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Test Audi S3 gegen BMW M135i
1er eine Nummer zu groß für den S3

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Mit einem PS-Spritzerle und dezenten Modifikationen geht der BMW M135i in seinen zweiten Lebensabschnitt. Als Messlatte muss der Audi S3 herhalten - herrje, der Arme!

Audi S3, BMW M135i, Frontansicht
Foto: Rossen Gargolov

Meine Damen und Herren, kommen Sie näher, kommen Sie ran: BMW hat den M135i überarbeitet: Pauken und Trompeten für das - töteretetöö - neue Leuchtendesign, die - tatatataa - remodellierte Niere und die Leistungssteigerung von - halten Sie sich fest - 320 auf 326 PS. Und all das bekommen Sie - meine Damen und Herren - nun für gerade mal 1.050 Euro mehr.

BMW M135i ist würziger als der Audi S3

Nein, weltbewegend sind sie nicht, die Optimierungen, die sie der zweiten Einser-Generation nach vier Jahren nun angedeihen ließen - was aber auch daran liegt, dass es so viel zu optimieren gar nicht gab. Gerade das Topmodell BMW M135i war schon immer eines der stimmungsvollsten Sportgeräte seiner Art: sechszylindrig, hinterradgetrieben, ausbalanciert - und dank der Zaghaftigkeit der Facelifter besteht kein Zweifel daran, dass er es bleibt.

Das ist die schlechte Nachricht für den Audi S3, der sich traditionell schwertut, an seinen Lokalrivalen heranzukommen, emotional ebenso wie fahrdynamisch. Die gute: In diesem speziellen Fall hat er die Chance, seine vermeintlichen Nachteile zu kompensieren. Da wäre zum einen der Allradantrieb. Schon klar, den kriegt man auf Wunsch auch im BMW M135i - nur bislang noch nicht als Testwagen, sodass das Thema Traktion direkt geklärt sein dürfte. Dazu tanzte der Audi S3 zur kollektiven Überraschung als Zweitürer zum Test an, wodurch ein Gewichtsvorteil von immerhin 43 Kilo zum BMW entsteht.

Fürs generelle Fahrgefühl spielt die Karosserie - von den pummeligen Cabrio-Ausgeburten mal abgesehen - aber keine große Rolle. Hüben wie drüben. Gestritten werden darf daher nur über den Geschmack. Und da beide Glaubensrichtungen aktuell bei uns zu Dauertests hospitieren, kann ich Ihnen sagen, dass das durchaus passiert - milde ausgedrückt.

Gießen wir also kein Öl ins Feuer und bleiben sachlich: Der BMW - und diese Meinung ist einhellig - ist das würzigere Auto, artikuliert seinen Reihensechser überaus eloquent, mit einem zartgeräucherten Auspuffakzent und treibt mindestens genauso hochgenüsslich an. Butterweich schiebt sich der Turbo in die Kraftentfaltung, dann wadelt der Dreiliter los. Schnurstracks, krachledern und trotz zünftiger 0,8 bar Ladedruck so wunderbar unberührt in seiner Anmutung.

Audi S3 fehlt das gewisse Etwas

Der Audi S3 ist da ganz anders. Auch er toucht sportiv, fühlt sich jedoch irgendwie kunstfaseriger an, borstiger, brummkreiselt eher, anstatt zu drehen. Trotz seiner hoch dosierten Aufladung - 1,2 bar pressen 300 PS aus 1.984 Kubik - rappelt er sich fast genauso zackig auf wie das BMW-Organ, drückt in der Folge zwar nicht ganz so ausdauernd, aber durchaus mit Mumm, und bricht auch obenrum in keinster Weise ein.

Und doch fehlt ihm irgendetwas, das heißt: nicht irgend Etwas fehlt, sondern dieses gewisse, das es für eine Beziehung zwischen Mensch und Maschine einfach braucht. Vielleicht liegt es am oberflächlichen Resonatorklang, vielleicht am spröden Doppelkuppler, der sich beim Anfahren ganz gern mal verhaspelt.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der TFSI ein echter Hansdampf in allen Klassen ist, einer der es im Konzern wirklich mit jedem treibt – huch: jeden antreibt, wollt' ich sagen. Mal hat er 1,8 Liter Hubraum, mal zwei, mal 120 PS, mal 310, mal schlüpft er dem Golf unter den Deckel, mal einem Seat, und seit einiger Zeit bandelt er sogar mit E-Motoren an. Soll heißen: Der Audi S3 ist nur eine von einer ganzen Litanei an Kombinationen, die sie derzeit aus dem Modular-Baukasten zusammenstückeln, eine gute, okay, aber eben nicht alternativlos. Der BMW M135i hingegen ist in dieser Form absolut einzigartig. Bisweilen zumindest, aber dazu kommen wir nachher.

