das hat Land Rover Deutschland anlässlich der 2011er Auflage der Experience-Reise aufgelegt. 140 Autos wurden identisch zu denen aufgebaut, die sich damals in Südamerika bewähren mussten. Das Sondermodell hat unter anderem eine Warn 9.5-Seilwinde mit 4,3 Tonnen Zugkraft verbaut, Zusatzscheinwerfer und Unterfahrschutz an der Front, einen großen Dachgepäckträger auf dem Dach und die dazu passende Leiter am Heck. Der Ansaugschnorchel liftet die Wattiefe auf Monsun-taugliche Werte, ein Arbeitsscheinwerfer erhellt bei Bedarf die Szenerie hinter dem Wagen. Das installierte Laderaum-Trenngitter ist fernab von Bolivien im bundesdeutschen Alltag eher hinderlich, lässt sich aber rückstandsfrei entfernen. Hundebesitzer werden das dachhohe Gitterkonstrukt allerdings mögen. Ein echter Leckerbissen sind die installierten Recaro-Schalensitze. Ursprünglich für das Sondermodell SVX entwickelt, gibt es sie mittlerweile als reguläres Werkszubehör zu kaufen – der Satz für rund 3.300 Euro. Bei diesen Tarifen verwundert es nicht, dass das Sondermodell nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist. 46.500 Euro ruft der freundliche Land Rover-Händler auf, die Abenteuer-Aufkleber rundum sind dabei inklusive.

Auch an der Basis wurde es teurer. Um durchschnittlich rund 1.100 Euro hat Land Rover die Preise für den Euro-5-Defender erhöht. Los geht es jetzt bei 26.690 Euro für den Defender 90 als Softtop, der 110er Station ist ab 32.290 Euro zu haben. Das ABS mitsamt der enthaltenen elektronischen Traktionskontrolle kostet weiterhin einen strammen Aufpreis, 1.850 Euro, in allen Ausstattungsvarianten. Die Karosserievielfalt bleibt im aktuellen Modelljahrgang nach wie vor konkurrenzlos. Drei Radstände, geschlossen, als Hard- oder Softtop sowie als Pickup lassen sich bestellen, wer gerne selbst bastelt, bekommt sogar ein nacktes Fahrgestell mit Fahrerkabine, fit für den Wohnkabinen-Aufbau.

Land Rover Defender 2012 – Leistung bleibt gleich

Müssen Defender-Fans vor dem neuen Motor Angst haben? Sicher nicht. Die nominellen Werte für Leistung und Drehmoment bleiben trotz 0,2 Liter weniger Hubraum identisch zur Vorgängermaschine. Mit 55 PS Literleistung ist auch der neue Motor sehr konservativ und auf Dauerhaltbarkeit ausgelegt, 100 PS pro Liter sind heute schließlich keine Seltenheit mehr bei Dieselmotoren. Gegenüber dem bisherigen TD4-Motor tritt der neue Vierzylinder aus dem Stand subjektiv etwas spontaner und aggressiver an. Beim eigentlichen Vortrieb ändert sich dagegen erwartungsgemäß wenig.

Die Beschleunigungs- und Durchzugswerte des Testwagens leiden etwas unter den gewichtigen Anbauten und dem hoch aufragenden Dachträger, der ab 90 km/h auch mit verhaltenem Summton den eigentlichen Riesenschritt beim neuen Modelljahrgang torpediert: Die Geräuschkulisse im Innenraum ist mächtig gesunken. Autobahn-Langstrecken, die auch ein Land Rover Defender zwangsläufig gelegentlich ertragen muss, sind nun ohne Gehörschutz möglich, fast heimelt es ein wenig im ehrwürdigen Gehäuse. Die stramme Heizung passt dazu, auch wenn sie nach alter Tradition kaum Zwischenstufen kennt. Orkan oder aus, sehr viel mehr Möglichkeiten bietet die Lüftersteuerung nicht. Nachgebessert wurde bei der Geschwindigkeit. Statt des bisher recht rüde bei echten 128 km/h einsetzenden Tempo-Begrenzers wird nun deutlich sanfter bei 145 km/h abgeregelt. Das ist auf Langstrecken nicht zu unterschätzen, wo sich jetzt Autobahn-Überholmanöver zügiger abwickeln lassen, ohne ständig gegen eine virtuelle Wand zu fahren.

Gewöhnungsbedürftig ist die Euro-5-Unsitte, die auch den neuen Defender-Dieselmotor plagt: langes nachdrehen des Motors. Bis zu zwei Sekunden dauert es, bevor der Motor beim schalten unter 2.000 Umdrehungen fällt, obwohl das Gaspedal längst frei ist. Im Alltag ist das nur akustisch nervig. Im Gelände dagegen durchaus störend, wenn der Defender nach einem Vollgasbefehl munter weiterfährt, derweil der Gasfuß längst gelupft ist.

Stichwort Gelände: Das kann er immer noch, da hat er nichts verlernt. Bedenken, der neue Motor würde an Steilhängen oder auf tiefem Boden schwächeln, sind unbegründet. Ganz genau werden wir das nach der Winterpause im Supertest nachprüfen, doch auch im normalen Geländeeinsatz zeigt sich der Defender des Jahrgangs 2012 als kompetenter Marschierer. Man kann ihn auch weiterhin einfach an eine Steigung stellen und Gas geben, so lange Traktion da ist, klettert er weiter, gibt der Motor nicht auf. Nur an der Bedienung wurde im Gegensatz zum Fahrgeräusch nichts weichgespült. Kupplung, Schaltung, Lenkung, alles an diesem Auto geht nach wie vor ein bis zwei Nummern schwerer als andernorts. Gemeinsam mit dem herrschaftlichen Wendekreis wird rangieren im engen Gelände eine echte Fleißarbeit. Manches ändert sich eben nie, aber das ist gut so.
 

Fazit:

Der Land Rover Defender wird auch weiterhin dem Zeitgeist trotzen. Mindestens drei Jahre Gnadenfrist verschafft ihm der neue Euro-5-Motor. Und wer weiß, vielleicht fällt Land Rover ja auch 2015 noch ein Trick ein, den Landy am Leben zu halten. Verdient hätte er es, denn so viel Charme und Charakter hätten viele andere moderne Autos gerne. Da verzeiht man ihm auch die eine oder andere Schrulle.

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