Achtstufenwandler im BMW M135i ein Genuss

Das Erstaunliche: Trotz aller Unterschiedlichkeit in den Herangehensweisen liegt ihr jeweiliger Unterhaltungswert auf der Landstraße praktisch gleich hoch. Der BMW M135i schwingt im Test eher um Kurven, der Audi S3 legt sich satt in sie hinein - und beides hat Charme. Wie viel, hängt auch von der Wahl des Getriebes ab, die man bei beiden noch hat - mit Betonung auf noch. Im Audi muss es - auch das sehen hier alle so - der Handschalter sein, einfach weil das Sechsgang-DSG zu zögerlich auf Tempowechsel reagiert, und wenn doch, dann meist recht rabiat.

Der Achtstufenwandler im BMW M135i kann das jedenfalls um Welten besser. Und noch einiges mehr. Er liest aufmerksamer von der Fußsohle, lässt die Gänge softer, aber genauso zielgenau in den Kraftfluss tropfen und bezieht seit der Modellpflege sogar Navi-Daten in seine Schaltstrategie mit ein. So hart es ist: Neben einem wie ihm wird es die Handschaltung schwer haben in Zukunft.

Zumal wenn es um Performance geht, an den Automaten sowieso kein Weg mehr vorbei führt. Und wie Sie sicher wissen, tut es das bei uns am Ende stets - zum Leidwesen des Audi.

Der eine gut, der andere besser

Dass der Audi S3 zurückhaltender spurten und nicht ganz so elastisch durchziehen würde, war vorhersehbar. Minderleistung, magereres Drehmoment, geringere Ganganzahl - von weniger kommt halt auch nicht mehr, klar. Wie ihn der BMW M135i im Test querdynamisch abserviert, kommt dann aber doch etwas überraschend.

Speziell im Slalom, mein lieber Herr Gesangverein: Wie abgerichtet hechtet der BMW da rein, schlenzt, wedelt, nie zu viel, nie zu wenig - während sich der kopflastigere Audi mit jedem Lastwechsel immer mehr aufschaukelt. Erst in Hockenheim scheint sich der Audi S3 zu fangen, kurvt schnörkellos, dank der exakten Lenkung sogar recht engagiert - doch dann verhindert sein katastrophal abgestimmtes ABS, dass er wenigstens seine Ehre rettet. Sobald man nicht in schnurgerader Linie anbremst, kommt es total aus dem Tritt, packt mal links, mal rechts, regelt extrem grob, sodass bisweilen sogar Räder stehen. Schon klar, Rennstrecke ist Extrembetrieb, Fakt ist aber: viele andere beherrschen das.

Siehe BMW M135i. Zwar ist auch er kein High-Performer vom Schlage eines A 45: Dazu untersteuert er zu bereitwillig und ist im Setup zu lax. Aber er bremst verlässlich und bewegt sich geschickt. Vor allem beim Einlenken, wo sich der Audi gern mal sträubt, schüttelt man ihn richtig schön locker aus dem Handgelenk - so war es vor der Modellpflege, und so ist es danach. Doch die Zeiten werden sich ändern, auch die in Hockenheim.

Schon im nächsten Jahr dürfte Audi den Allrad des S3 um eine radselektive Momentenverteilung ergänzen, was die latente Untersteuerneigung sicherlich etwas eindämmen wird - und somit den Handling-Vorteil des BMW. Gleichzeitig kommt ihm der Einser ein Stück entgegen, zumindest konzeptionell. Sein Schicksal lautet Quermotoren - traurig, aber in rund drei Jahren wahr. Dann ist's vorbei mit den Reihensechsern, vorbei mit dem Heckantrieb und - wer weiß - auch mit seiner Vormachtstellung. Ob es dazu paukt und trompetet? Sagen wir so: manche hier hören schon das Totenglöckchen - bimmelimm.

Fazit

So verloren, wie der Audi S3 in der Endabrechnung dasteht, ist sein Posten nicht. Zumindest nicht im normalen Leben. Dort ist er eine straffe, kernige und verdammt fixe Alternative zum BMW M135i, und – das soll gelegentlich ja auch mal eine Rolle spielen – die günstigere. Unter Wettbewerbsbedingungen jedoch ist der BMW als Messlatte eine Nummer zu hoch, nach wie vor der sehr dezenten Modellpflege. Natürlich profitiert der Einser auch von seinem fulminanteren Motor, verdeutlicht im Slalom aber durchaus eindrucksvoll, dass sein Sieg keinesfalls darauf zu reduzieren ist. Mit 70 km/h im Schnitt wieselt er um die Hütchen herum. Und, Freunde der Sonne, das schaffen so einige Sportwagen nicht!

Technische Daten
Audi S3 2.0 TFSI Quattro BMW M135i
Grundpreis41.950 €44.900 €
Außenmaße4254 x 1777 x 1401 mm4324 x 1765 x 1411 mm
Kofferraumvolumen325 bis 1060 l360 bis 1200 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder2979 cm³ / 6-Zylinder
Leistung221 kW / 300 PS bei 5500 U/min240 kW / 326 PS bei 5800 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
0-100 km/h5,1 s5,0 s
Verbrauch6,9 l/100 km7,5 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten